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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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ganzen Esprit-Clubs, die, die uns alle seit heute Morgen verzaubert. Ich bitte unseren neuen Freund auf die Bühne… Willy!«
    Lieutenant Cruyff schritt langsam die Stufen hinab, ein Spot leuchtete ihm den Weg. Er fand also an allem Gefallen, sogar an Karaoke. Viviane wäre lieber woanders gewesen, hätte lieber an nichts gedacht. Oder besser gesagt, an nichts anderes als an Lieutenant Augustin Monot, der sich für solche Banalitäten niemals hergegeben hätte.
    Willy hielt sich so verliebt am Mikrophon fest, wie er das Handgelenk eines Mädchens gehalten hätte. Er begann, die Augen halb geschlossen, warf kaum einen Blick auf den Text, der auf dem Bildschirm angezeigt wurde.
    Wie wünsch ich mir, du würdest dich erinnern
    der frohen Tage, da wir Freunde waren,
    Das Leben war zu jener Zeit viel schöner …
    Er konnte gut singen, der Knallkopf, Viviane lief ein Schauer über den Rücken. Er eiferte niemandem nach, er hatte seinen ganz eigenen Stil gefunden und hauchte:
    Wir lebten beide miteinander,
    du liebtest mich, ich liebte dich …
    Der Kommissarin entfuhr ein langer Seufzer, als er wiederholte:
    Doch das Leben trennt die Liebenden
    ganz sanft, ganz ohne Lärm und Streit.
    Dann kommt das Meer und tilgt im Sand
    die Spur des Paars, das sich entzweit …
    Es gab kein Karaoke mehr, nur noch eine warme Stimme, die einem die Tränen in die Augen trieb. Viviane schämte sich dessen nicht, sie war nicht die Einzige im Amphitheater, die gerührt war. Der Lieutenant beendete das Lied ohne ein Lächeln, ohne einen Blick in die Menge, ging zurück an seinen Platz, an die Seite der Kommissarin, ohne den Applaus zu beachten, der ausgebrochen war, immer höher stieg und sich mit dem Echo der Mauern verdichtete.
    » Ihre Interpretation war umwerfend«, flüsterte sie ihm zu.
    » Das war keine Interpretation, das war Erlebtes. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich gehe schlafen.«
    Er ging ohne ein weiteres Wort. Zurück in ihrer Lodge, schlief die Kommissarin sogleich ein, erschöpft von diesem ersten Tag im Club. Wie viele solcher Tage musste sie ertragen, bevor der Fall zum Abschluss gebracht werden konnte? Im frühen Morgengrauen weckte sie ein Klopfen an der Tür.
    Es war ihr Lieutenant, einzig mit seinen himmelblauen Boxershorts bekleidet. » Kommen Sie schnell, ich habe eine tote Frau im Pool gefunden.«
    Er lief los, ohne auf Viviane zu warten. Sie hatte noch nie einen Mann so leichtfüßig rennen sehen. Seine nackten Füße berührten kaum den Boden. Sie folgte ihm tollpatschig, versuchte, ihr kurzes Nachthemdchen, so gut es ging, gegen ihre Schenkel zu pressen und war außer Atem, noch bevor sie am Ort des Geschehens ankam.
    Die Leiche einer jungen, nackten Frau um die dreißig lag dort am Beckenrand. Auf einem Liegestuhl daneben befanden sich einige Bekleidungsstücke, gefaltet und gestapelt.
    » Sie lag am Ende der Stufen des kleinen Beckens und war gar nicht ganz unter Wasser. Sie lag noch nicht lange da, deswegen habe ich sie rausgeholt und versucht, sie zu reanimieren, aber es war zu spät.«
    » Noch nicht lange da? Woher wissen Sie das?«
    » Ich bin vor einer halben Stunde am Becken vorbeigekommen; es wurde zwar gerade erst hell, aber wenn sie schon da gewesen wäre, hätte ich sie gesehen.«
    » Sind Sie Schlafwandler? Was machen Sie um diese Zeit draußen?«
    » Ich bin wegen der Zeitverschiebung so früh aufgewacht, also habe ich eine Runde durch den Club gedreht. Am Ende meines Spaziergangs war ich kurz in meinem Zimmer, um meine Badehose zu holen und schwimmen zu gehen, und da hab ich sie gefunden.«
    Die Ertrunkene hatte ein gewöhnliches Gesicht, das stark geschminkt war, ihr Körper hatte keinerlei Anmut. Viviane berührte sie. Die junge Frau war schon kalt. Konnte man in einem Pool so schnell abkühlen? Sie war sich unsicher. Sie hob die Arme der Frau an, was bereits etwas schwierig war. Die Beine ließen sich auch nicht leichter anheben.
    » Sie war ein wenig steif, als ich sie rausgeholt habe, Commissaire. Aber das will nichts heißen, ich glaube, dass die Leichenstarre schneller eintritt, wenn der Tod von Krämpfen begleitet wird.«
    » Sehr gut, Willy, da lernt man ja tolle Sachen auf der Polizeischule! Abgesehen davon habe ich noch nie eine Leichenstarre gesehen, die nach so kurzer Zeit so ausgeprägt gewesen wäre«, antwortete sie, während sie die Füße der Frau befühlte. Sie drehte die Leiche um, kniete sich neben sie, um sie genauer zu untersuchen, an ihr zu schnuppern. Es war nur der

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