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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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zunichtezumachen. Viviane folgte ihm resigniert zu besagtem Amphitheater. Man erreichte es, indem man an der Wiese der zona privada entlanglief und dann eine breite Treppe nach oben ging, die auf einem hohen Berg aus trockener Erde angelegt war, den nur wenige, in Terrassen angeordnete Bepflanzungen begrünten. Oben traf man dann auf eine Wand aus großen Kakteen, die rechts und links von einem Holztor dicht an dicht gepflanzt waren. Als Viviane und Willy eintraten, entdeckten sie die in Felsen gehauenen Stufen, die die Hälfte des Amphitheaters einnahmen und zur Spielfläche und Bühne hinabführten. Das Ganze war von einer Mauer umgeben, die über vier Meter hoch war und die Zuschauer vermutlich vor dem Wind schützen sollte, der vom Meer kam. Die Bühne wurde von einem riesigen Glasdach bedeckt, rechts davon waren Toiletten, links ein Regiehäuschen.
    Hinter der Bühne diente eine einfache Trennwand dazu, Schauspieler und Requisiten zu verbergen. Unter der Bühne war ein Raum von einem halben Meter Höhe, halb verdeckt durch einen Vorhang, hinter dem anscheinend Dekor und schweres Gerät verstaut wurden.
    Mit geübt professionellem Blick hatten die Kommissarin und der Lieutenant die Mauer in Augenschein genommen. Es gab offensichtlich keinen anderen Eingang als das Tor. Viviane setzte sich oben auf die Stufen. Dieses Amphitheater war ihr Feind, sie wollte es genau taxieren. Sie hatte schon Krimis gelesen, wo Morde in abgeschlossenen Zimmern stattfanden, hier hatte es einen Mord unter freiem Himmel in der Sonne gegeben.
    Die Stufen fielen sehr steil ab, aber um die Horde Chéris zu bremsen, die sich um die Plätze in der ersten Reihe stritten, bedurfte es schon mehr.
    Der Blick der Kommissarin blieb weiter oben hängen. Sie betrachtete den Galgen, der mitten auf der Bühne stand. Mehr als ein Galgen: ein großer Klettermast, fünf Meter hoch, an dem ein großes Metallrad mit dicken Speichen hing, auf denen die Scheinwerfer befestigt waren. Da hatte man King also aufgehängt. Was hatte der Mörder gedacht, als er sah, wie sich die Horde an dem Leichnam ergötzte? Viviane hatte eine kurze, trügerische Gewissheit. Der Schlüssel zum Geheimnis, wenn es einen gab, lag hier.
    Und der Mörder? Wo war er? Sicherlich hier auf den Stufen: Kokos und Kikis, Chéris und Heydudas– das ganze Dorf drängte hierher, um an dem großen Karaoke-Abend teilzunehmen.
    Der weiß gekleidete Animateur-Koko griff nach dem Mikro und brüllte: » Guten Abend, meine Chéris, seid ihr alle da?«
    » Jaahh…«
    Die Meute war nicht in lautes Geschrei ausgebrochen, sie kannte die Regeln und beherrschte das Spiel. Animateur-Koko war nur ein Komparse.
    » Wie, meine Chéris, ich habe nichts gehört. Ich will eine Antwort, die die Mauern erbeben und die Dachziegel bis an die Küsten der Türkei wegfliegen lässt! Seid ihr heute Abend alle da?«
    » Jaaaaaahhhhh!«, brüllte das Publikum.
    Viviane drehte sich zu Willy um. Er hatte aus vollem Halse Jaaaaaahhhhh! geschrien, wie ein wohlerzogener Chéri. Am liebsten hätte Viviane noch lauter gebrüllt. Gebrüllt, dass sie nicht wollte, nicht konnte, dass sie niemals diesen Clubgeist haben würde. Aber das war nicht weiter schlimm, Willy hatte Clubgeist für zwei.
    Die Dunkelheit war hereingebrochen, der Abend konnte losgehen. Nur der Form halber stellte man Viviane und Willy vor. Sie mussten nicht auf die Bühne und auch nicht ihre Namen sagen. Man rief sie auf, sie hoben die Hand, eine Stablampe strahlte sie an, Animateur-Koko arbeitete sich durch die üblichen Fragen und Antworten; eine Minute später wusste das ganze Clubdorf, dass Viviane eine bekannte Drehbuchautorin war, eine Berühmtheit in Fernsehkreisen, » Ihr habt ihre Filme alle gesehen, einen großen Applaus für Viviane!« und » Willy, der sein Leben dem gewidmet hat, die Werte des Sports und der Brüderlichkeit bis ins Herz der schwierigsten Viertel zu tragen, einen großen Applaus!« Man genehmigte ihnen noch etwas sparsamen Applaus– den echten, den hob sich die Meute für das Karaoke auf.
    Als Vorspeise wurden einige junge Talente serviert, aber nichts Ernsthaftes, man wartete auf die Schwergewichte.
    Animateur-Koko wusste das, als er ankündigte: » Und jetzt: Zeit für Gefühl und Sinnlichkeit, Platz für Männer, die Frauen ins Herz treffen. Welche Romanze ist schöner als Les Feuilles mortes, Die toten Blätter, ein unsterbliches Liebeslied! Schon unsere Großmütter trällerten es. Für dieses Lied: Die schönste Stimme des

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