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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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antworten. Sie gingen an den Regalen entlang: Pfeile und Bogen, Bälle, Boule-Spiele, Rollschuhe, Musikinstrumente, Stelzen, Trödel, Fallschirme, Strandspiele, Hüpfbälle, aufblasbare Gummiringe, Jonglierartikel, alles, was nötig war, um aus schlappen Touristen aufgedrehte Chéris zu machen.
    Willy sah sich die Regale sehr konzentriert an. » Ich frage mich, ob das hier nicht interessante Fährten sind.«
    » Sie machen den klassischen Anfängerfehler, Lieutenant, Sie sehen überall Indizien. Je mehr falschen Fährten Sie folgen, desto weniger können Sie die richtigen entdecken. Kommen Sie?«
    Die Kostüme hingen hinten im Raum, auf Kleiderbügeln, die Willy rasch durchsah. Er fischte eine weiße Tunika und eine lange, rote und spitze Maske heraus. » Ich probier die mal an«, schlug er vor.
    Viviane blieb keine Zeit, es ihm zu verbieten, der Lieutenant hatte die Tunika schon übergezogen. Er war wirklich wie ein großes Kind.
    Er setzte die Maske auf und murmelte mit gedämpfter Stimme: » Haben Sie gesehen, Viviane? Das ist schlau. Anstatt nur kleine Löcher für Augen und Mund zu machen, hat man ein großes Loch mit roter Gaze davorgemacht. So kann jeder etwas sehen, egal ob groß oder klein.«
    » Sehr gut, Willy, aber seien Sie brav und räumen Sie das weg. Wir spielen an einem anderen Tag Verkleiden. Gehen wir.«
    So leer wirkte das Amphitheater riesengroß. Sie schritten alles sorgfältig ab, ohne etwas Besonderes zu entdecken. Das Regiehäuschen war durch die Glastür komplett einsehbar. Die Trennwand am hinteren Ende der Bühne bot keine Möglichkeit, etwas zu verstecken, und die Toiletten hatten halbhohe Schwingtüren. Blieb der Zwischenraum unter der Bühne, der von einem Vorhang verdeckt war: Dahinter war auf wenigen Metern ein Sammelsurium von Schienen, Stangen, Dekor und Requisiten ineinandergestopft.
    » Werfen Sie mal einen Blick ganz nach hinten, Lieutenant«, wies Viviane ihn an.
    Willy krabbelte erst auf allen vieren, dann robbte er. Eine dumpfe Stimme erklang von hinten: » Wir verlieren unsere Zeit, Commissaire. Hier ist es zu eng, um sich zu verstecken. Oh, Beine! Eine Leiche! Ach nein, das ist nur eine Strohpuppe.«
    » Bringen Sie die her!«
    Ihr Assistent brauchte einen Moment, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und auf die Bühne zurückzukommen.
    » Ganz schön schwer, das Ding, wiegt bestimmt fünfzig Kilo.«
    Die Strohpuppe war gut gemacht: ein Kopf, ein Rumpf, die Glieder aus Stoff in einer Hülle aus Sackleinen. Willy betrachtete die Puppe freundschaftlich. Er mochte wirklich jeden. » Das ist bestimmt die Puppe aus der Aufführung. Wenn man die ganz hinten verstecken kann, hätte man auch Kings Leiche hier verstecken können.«
    » Unmöglich. Sie haben doch gesehen, wie schwer Sie sich damit getan haben. King war zwei- oder dreimal so schwer.«
    Sie setzte sich an den Bühnenrand und dachte nach. Die Geschichten von Kokos und Kikis, die ein und aus gingen, entzogen sich ihrem Verständnis. Nichts passte zueinander. Willy hatte sich zu ihr gesetzt, einige Plätze weiter, und spielte mit der Canon von Königin.
    » Tun Sie sich keinen Zwang an, Lieutenant. Was ist mit Diskretion?«
    » Das sind ja nur Fotos, interessante Fotos.« Er hatte den digitalen Apparat auf Wiedergabe eingestellt und klickte sich durch die Aufnahmen. Man sah fast immer dieselbe Person: groß, übergewichtig und souverän thronte King mit seiner riesigen Hornbrille und bedachte das Objektiv mit einem munteren Lächeln. Er wirkte nicht so böse, wie er beschrieben wurde. Ein gutherziger Tyrann, hatte Animateur-Koko gesagt. Mehrere Fotos zeigten die beiden zusammen. Es war eindeutig, die beiden verband echte Freundschaft. Manchmal posierte King mit Königin. Hier war die Beziehung schon fragwürdiger. Das Lächeln war eingefroren, fast künstlich. Wer simulierte das Glück mit wem? Willy unterbrach seine Gedanken. » Commissaire, sehe n Sie ma l…« Er zeigte auf eine lange, schmale Metallleiter, die gegen die erste Reihe der Stufen gelehnt war.
    Viviane betrachtete nachdenklich das obere Ende des Galgens und die Scheinwerfer, die dort angebracht waren. » Was denn, eine Leiter, ja und? Wahrscheinlich, um die Scheinwerfer zu montieren. Oder einen Dorfchef aufzuhängen.«
    » Vielleicht hat man sie auch benutzt, um das Amphitheater zu verlassen und zu betreten.«
    Er könnte recht haben, Viviane war beleidigt. Das musste an der Sonne liegen, sie machte sie müde, sie konnte sich nicht konzentrieren.

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