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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Willy schien in Bestform zu sein.
    » Und wenn sie King ermöglicht hat hinauszugehen und dem Mörder, mit der Leiche wiederzukommen?«
    Viviane zuckte die Schultern. Der Typ nervte sie mit seinen Einfachlösungen. Sie las die Sicherheitsvorschriften durch, die auf einem Aufkleber auf der letzten Sprosse vermerkt waren. » Können Sie rechnen, Lieutenant? Maximalbelastung: hundertfünfzig Kilo. Aber nur hundertzwanzig, wenn sie ausgezogen ist, bei mehr als vier Metern. Vier Meter, das entspricht der Höhe der Mauer. Ihr Mörder hätte also höchstens dreißig Kilo gewogen? Ein Miniaturherkules, der Junge, dreißig Kilo reine Muskeln, um hundertzwanzig Kilo auf die Leiter zu hieven.«
    Willy schwieg. Er schmollte. Viviane hatte auch nicht wenig Lust zu schmollen. Eine Lösung mit der Leiter hätte ihr gefallen. Eine hübsche Lösung, so einfallsreich wie Logik-Spiele für Kinder. Diese Geschichten, wie man vier Liter mithilfe eines Fünf- und eines Drei-Liter-Eimers bestimmen kann, oder die Geschichte vom Boot, dem Wolf, der Ziege und dem Kohlkopf– sie hatte das immer geliebt.
    Willy, der weniger theoretisch veranlagt war, war schon dabei, die Leiter an die Mauer des Amphitheaters zu lehnen.
    » Wir werden einen Test machen, Commissaire. Ich wiege zweiundsiebzig Kilo, und Sie?«
    Sie starrte ihn entgeistert an. Der Kerl wagte es, sie nach ihrem Gewicht zu fragen. Niemals hätte einer ihrer Männer es gewagt, eine so unsinnige Frage zu stellen. » Ich weiß nicht, ich habe mich lange nicht gewogen. Ich würde sagen, gute fünfzig.«
    Der Lieutenant sah sie skeptisch an und justierte die Leiter. » So oder so, es wird gehen. Da wir die Verlängerung nicht brauchen, um bis nach oben zu kommen, können wir bis hundertfünfzig gehen. Klettern Sie mit mir hoch?«
    » Machen Sie das mal alleine, ich bin nicht schwindelfrei.«
    Er kletterte leichtfüßig hinauf. » Die Aussicht ist toll! Ah, das ist ja interessant. Direkt darunter ist es gar nicht steil, hier führt ein Pfad am Felsen und dann an der Mauer entlang, wie ein Zöllnerpfad.«
    » Könnte man die Leiter dort abstellen, wenn man sie auf die andere Seite holen würde?«
    » Unmöglich, der Pfad ist viel zu schmal, und danach kommt gleich der Abgrund.«
    » Haben Sie den Weg heute Morgen gesehen, vom Strand aus?«
    » Nein, er wird zu großen Teilen von Büschen verdeckt, die weiter unten angepflanzt sind, dann verliert er sich zwischen dem Geröll und den Brombeersträuchern, die den Strand säumen.«
    » Und von der Seite des Nachtclubs aus? Von der großen Wiese oder von den Stufen aus müsste man ihn doch sehen können, oder?«
    » Auch nicht, da verbergen ihn die Berberitzensträucher. Man muss über den Strand gehen, um ihn zu erreichen.«
    » Führt Ihr Pfad entlang der Mauer des Amphitheaters?«
    » Warten Sie, ich klettere etwas höher.« Er hievte sich auf die Mauer, setzte sich rittlings drauf und arbeitete sich nach vorne. » Das müssten Sie wirklich sehen, Commissaire.«
    » Nein, ich vertraue Ihnen, Cruyff. Sagen Sie es mir.«
    » Der Pfad wird sehr schmal, dann teilt er sich und wird wieder breiter und endet schließlich auf einem kleinen Hochplateau, das zum Meer hin liegt. Ein richtiges Belvedere, mit einer Orientierungstafel. Nur Erde, Geröll, Gestrüpp und Wind. Ah, und zwei Liegestühle, die hinter großen Büschen stehen. Weiter nichts.« Er vollführte eine kunstvolle halbe Drehung auf der Mauer und kehrte zur Leiter zurück. Er stieg hinab, glücklich wie ein kleiner Junge.
    » Sehen Sie mit Ihrer Leiter mal auf der anderen Seite nach«, sagte Viviane und zeigte auf den Mauerabschnitt, der zu dem Bereich führte, der außerhalb des Clubgeländes lag.
    Sie war der Boss, er der Befehlsempfänger, das sollte er nicht vergessen.
    Der Lieutenant kletterte dort nach oben, beugte sich über die Mauer und schüttelte den Kopf. » Auf dieser Seite geht es hinter der Mauer steil bergab. Irgendwann wird sie an der Stelle zusammenstürzen.«
    » Und wenn man auf dem Belvedere ist, könnte man von dort mit der Leiter rauf- oder runterklettern?«
    » Nein, hier ist zwar genügend Platz, um die Leiter aufzustellen, aber man kommt nicht auf die Mauer, das ist der Teil des Amphitheaters, der von dem Glasdach bedeckt ist. Ich glaube, ich bin jetzt ein Mal rum, ich komme runter.« Leichten Fußes gesellte er sich wieder zur Kommissarin. » Das ist interessant, oder?«
    » Interessant, ja, aber was machen wir damit? Mit der Leiter kommt man nicht rüber, weder

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