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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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in die eine noch in die andere Richtung. Da wo man raufkommt, kommt man nicht runter. Und wo man runterkommt, kommt man nicht rauf.«
    » Einspruch! Man kann von innen hinauf, auf der Mauer entlanggehen, dabei die Leiter tragen, sie dann schräg am Rand des Glasdachs aufstellen und runterklettern.«
    » Würden Sie sich das zutrauen?«
    Er zögerte, verzog das Gesicht. » Ist schon sehr gewagt, aber wenn Sie mich fragen…«
    » Ich verbiete Ihnen, das auszuprobieren, Willy.«
    Die Hände auf den Hüften, betrachtete der Lieutenant die Mauer. » Mit einem Bambusstab, wie man ihn früher benutzt hat, müsste man diese vier Meter gut überwinden können. Man müsste nur schräg Anlauf nehmen…«
    Viviane seufzte vor Überdruss. Warum nicht gleich ein Batmobil?

Kapitel 9
    Der Lieutenant ließ sich neben der Kommissarin nieder, wie ein treuer Labrador. » Und was machen wir jetzt?«
    Sie hatte keinen blassen Schimmer, wollte den Labrador aber nicht enttäuschen. » Sehen Sie noch mal unter der Bühne nach, ob etwas dazu gedient haben könnte, über die Mauer zu klettern.«
    Willy zog los, Viviane nahm die Canon in die Hand und klickte sich durch die Fotos. Eingehend betrachtete sie die Blicke, die die Kokos auf das Objektiv gerichtet hatten, also auf Königin. Ob bei einigen eine besondere Vertrautheit durchschimmerte? Sie schaute noch einmal alle Bilder durch. Sie wusste nicht, wonach sie suchte. Das heißt, sie wusste es sehr gut, sie stellte sich dieselbe Frage wie King: Könnte eines dieser vergnügten Gesichter Königins Liebhaber gehören?
    » Ich habe das hier gefunden, Viviane.« Willy streckte ihr ein gelbes Seil von ungefähr zwölf Metern Länge entgegen. » Ein Bergsteigerseil, das das Gewicht eines Mannes halten könnte, selbst eines sehr dicken.«
    » Um ihn zu erhängen, gut. Aber wie wollen Sie damit über eine Mauer kommen?«
    » Ich würde es auf der anderen Seite einem Komplizen zuwerfen. Er würde das Seil gespannt halten, während ich hochklettere. Oben angekommen, würde ich auf der Mauer entlanggehen bis zu der Stelle, wo der Pfad breiter wird, und hinunterspringen.«
    » Mit dem toten oder lebendigen King auf dem Rücken?«
    Der Lieutenant schaute skeptisch drein.
    » Räumen Sie das Seil wieder weg, Willy, es reicht.«
    » Und was machen wir jetzt?«
    Er schien diese Frage zu mögen.
    » Heute ist Sonntag, Sie haben frei.«
    Er zog fröhlich los. Zu fröhlich, das war beleidigend. Als sie die Treppe hinabging, blieb sie mit dem Fuß an der Kante einer Stufe hängen und riss dabei ein Riemchen ab. Das hatte ihr noch gefehlt. Nun hinkten sie und ihre Ermittlungen gleichermaßen.
    In der zona privada traf sie auf eine Heyduda, die sie humpeln sah und ihr deswegen gleich mitfühlend auf die Füße blickte. » Gehen Sie doch zu Clown-Koko, er wird das reparieren«, sagte sie und zeigte auf die nächste Lodge.
    » Welches ist sein Zimmer?«
    » Seine Zimmer. Die beiden vorderen, er ist nämlich mit Spritzen-Kiki verheiratet. Die beiden hinteren sind die von Schraubenzieher- und Küchen-Koko.«
    Die Tür stand offen. Clown-Koko saß in einem Sessel und las einen Essay von Bernard-Henri Lévy.
    » Sind Sie auch Schuster?«, fragte Viviane.
    » Warum nicht? Man kann Clown sein und noch einen anderen Beruf haben. Er hier ist zum Beispiel Philosoph«, sagte er und zeigte auf sein Buch.
    Viviane zeigte ihm ihre Sandale, die er mit Kennerblick untersuchte.
    » Eine Niete wird nicht halten. Das muss genäht werden. Macht 15 Euro. Kommen Sie in zwei Tagen wieder.«
    » Könnten Sie mir die nicht sofort reparieren? Ich habe sonst nur Pumps dabei.«
    » Kein Problem. Aber dann kostet es dreißig Euro. Bei Notfällen oder am Sonntag kostet das extra. Wie beim Arzt.«
    Viviane gab ihm zwei Scheine, Herr Dr. Schuster setzte seine Brille aus dünnem Metall ab und machte sich an die Arbeit. Er machte mit einer langen Ahle ein Loch ins Leder und bewies dabei erstaunliches Feingefühl für einen so schweren Mann.
    » Ist das Ihr Zivilberuf?«
    Clown-Koko sah sie empört an. Ohne Verkleidung, ohne rote Nase war er ein stattlicher Mann. Er war groß, imposant wie ein Bauer aus dem Südwesten, aber er war nicht fett.
    » Machen Sie Witze? Ich hab Philosophie studiert. Ich habe sogar eine Arbeit über Die Evolution des Habeas Corpus im kantischen System geschrieben. Ich hätte Dozent werden können, aber durch Zufall bin ich Clown geworden, nach einem Praktikum hier. King fand mich sehr lustig, wenn ich von Philosophie

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