Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
Vom Netzwerk:
Verwaltung der Reservelager. Sie hatte Auffälligkeiten im Lager von Schraubenzieher-Koko bemerkt. Kurz vor der halbjährlichen Inventur Anfang Juli hätten die Regale sich plötzlich wieder gefüllt, ohne dass es Einkäufe gegeben habe. Die Inventur sei einwandfrei gewesen. Danach hätten sich die Regale wieder geleert, sehr viel schneller als dies bei normalem Gebrauch möglich gewesen sei. Die Heyduda warf ihr einen schmerzlichen Blick zu. » Es gibt eingekaufte Ware, die nicht da ist, und nicht eingekaufte Ware, die da ist. Verstehen Sie?«
    Die Kommissarin nickte. Sie war schon einmal auf Probleme mit manipulierten Inventurlisten in zweifelhaften Geschäften gestoßen, hatte mit Lagerbeständen zu tun gehabt, die von einem Laden zum nächsten zirkulierten. Es war offensichtlich, dass Schraubenzieher-Koko seinen eigenen kleinen Handel betrieb. Sie erinnerte sich an Königins Bemerkung » er gab zu viel für Instandhaltung aus«. Wahrscheinlich kaufte er zum Schein Dinge ein, die er dann rückvergütet bekam. » Warum erzählen Sie mir das?«, fragte Viviane die Heyduda.
    » Schraubenzieher-Koko hat mich dabei ertappt, wie ich wenige Tage nach der echten Inventur meine eigene machen wollte. Er hat mich nicht bedroht, hat mir aber zu verstehen gegeben, dass er wisse, wie ich heiße, dass er meine Adresse in Marseille kenne und dort viele sizilianische Freunde habe. Freunde, die wie er der Meinung seien, dass die beste Eigenschaft einer Praktikantin ihre Verschwiegenheit sein sollte.«
    » Und, was werden Sie jetzt tun?«
    » Ich bin mutig, aber nicht verwegen. Ich habe gekündigt, ohne Königin etwas davon zu erzählen, ich reise übermorgen ab. Ich habe mir gedacht, es wäre gut, wenn Sie das in Ihrem Film erwähnen könnten. Das ist alles.«
    Viviane sah, wie sie in Richtung der Büros abrauschte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hätte die Sache gern in die Hand genommen, der Studentin einen Rat gegeben. Aber das war nicht ihre Aufgabe. Hier war sie noch nicht einmal Polizistin.
    Am Mittag kam Königin sie abholen. » Wir können uns Zeit lassen, die Mitbewohnerin der jungen Toten ist mit dem Mittagsflug nach Frankreich abgereist. Wir können in Ruhe alles durchsuchen«, sagte sie, während sie die Zimmertür öffnete.
    Der Raum war fast leer, der Besuch fiel sehr kurz aus. Viviane öffnete das Portemonnaie, das auf dem Nachttisch lag. Sie zog einen Personalausweis und eine Gehaltsabrechnung heraus. » Liliane Gadret, wohnhaft in Niort. Einunddreißig Jahre, ledig. Gestern hatte sie Geburtstag. Arbeitet als Aushilfe im Callcenter. Die Arme, bei dem Gehalt hat sie sicher nicht mit Champagner gefeiert.«
    Viviane durchsuchte die wenigen Kleidungsstücke. Schlechteste Qualität, made in China. Sie rochen nach Sonnencreme und nach viel zu blumigem Deo. Ein dürftiges Leben. Der Koffer war fast leer, alt und aus miserablem Material. Das Innenfutter war zerrissen und mit Klebestreifen repariert.
    Viviane tastete die Oberfläche ab und ließ ein fröhliches: » Bingo!« ertönen. Sie entfernte den Klebestreifen, schob die Hand unter das Futter und zog einen Plan von Lindos und zehn Portionen eines weißen Puders in kleinen durchsichtigen Tütchen hervor. Sie öffnete eines davon, ließ einige Körnchen auf ihre angefeuchtete Fingerspitze fallen und leckte sie mit der Zungenspitze ab. Sie erkannte den bitteren Geschmack und fühlte eine leichte Betäubung aufkommen. » Das ist Koks, Königin. Das muss es sein, womit sie tatsächlich ihren Lebensunterhalt verdient hat. Sie hat wahrscheinlich gedealt und einen Teil zum eigenen Verbrauch behalten.«
    » Gedealt? Wo denn? Sicher nicht im Club. Hier bleibt nichts verborgen. Das wäre mir schon zu Ohren gekommen. Sie hat ihren Stoff wohl in Lindos verkauft.«
    Viviane betrachtete den Plan, nichts war darauf markiert worden. Sie setzte sich auf das Bett, um sich das Passbild von Liliane Gadret anzusehen. Sie versuchte, sich in die junge Frau hineinzuversetzen. Sie stellte sich vor, wie sie im Club eintraf, wie sie in die unbekannte Nachbarstadt fuhr, um dort Kunden aufzutun. Nein, das passte nicht, zu gefährlich. » Sicher hat sie mit einem Mittelsmann gemeinsame Sache gemacht. Gibt es unter Ihren Kokos und Heydudas welche, die häufig in Lindos sind?«
    » Häufig, nein. Spritzen-Kiki geht dort von Zeit zu Zeit Medikamente einkaufen, und Zecher-Koko geht dort manchmal was trinken. Sonst niemand. Ach doch, da ist noch Kerim, der Sohn des Türken, der Taubstumme. Er

Weitere Kostenlose Bücher