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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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fährt jeden Tag zur Arbeit in die Stadt. Aber ehrlich, wie ein Dealer sieht der nicht aus.«
    » Die besten Dealer sind die, die nicht danach aussehen. In welchem Restaurant arbeitet er?«
    » In dem am Eingang des Dorfes, neben der Straße, wir sind gestern daran vorbeigefahren. Was wollen Sie tun?«
    » Ich werde mich ihm als Konsumentin vorstellen. Mal sehen, wie er reagiert.«
    Viviane aß alleine zu Mittag. Genervt stopfte sie sich voll: Diese Geschichte verwirrte sie. Was hatte sie damit zu schaffen? Ein Mädchen war an einer Überdosis gestorben, traurig für das Mädchen. Aber was hatte das mit dem Tod von King zu tun? Man hatte sie nicht damit beauftragt, einen Drogenring auszuheben, sie würde einen Fehler begehen. Aber egal. Sie würde den Fehler mit Willy begehen, um sich weniger schuldig zu fühlen, entschied sie, und nahm sich noch von dem Feigengratin mit Pinienkernen.
    Während sie auf Willy wartete, vertiefte sie sich in Apollinaire. Sie las den ganzen Nachmittag. Überall: bei sich im Zimmer, am Pool, in den Liegestühlen bei der Bar, am Strand.
    Kein Willy. Er war verschwunden.
    Kurz vor dem Abendessen klopfte er bei ihr an, das Gesicht sonnengebräunt, die Haare strähnig vom Salz. Sein Gesicht strahlte wie das eines neufundländischen Fischers, der seine Frau im Hafen wiedertrifft.
    » Segeln ist toll, Viviane! Wir sind zu sechst losgefahren, in einem Walfangboot, damit Gegenwind-Koko uns einweisen konnte. Eine tolle Gruppe, Mädchen und coole Typen, alles junge Leute, aber Sie hätten auch mitkommen können. Ich habe gelernt, wie man eine Wende gegen den Wind macht, und wie man halst. Wir haben auf der kleinen Insel da hinten ein Picknick gemacht…« Als sein Blick auf den von Viviane traf, verstand er, dass er zu viel Zufriedenheit versprühte, und beeilte sich abschließend zu sagen: » Sie meinten doch, jeder macht, was er will.«
    » Na, dann schreiben Sie mal eine hübsche Postkarte, Willy. Und die schicken Sie dann dem Allmächtigen. Ah, und malen Sie doch noch ein Boot dazu! Und als Postskriptum erwähnen Sie bitte, dass ich währenddessen gearbeitet und nachgedacht habe. Das wird ihn beruhigen.«
    Sie berichtete von ihrem Tag und ihren Entdeckungen.
    Willys Gesichtsausdruck hatte sich verändert, er war wieder der aufmerksame Assistent geworden, alles hatte wieder seine Ordnung. » Ich gehe duschen und komme dann zu Ihnen«, schloss er höflich.
    » Nein, kommen Sie, wie Sie sind, so wirken Sie glaubwürdiger als Interessent für Koks.«
    Denn den Kunden sollte er mimen, das war nicht die Arbeit einer Kommissarin. Sie erklärte es ihm im Taxi.
    Das Restaurant war noch leer, nur auf der Terrasse saßen einige Touristen bei einem Getränk. Kerim wischte gerade den Fliesenboden. Er erkannte Viviane und Willy und sah sie besorgt an.
    Die Kommissarin ließ ihren Lieutenant machen. Es spielte wohl die Rolle seines Lebens, näherte sich Kerim zitternd, wie ein Kokser auf Entzug, drückte sich ein Nasenloch zu, atmete durch das andere ein, während der Taubstumme ihn wohlwollend beobachtete. Die Vorstellung war noch nicht zu Ende: Willy rollte mit den Augen, stürzte sich in euphorische Trance, bevor er beseelt in einem Stuhl zusammenbrach. Er übertrieb es, aber das Bild war gelungen.
    Mitfühlend fasste Kerim den Lieutenant an der Schulter und führte ihn vor die untergehende Sonne, auf die er mit dem Finger zeigte.
    Viviane brach in Gelächter aus. » Er hat nichts begriffen, er glaubt, Sie hätten Schnupfen und Fieber. Er rät Ihnen, an die Sonne zu gehen. Machen Sie es noch mal.«
    Das Ergebnis war nicht besser, Kerim holte an einem Tisch zwei Bierdeckel, mit denen er herumfuchtelte und auf die Sonne im Südwesten zeigte. Er lächelte sie wissend an, mit unschuldigem Blick, und schien glücklich, dass man ihn gefragt hatte.
    » Er ist ein bisschen schlicht, der Arme, er will uns mitteilen, dass die Brauereien, die diese Bierdeckel liefern, auch Sonnenschirme anbieten, wenn die Sonne zu heiß ist«, übersetzte Viviane. » Wir haben genug Zeit verloren. Gehen wir zurück in den Club, Zeit zum Abendessen.«
    Im Taxi, das sie zurückbrachte, verkündete Viviane, dass der Fall mit der Kokserin abgeschlossen sei. Der Mord an King sei komplex, sie würden ihn jetzt nicht noch mit kleinen parasitären Morden komplizierter gestalten.
    » Man könnte trotzdem in Frankreich überprüfen lassen, ob sie schon in einen ähnlichen Vorfall verwickelt war«, schlug Willy vor.
    » Gute Idee, ich werde

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