Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
einen meiner Männer damit beauftragen.«
Die Idee war sogar besser als gut; endlich hatte sie einen Vorwand, Monot anzurufen. Viviane war den Rest der Fahrt über voller Vorfreude.
Kapitel 10
Sie setzten sich an einen kleinen Zweiertisch genau neben dem großen Tisch der Kokos und Kikis, an dem Königin den Vorsitz innehatte.
Viviane beobachtete sie perplex: Da saßen die Getreuen, die langjährigen Gefährten, die Leibgarde des Königs. Der Mörder war aller Wahrscheinlichkeit nach einer von ihnen, schließlich waren sie die Einzigen, die am Nachmittag der Hinrichtung über die Wiese hatten gehen können. In dem Bild fehlten einzig der Türke, Brigadier Vermeulen und der Henker. Sie teilte Willy ihre Beobachtung mit, den etwas zu beschäftigen schien.
» Ich habe das auch schon gedacht, aber ich frage mich etwas«, sagte er zögerlich. » Gestern, als ich die einen und die anderen beim Mittagessen zum Reden gebracht habe, war mein Eindruck, dass alle diese Leute King gehasst haben. Sie wurden schlecht behandelt, schlecht bezahlt. Warum also blieben sie alle? Warum ließen sie sich nicht versetzen? Sobald wir die Antwort kennen, werden wir den Anfang einer Spur gefunden haben, nicht?«
Viviane dachte an das Köfferchen von Muskel-Kiki, an das Lager von Schraubenzieher-Koko, an die Ahle von Clown-Koko. Hatten noch andere Kokos einen Zuverdienst? War das eine heiße Spur? Sie zögerte, dem Lieutenant davon zu erzählen. Er verzettelte sich so schnell, und sie wollte seine Energie nicht vergeuden. » Überstürzen wir mal besser nichts«, sagte sie. » Der Mörder könnte auch ein Heyduda sein. Davon gibt es im Club ungefähr fünfzehn. Sie schlafen zu dritt in einem Zimmer, in den vordersten Lodges, genau hinter meiner, am Eingang: Sie hätten in aller Ruhe über die Wiese gehen können, ohne aufzufallen.«
» Die Heydudas zählen nicht. Sie wurden im Amphitheater nicht ausgefragt, sie waren nicht einmal in der Nähe davon. Der Türke hätte sie bemerkt.«
Viviane überließ ihn seinen Überzeugungen und holte sich am Buffet einen Teller Couscous mit Fisch, den Willy eindringlich ansah, als sie ihn auf den Tisch stellte.
» Nehmen Sie nicht zu, bei allem, was Sie so essen?«
Sie erstarrte, die Gabel auf halbem Wege zwischen Teller und Mund. Einzig ihre Mutter pflegte solch intime Dinge anzusprechen. Dieser Typ, der es heute Morgen gewagt hatte, sie nach ihrem Gewicht zu fragen, sorgte sich nun um ihre Ernährung. Dieser Fall musste so schnell wie möglich gelöst werden. » Stellen Sie sich vor: nein. Jedem seinen Stoffwechsel.«
» Sie haben Glück. Wenn ich so wenig grünes Gemüse und Obst und stattdessen so viel tierische Fette und süße Speisen zu mir nehmen würde, dann hätte ich schnell acht oder zehn Kilo zugelegt und wäre ganz unbrauchbar für den Hochsprung.«
Sie schenkte sich ein großes Glas griechischen Wein ein. Ruhig. Sie musste ruhig bleiben.
» Mit dem Wein ist das so ähnlich, Viviane. Beim Wein ist es nicht nur eine Frage der Kalorien, Alkohol enthält auch Enzyme, die…«
Die Kommissarin drehte wütend das Glas in ihren Händen.
Willy witterte die Gefahr und fuhr fort: » Um zum Fall zurückzukommen, es gibt schon einen Koko, den wir entlasten können, das ist Gegenwind-Koko. Ich habe die Gelegenheit genutzt, ihn beim Picknick zum Reden zu bringen. Er kann nicht der Henker gewesen sein. An diesem Tag ist er nach dem Segelkurs nicht zu den Feierlichkeiten des Nationalfeiertags gegangen, sondern bei einer Chérie geblieben. Er hat den Abend, und sogar die Nacht, mit ihr verbracht. Ist die große Liebe, bis jetzt.«
» Man muss sein Alibi trotzdem überprüfen.«
» Kein Problem, ich habe die Kontaktdaten seiner Geliebten. Er wollte ihr eine Kette schicken, aber er misstraut der griechischen Post. Ich habe ihm angeboten, mich nach meiner Rückkehr darum zu kümmern.«
» Geben Sie mir die Adresse, ich werde das bestätigen lassen.«
Ihre Unterhaltung wurde von einer Heyduda unterbrochen, die sich dem großen Tisch näherte und Königin zurief: » Die Zeitarbeitsagentur hat angerufen, wegen des französisch-türkischen Dolmetschers: Er kann erst morgen Abend kommen, nach der Arbeit. Er hat in einem großen Hotel zu tun.«
Es folgte Schweigen, dann erhob sich die dünne Stimme von Clown-Koko: » Was ist das für eine Geschichte mit dem Dolmetscher, Königin?«
Die Unterhaltungen wurden wieder aufgenommen, leiser als vorher. Vom Nachbartisch war nur ein Murmeln zu hören.
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