Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Lindos zu essen, nachdem ich mit Königin gesprochen habe? Einfach nur, um den Kopf frei zu bekommen, etwas Distanz zu schaffen…«
Ja, der Lieutenant hatte Lust. Sie auch.
Sie gingen in ihre Lodges. Als sie sich trennten, rief Willy ihr nach: » Ah, fast hätte ich vergessen, ich muss Ihnen die Kontaktdaten von der Chérie von Gegenwind-Koko geben.«
» Gut, ich werde das mit Lieutenant Monot besprechen.«
Sie hatte es plötzlich eilig, schämte sich irgendwie dafür. Woher dieser Drang, Monot anzurufen? Sie dachte noch einmal an diese Geschichte von den verheirateten Frauen in Deauville, hin- und hergerissen zwischen ihrem Tennislehrer und dem Gatten im Büro.
Sie ging um die Lodge von Clown-Koko und Spritzen-Kiki herum. Die hintere Fassade, also die Zimmer von Schraubenzieher- und Küchen-Koko, gingen auf den Stacheldrahtzaun, der das Dorf umgab. Sie wagte einen Blick durchs Fenster, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Diese Lodge war näher am Amphitheater als alle anderen, sie war nur durch das große Gebäude des Reservelagers davon getrennt. Wenn man etwas zurücktrat, konnte man die Spitze des Galgens sehen, nicht aber den Mast. Sie wusste nicht, wonach sie suchen sollte.
Übellaunig kam sie bei Königin im Büro an. » Ist mit der Polizei gestern alles gut gelaufen?«
» Ja und nein. Die Polizisten haben die These von dem Raubmörder geschluckt. Aber sie hatten, wie Sie, zunächst Kerim in Verdacht. Sie haben ihn zum Verhör mitgenommen.«
» Hat man ihn zum Reden bringen können?«
» Oh, das haben Sie jetzt aber ungeschickt ausgedrückt, Commissaire. Aber wenn man seine Gesten richtig gedeutet hat, dann hat Kerim seinen Posten verlassen, sobald er seinen Vater auf dem Weg kommen sah. Später war er laut seinem Chef zu gewohnter Stunde im Restaurant. Man hat nichts gegen ihn in der Hand und musste ihn heute Morgen gehen lassen. Ich habe ihm gesagt, dass er seinen Vater ab jetzt Vollzeit an der Schranke vertreten soll. Sie schauen so skeptisch, Viviane.«
» Ich dachte gerade, dass man als Taubstummer Glück hat, dass niemand so richtig weiß, was man wirklich gesagt hat.«
Während der Unterhaltung hatte Viviane sich die Wände angesehen, sie waren voller Post-its, festgepinnten Notizzetteln, Postkarten und Fotos. Besonders ein schon etwas verblasstes Foto erregte ihre Aufmerksamkeit: eine Wasserskiläuferin, kopfüber, die Beine in der Luft. » Sind Sie das, Königin?«
» Ja, das ist ein Backflip, eine meiner Lieblingsfiguren. Aber wollen Sie mit mir über Wasserski reden?«
Die Kommissarin erklärte ihr den Grund ihres Besuchs. Sie zählte die zusätzlichen Umsätze der Kokos und Kikis auf, während Königin nickte und alles zur Kenntnis nahm, wobei ihr Lächeln immer breiter wurde.
» Bravo. Alles dabei. Seien Sie versichert, wir wussten das schon lange, außer in den beiden letzten Fällen, den schwerwiegendsten. Das Business von Schraubenzieher-Koko ist uns erst Anfang des Sommers aufgegangen: Er hat auf einem Basar einen Teil dessen verkauft, was von uns gekauft worden war, und den Erlös in die eigene Tasche gewirtschaftet. Ein anonymer Brief hat ihn auffliegen lassen. Bei Küchen-Koko ist es ähnlich: Er kauft sehr gewöhnliches Fleisch zu höchsten Preisen, die Differenz bekommt er unter der Hand zurück. Hätten die Chéris sich nicht beklagt, hätten wir nichts bemerkt, denn die Spieße, die er den Kokos, Kikis und Heydudas serviert, sind sehr gut. Er bereitet sie mit Metallspießen vor, um sie nicht mit denen für die Chéris zu verwechseln, die er mit Gammelfleisch auf Holzspießen macht und Tag für Tag wieder aufwärmt. Wenn das Fleisch zu minderwertig ist, bringt er es in einem stark gewürzten Eintopf an den Mann. Dann endet es im Müll. Die Chéris stürzen sich auf den Fisch.«
» Warum haben Sie mir das alles nicht erzählt?«
Königin rutschte auf ihrem Stuhl herum. » Es sollte niemand wissen. Ich würde deswegen Unannehmlichkeiten mit dem Hauptsitz bekommen. King und ich wussten von den kleinen Geschäften der Kokos und Kikis. Wir haben sie toleriert, weil sie uns erlaubt haben, die Gehälter zurückzuschrauben, und ein finanzieller Schaden ist dem Clubdorf dadurch auch nicht entstanden. Die Aktionäre waren nicht betroffen. Höchstens von Zecher-Kokos Papagallo. Da er aber tagsüber guten Umsatz macht, haben wir abends beide Augen zugedrückt. Mit den Mauscheleien von Schraubenzieher- und Küchen-Koko hat sich die Sache allerdings verändert. Wir haben viel
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