Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
Vom Netzwerk:
funktionierte noch immer nicht, dabei müsste Viviane sich aber unbedingt abschminken. Sie rief den Hausmeister. Zwei Minuten später sah sie den erwarteten Retter nahen: Schraubenzieher-Koko war ansehnlich, hatte breite Schultern, ein schmales Gesicht und eine markante Nase, die noch von einer braunen Mähne unterstrichen wurde.
    Er schraubte Vivianes Lampe ab und zwinkerte ihr fortwährend zu. » Und, wie läuft’s mit dem Kino?«, fragte er mit einem melodiösen italienischen Akzent.
    » Ist ein bisschen schwierig. Ich würde in das Drehbuch gerne eine Szene einbauen, wie die, die sich im Amphitheater abgespielt hat, nur witziger. Waren Sie auch da?«
    » Ja, aber witzig war das gar nicht. King hatte schlechte Laune, er wollte mir irgendwelche Buchhaltungsgeschichten anhängen. Ich bin hier Haustechniker, nicht Buchhalter. Dann wollte er wissen, wer mit seiner Frau schläft. Ich bin Sizilianer und kein Denunziant. Sowieso hat sie keinen Arsch und keinen Busen; man muss schon verrückt sein, so was anzubaggern, da kann man es doch gleich mit einem Mann machen. Ich mag lieber die Dicken.« Er setzte ein unwiderstehliches Lächeln auf, Viviane war nicht ganz wohl dabei.
    » Wie ist es ausgegangen?«
    » Sehr gut– es war nur die Fassung«, sagte er und schraubte die Lampe wieder an, » beim Rausgehen bin ich noch Küchen-Koko über den Weg gelaufen, er war dran. Später ist er zu mir an den Pool gekommen und hat mir geholfen, die Pumpe zu reparieren.«
    » Wie spät war es da?«
    » Ungefähr 17 Uhr. Dann habe ich mit zwei Chéries Boule gespielt, Clown-Koko war auch dabei. Er war ganz niedergeschlagen, weil er gerade entlassen worden war. Wir haben auf der Wiese der zona privada gespielt, am Fuß der Treppe zum Amphitheater.«
    Er war überrascht über Vivianes plötzliches Interesse. Ob er gesehen habe, wie die Chéris die Treppe hinaufgingen? Den Türken oder den Henker? Nein, niemanden, warum? Ob sie immer zusammen gewesen seien? Nicht die ganze Zeit: mitten in der Partie sei Schraubenzieher-Koko gegangen, um ein Maßband zu holen und damit die Entfernungen zur Zielkugel zu messen. Wieso diese beiden Chéries? Weil er ein Auge auf die eine von ihnen geworfen habe. Eine Dicke, er würde wirklich auf die Dicken stehen.
    Er teilte der Kommissarin das mit und warf ihr einen letzten einladenden Blick zu. Der ließ sie nicht kalt, Schraubenzieher-Koko war attraktiv. Sie mochte nur die Schönen, er nur die Dicken. Doch nach reiflicher Überlegung erschien es ihr zu einfach, jeder wäre für den anderen nur eine Trophäe gewesen. Ab heute Abend würde sie auf Diät sein. Oder ab morgen oder schon bald. Für den Anfang wollte sie sich aber erst einmal ihre Sünden ablaufen.
    Die Morgenluft war frisch, der Strand menschenleer. Alles war schön, alles war ruhig. Nur ein hohes Pfeifen, ein » Achtung!« und Viviane blieb gerade noch rechtzeitig stehen, um zu sehen, wie sich ein Speer direkt vor ihren Füßen in den Boden bohrte.
    Der gute Willy Cruyff kam mit dem arglosen Grinsen im Gesicht angerannt, das alle seine Dummheiten begleitete.
    » Ich konnte keinen Speer mitbringen, den hätte man mir beim Boarding abgenommen. Den hier habe ich selbst gebastelt.«
    Er zeigte Viviane den langen spitzen Ast und den mit einem Seil umwickelten Griff– wie ein Bengel, der stolz seine Wasserpistole herzeigte.
    » Nicht auszudenken, wenn sich irgendwelche jungen Leute damit amüsieren wollen, Willy. Finden Sie nicht, dass es in diesem Club schon genügend Tote gibt?«
    » Beruhigen Sie sich, ich lasse den ja nicht rumliegen, ich verstaue ihn im Segel-Bungalow.«
    Viviane zuckte mit den Schultern. » Ich werde jedenfalls woanders weiterlaufen, ich bin ja nicht hier, um mich aufspießen zu lassen.«
    » Wir könnten zusammen laufen. Ich laufe langsam, ich bin gerade in einer Erholungsphase.«
    Sie liefen am Rand des Wassers. Willy passte seinen Schritt zwar Vivianes an, aber war ihm überhaupt klar, dass sie kurz davor war zu platzen? Weil er sie von der Seite ansah, zog sie den Bauch ein, hielt sich aufrecht und machte ausgreifende Schritte. Ein unmögliches Unterfangen, sie musste aufgeben.
    » Warum behandeln Sie Ihren Körper so schlecht? Mögen Sie ihn nicht?«, fragte Willy plötzlich.
    » Meinem Körper und mir geht es gut, Willy. Mischen Sie sich da nicht ein.«
    » Ich sage das, weil Sie ihn so zwingen. Ich sehe wie Sie laufen, mit geballten Fäusten, verspanntem Kiefer. Lassen Sie sich gehen, Viviane, ihr Körper kann auch

Weitere Kostenlose Bücher