Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
Vom Netzwerk:
Familie‹. Eine andere haben wir nicht, wir sind hier im Exil, aber glücklich, obwohl wir hart arbeiten. Glücklich, weil wir endlich einen Platz in einer Gemeinschaft gefunden haben. Wir verbringen Tag und Nacht miteinander, mit all unseren Arrangements, all unseren Gewohnheiten. King wollte das alles kaputtmachen. Sie haben gesehen, was dabei rausgekommen ist. Halten Sie sich fern von diesen Geschichten, das wäre besser.« Er hatte das mit sehr sanfter Stimme gesagt, ohne zu drohen. Dann setzte er seine Sonnenbrille wieder auf.
    Viviane verließ ihn mit einem unguten Gefühl. Gerade hatte sie Platsch-Kiki und Muskel-Kiki im Liegestuhlbereich ankommen sehen. Die jungen Frauen beantworteten die Fragen der Kommissarin gemeinsam. Im Übrigen waren sie immer zusammen, wie Platsch-Kiki mit unschuldigem Lachen klarstellte. Am 14. Juli, nach der Unterredung mit King, sei Muskel-Kiki zu ihrem Senioren-Gymnastik-Kurs geeilt. Dann habe sie auf Platsch-Kiki gewartet. Sie hätten lange am Pool diskutiert: Beide wollten sie den Esprit-Club verlassen, wussten aber nicht, wohin sie gehen sollten.
    » Zwischen den Aufführungen und den Vorbereitungen dafür haben wir Fünfzehn-Stunden-Tage, und wir verdienen nicht einmal den griechischen Mindestlohn«, schloss Platsch-Kiki. » Außerdem muss man ständig Chéris anlächeln, die glauben, dass unsere Freundschaft Teil der Reisepauschale sei. Das ist kein Leben– aber ein anderes haben wir nicht. Sie, Sie haben einen Beruf, der Sie erfüllt, Sie stellen sich diese Fragen gar nicht.«
    Ja, Viviane hatte einen Beruf, aber sie war zu schlecht darin, als dass er sie erfüllen könnte. Die Fragen, die sie sich stellte, waren selten die richtigen. » Waren Sie die ganze Zeit zusammen?«, wagte die Kommissarin sich vor.
    » Vielleicht war ich noch Zigaretten holen im Zimmer«, antwortete Muskel-Kiki. » Kannst du dich erinnern, Platsch?«
    Die Blonde konnte sich nicht erinnern. Aber, ergänzte sie, Muskel-Kiki gehe ständig irgendwo Zigaretten holen, sie rauche zu viel.
    » Fragen Sie sich manchmal, wer King getötet haben könnte?«
    Muskel-Kiki sah Viviane treuherzig an. » Es gibt Dinge, von denen jeder träumt, aber man träumt eben nur davon. Dann entdeckt man eines Abends, dass es geschehen ist. Alle fühlen sich ein wenig verantwortlich, prahlen damit, und ganz sicher will keiner wissen, wer der Schuldige ist: Alle würden sich noch dümmer vorkommen.«
    Die Kommissarin kam in den Genuss eines letzten zweistimmigen Kicherns, dann zog sie nachdenklich von dannen, um Walzer-Kiki zu befragen.
    Diese bestätigte das Alibi von Zecher-Koko, was wiederum ihres bekräftigte. Im Übrigen seien an der Bar genügend Chéris gewesen, die das bestätigen könnten. Walzer-Kiki war einfach keine Frohnatur. Und gerade war sie es noch weniger: Sie schien sich vorzuwerfen, einer Kommissarin das Tangotanzen beigebracht zu haben. Nein, stellte sie klar, sie habe die Bar nicht verlassen. Schroff ließ sie Viviane stehen, sie würde von ein paar Chéries zum Jazzdance erwartet.
    Viviane suchte Spritzen-Kiki in ihrer Apotheke auf. Diese erinnerte sich daran, den Nachmittag des 14. Juli in Lindos verbracht zu haben, wo sie Medikamente eingekauft habe. Etwas verspätet, also kurz nach 18 Uhr, sei sie mit dem Taxi zurückgekommen und sogleich davongeeilt, um den medizinischen Bereitschaftsdienst bis zum Abendessen zu gewährleisten, ohne dass sie zuvor in ihrer Lodge vorbeigekommen sei.
    » Was könnte man in der Nähe Ihrer Lodge verstecken?«
    Spritzen-Kiki ließ sie die Frage wiederholen und machte große Augen. » Woher soll ich das wissen? In jedem Fall muss es gut versteckt sein, ich habe nämlich noch nie etwas gefunden.«
    Viviane führte die Befragungen nicht sehr engagiert durch. Das alles führte zu nichts. Sie streckte sich auf einem der Liegestühle aus und las ihre Notizen durch. Wozu einen Verdächtigen suchen, wenn der sowieso nicht ins Amphitheater hineingekommen wäre? Und selbst wenn er hineingekommen wäre– wie wäre er wieder hinausgekommen?
    » Na, kitzeln Sie sie alle durch? Wer ergibt sich zuerst?« Animateur-Koko hatte sich in den Liegestuhl neben sie gesetzt. Der Unterton seiner Frage war harmlos, aber er schien ernst, traurig zu sein. » Jetzt, wo Sie Kommissarin sind, würde ich Ihnen wirklich gerne helfen. Fragen Sie mich alles, was Sie wollen, vielleicht erinnere ich mich beim Antworten an Details.«
    » Alles, was ich weiß, ist, dass King von einem Koko oder einer Kiki

Weitere Kostenlose Bücher