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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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das Tier gemocht. Still und geduldig hatte er auf seinem winzigen Strand gelegen und sein Dasein akzeptiert. Keine Zukunft.
    Genau wie sie.
    Mit vorsichtigen Schritten ging Mercedes Nunes über die kleine Brücke zur Bank. Sie betrachtete diesen Platz als ihren Zufluchtsort. Als sie zum ersten Mal gehört hatte, dass der künstliche Dschungel angelegt werden würde, hatte sie nur gelacht. Aber dann, als er fertig gewesen war, hatte sie zum ersten Mal seit vielen Jahren nach Hause zurückkehren können. Oft hatte sie allein auf der Bank gesessen, hatte die Augen geschlossen und war in Gedanken in ihr Dorf gereist. Und zu dem Pfad hinunter zum Fluss.
    Sie setzte sich. Lehnte sich zurück und schloss die Augen. Atmete den Geruch ein.
    Schluchzend und verängstigt war es ihr gelungen, hinunter zu dem kühlenden, klaren Wasser zu kommen, das nach Chlorophyll und vermodernden Pflanzen gerochen hatte. Das waren die Gerüche, die sie mochte. Sie hatte sich lange und gründlich gewaschen. Ihren Körper mit Sand vom Flussgrund abgeschrubbt. Immer wieder. Das Kleid oder das, was davon noch übrig gewesen war, hatte sie zusammen mit der Puppe unter einem Stein am Fluss versteckt. Die Kälte, die sie erst als befreiend empfunden hatte, hatte sie schließlich gezwungen, aus dem Wasser zu steigen. Nackt und mit angezogenen Knien war sie am Ufer sitzen geblieben. Sie hatte vor Kälte, Angst und Scham gezittert. Da hatte sie eine Stimme hinter sich gehört.
    Eine Stimme, die alles veränderte.
    Pia Levin hielt sich allein im Labor auf. Die tote Vilja Kramer und ihre Familie hatten sie aller Kräfte beraubt. Das erkannte sie nun. Das Gespräch mit Beata hatte ihr deutlich gemacht, dass sie darüber hinwegkommen musste. Sie waren tot. Daran würde sich nichts ändern. Sie hatte Beata von dem Versprechen erzählt, das sie dem toten Mädchen auf der kalten Bahre im Kühlraum der gerichtsmedizinischen Abteilung gegeben hatte. »Distanzier dich«, hatte Beata nur erwidert. »Lege dem Mädchen eine Blume aufs Grab, aber erlaube ihr nicht, dein Leben zu zerstören.« Sie hatte protestiert, aber allmählich eingesehen, dass sie mehr an sich selbst denken musste.
    Nur noch ein letzter Versuch. Sie wollte alles ordentlich zu Ende bringen. Die Akten so abschließen, dass es keine losen Fäden gab. Das war sie Vilja Kramer dann doch schuldig.
    Levin aß geistesabwesend einen Keks, den sie im Pausenzimmer gefunden hatte. Der Tisch war mit Dokumenten übersät. Fotos, Skizzen, Gutachten der Gerichtsmedizin und die DNA-Auswertungen des GFFC.
    Auf dem Weg ins Labor hatte sie bei den Analytikern vorbeigeschaut und deren Chefin aufgesucht, die sie von früher kannte. Sie hatte sie gebeten, alle Informationen über Familie Kramer zusammenzustellen.
    Irgendetwas stimmte nicht. Beata hatte sie darauf aufmerksam gemacht. Angelica Kramer war ausgezogen und wohnte woanders. Er hatte sie verlassen, oder sie ihn. So muss es sein, dachte Levin. Aber trotzdem war die gesamte Familie im Haus gewesen, als sich die Tragödie abgespielt hatte. Es war nicht unwahrscheinlich, dass sich eine weitere Person im Haus befunden hatte, zumindest gelegentlich. Aber wer? Und was für eine Rolle hatte diese Person gespielt?
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem Bericht des GFFC. Dort fand sich die Antwort. Das wusste sie, seit sie die Analyseergebnisse durchgegangen war. Das Laken wies keine DNA von Angelica Kramer auf. DNA von Jon Kramer und von einer Unbekannten war hingegen gefunden worden. Das GFFC hatte diese DNA routinemäßig mit der Spurendatenbank und der Datenbank verurteilter Straftäter abgeglichen, jedoch ohne Ergebnis. Von den Milliarden Frauen dieser Welt konnte es irgendeine sein. War diese Unbekannte in die Ereignisse des Tages, an dem alle gestorben waren, verwickelt? Pia Levin war pessimistisch, aber dennoch fest entschlossen, ihr Möglichstes zu tun. Sie nahm ein weißes Blatt Papier und einen Filzstift. Sie kaute eine Weile auf dem Stift und schrieb dann »Geliebte« ganz oben auf das Blatt und dahinter ein Fragezeichen. Sie dachte eine Weile nach und fügte dann hinzu: »Keine Frauenkleidung. Folgerung: lose Beziehung.«
    Eine zufällige Geliebte in einem Haus ohne eine einzige Spur der Ehefrau. Trotzdem war die ganze Familie versammelt gewesen, als der Tod zugeschlagen hatte.
    Aber warum hatte Vilja sterben müssen?
    Sie schrieb »Kinderpornografie« auf den Bogen und suchte die Fotos des nackten Mädchens hervor. Als ihr klar geworden war, dass sich das

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