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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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bitten darf. Hier liegen die Beweise dafür, dass sich Ihr Mandant an Bord der MS Vega mehrerer Vergewaltigungen schuldig gemacht hat. Daran besteht kein Zweifel. Die DNA lügt nicht, und laut den Dienstplänen war Ihr Mandant jedes Mal an Bord«, sagte sie und sah den Anwalt an. »Ich frage mich, was Ihr Mandant dazu zu sagen hat?«
    Andersson richtete sich auf, riss die Augen auf und öffnete den Mund zu einem O. Dann fiel er in sich zusammen. Er ließ die Schultern sinken, und sein aufrührerischer Blick erlosch.
    »Mein Mandant enthält sich jeglichen Kommentars. Dies ist eine ganz neue Information, das sind ganz neue Vorwürfe. Ich fordere eine Pause«, sagte der Anwalt.
    Ellen Brandt lehnte sich mit glitzernden Augen zurück.
    »Natürlich. Kein Problem. Wir fahren morgen fort«, sagte sie triumphierend.

D ie Bürste war einer der wenigen Gegenstände, die ihr aus ihrem vorigen Leben geblieben waren. Sie hatte ihrer Mutter gehört und war sehr alt. Ihre Mutter hatte ihr oft erzählt, wie sie sie bekommen hatte, und obwohl Mercedes die Geschichte schon kannte, hatte sie immer mucksmäuschenstill auf dem Schoß ihrer Mutter gesessen, wenn sie von dem Mann erzählt hatte, der ins Dorf gekommen war, als sie noch sehr jung gewesen war. Der Mann hatte ihr Haar in den höchsten Tönen gelobt. Ein Geschenk für ein schönes Mädchen, hatte er gesagt. Später hatte Mercedes versucht, sich genau an die Ereignisse zu erinnern. Im Laufe der Jahre hatte sie begonnen, die Geschichte anzuzweifeln. Etwas fehlte darin.
    Mercedes fuhr sich mit ausholenden, langsamen Bewegungen mit der Bürste durch das Haar, bis es glänzte. Sie betrachtete sich im Spiegel und strich noch einige Male über ihr Haar. Die Bürste hatte einen hübsch gemusterten Metallgriff. Auf der Rückseite befand sich dasselbe Muster sowie das gemalte Bild einer Frau und eines Mannes in Kleidern einer vergangenen Zeit. Die Borsten waren weich und dicht und hatten genau die richtige Festigkeit. Ihre Mutter hatte ihr immer von dem Mann erzählt, wenn sie allein gewesen waren. Ihr Vater war fast nie zu Hause im Dorf gewesen. Er hatte auf einer Plantage weit weg gearbeitet, und wenn er zu Hause gewesen war, schien ihre Mutter nie Zeit zum Erzählen zu haben.
    Mercedes versuchte, sich ihren Vater vorzustellen, aber er war ihr nicht in Erinnerung geblieben. Stattdessen tauchte das Gesicht ihrer Mutter vor ihrem inneren Auge auf und vermischte sich mit ihrem eigenen Spiegelbild. Sie hatte das Gefühl, sie würde mit ihr sprechen.
    Mercedes Nunes nickte ihrem Spiegelbild zu und legte sich auf ihre schmale Koje. Sie dachte wieder an den Mann mit der Bürste. Mit zunehmendem Alter war es ihr immer wichtiger erschienen, in Erfahrung zu bringen, ob es sich wirklich so verhielt, wie sie glaubte, oder ihn vielleicht aufzusuchen. Mercedes wusste, dass es genügen würde, ihn zu treffen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Aber die Jahre waren vergangen, und jetzt würde sich ihr Wunsch nicht mehr erfüllen lassen.
    Sie war drauf und dran einzuschlafen, als die Erinnerung wieder auftauchte. Das zerrissene gelbe Kleid. Sie konnte fast seinen Geruch wahrnehmen und hatte plötzlich einen klaren Kopf. Die heisere Stimme war so deutlich, dass sie hätte wirklich sein können. Aber sie wusste, es war nur die Erinnerung.
    Sitzt du hier, meine Kleine? Hast du noch nicht genug?
    Sie war erstarrt. Jeder Muskel in ihrem ausgekühlten, dreizehnjährigen Körper verkrampfte sich. Sogar die Kiefermuskeln ließen sich nicht mehr bewegen. Das nasse Haar hing ihr in die Augen. Das Flusswasser tropfte davon herunter. Sie folgte jedem Tropfen mit den Augen bis zum Boden.
    Eine Wandlung vollzog sich in ihr. Der Schrecken, der ihr beim Klang seiner Stimme in die Glieder gefahren war, wich der Kälte. Sie spürte seinen keuchenden Atem in ihrem Nacken, seinen stinkenden Atem auf ihrer Haut. Ihre Lähmung verschwand. Sie tastete mit der Hand über den Boden. Sand, Sand, ein Ast, ein Stein. Sie umschloss den kantigen, spitzen Stein mit der Hand.
    Er fuhr ihr übers Haar und packte plötzlich ihren Arm. Ein unsanfter Griff. Er zog sie hoch und warf sie wie eine Puppe herum. Er grinste und stank nach Alkohol und Schmutz. Ihm fehlten ein paar Zähne.
    Der Stein traf ihn direkt im Auge.
    Das Blut spritzte über sein Gesicht und ihres. Der Mann brüllte, warf Mercedes auf die Erde und riss reflexartig beide Hände vors Gesicht. Er wandte sich ihr wieder zu und ließ die Hände sinken. Das Blut lief aus

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