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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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nicht. Er sah nur kurz in Holtz’ Richtung und konzentrierte sich dann wieder auf die dünne Leine, die in der Tiefe verschwand.
    Holtz zuckte mit den Achseln und ging weiter zum nächsten Angler. Er war kräftig, trug wetterfeste Kleider und sah etwas mitgenommen aus. Holtz stellte sich neben ihn und sah auf das Wasser. Eine ganze Weile schwiegen sie. Ab und zu zog der Mann tief an der Zigarette in seinem Mundwinkel.
    »Stehen Sie oft hier?«, fragte Holtz.
    Der Mann wandte sich ihm zu. Sein Gesicht war zerfurcht, und er hatte sich seit einigen Tagen nicht rasiert. Er roch nach Alter und Schmutz. Seine blauen Augen leuchteten jedoch.
    »Allerdings«, sagte er. Holtz konnte einen Akzent heraushören.
    »Und? Beißt was an?«
    »Nein, eigentlich nicht. Und jetzt habe ich ja auch Konkurrenz bekommen.« Der Mann nickte zum anderen Angler hinüber.
    Holtz blieb eine Weile stehen und kehrte dann langsam zum Schiff zurück. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er wieder an Bord gehen und Ellen fragen sollte, was sie so lange aufhielt, oder ob er die Wartezeit einfach hinnehmen und über das Leben nachdenken sollte.
    Er dachte über das Leben nach. Über Nahid. Er fragte sich, wie es ihr wohl ging. Nahid Ghadjar hatte ihn verlassen, um in Teheran ein forensisches Labor einzurichten. Als sie ihm das erzählt hatte, hatte er nicht weiter darüber nachgedacht. Aber etwas, das Pia Levin später gesagt hatte, hatte ihn nachdenklich gemacht. Konnten Frauen wirklich alleine in den Iran fahren und dort arbeiten? Holtz kam sich dumm vor, weil ihm dieser Gedanke nicht selbst gekommen war. Er kannte niemanden aus dem Iran, und zu Nahids Vater Morteza Ghadjar hatte er auch kein so enges Verhältnis, dass er ihn hätte fragen können. Mehrere Monate waren verstrichen, seit sie weggezogen war, und er hatte nichts gehört. Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde er, und desto mehr dachte er über das nach, was Pia gesagt hatte.
    Ich muss Morteza anrufen, überlegte er.
    Als Ellen Brandt endlich auftauchte, hatte sie bereits mit der Gerichtsmedizinerin Ulla Fredén telefoniert und ihr kurz Bericht erstattet. Fredén wollte im Laufe des Nachmittags auftauchen, bis dahin konnten sie nicht mehr viel unternehmen. Ihre Chefin C hatte sich gemeldet und ihnen mitgeteilt, sie wünsche auf dem Laufenden gehalten zu werden, im Übrigen solle die Sache wie jede andere Ermittlung weiterlaufen. Ellen Brandt verfügte über eine lange Liste unbeantworteter Fragen, hatte aber darauf verzichtet, diese zu stellen, da C nicht an einer längeren Unterhaltung interessiert zu sein schien.

P ia Levin legte die Fotos vor sich auf den Tisch. Auf einigen war das kleine tote Mädchen zu sehen, Vilja Kramer, die auf einem Seziertisch aus rostfreiem Stahl lag. Ein Foto zeigte den schwarzen Müllsack, ein anderes die tote, an der Wand hängende Angelica Kramer, und auf einem dritten lag Jon Kramers Leiche in der Badewanne.
    Auf dem letzten Foto war die ganze Familie zu sehen. Lebendig. Pia Levin nahm das Familienfoto und betrachtete es eingehend. Sie versuchte, gedanklich in dem Bild zu versinken, in das Leben der Abgebildeten einzutreten. Jon Kramer lächelte, das Lächeln war jedoch zurückhaltend und sein Blick abwesend. Angelica Kramers Lächeln war hingegen strahlend und voller Energie, sie schien sich über etwas zu freuen oder allgemein ein gutgelaunter Mensch zu sein. Sie saß in der Hocke und hielt Vilja fest, die unsicher auf ihren Beinchen stand. Das Gesicht des Kindes war nicht richtig zu erkennen, weil sie von dem Fotografen wegschaute. Etwas hatte ihr Interesse geweckt, etwas, das sich außerhalb des Bildes befand. Das Mädchen trug einen rosa Strampelanzug und auf dem Kopf eine Prinzessinnenkrone mit funkelnden Steinen. Der rosa Anzug kontrastierte mit der Kleidung der Erwachsenen. Der Mann trug einen teuren dunklen Anzug und einen orangefarbenen Schlips. Die Frau ein schlichtes Kleid, das in seiner Einfachheit ebenfalls teuer wirkte.
    Das Bild hatte in der Küche der toten Familie gehangen. Bei ihrem ersten Besuch hatte Pia Levin vorsichtig die beiden Reißnägel gelöst und das Foto mitgenommen. Sie legte die Fotos nebeneinander auf den hohen weißen Glastisch im Labor.
    Ihre Magenschmerzen wurden stärker. Sie hatte plötzlich den Geruch des Stoffkrokodils in der Nase. Ihr Kopf weigerte sich, diese Erinnerung aufzugeben. Das Krokodil, der Geruch von Speichel, der kleine weiche Kopf. Die erste Träne überraschte sie. Ohne Vorwarnung füllten

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