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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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verließ.
    Pia Levin betrachtete die glückliche Familie auf dem Foto und seufzte.
    »Was ist euch eigentlich zugestoßen?«, sagte sie leise.
    Die Plastikfolie wird in den offenen Mund des Mädchens gesogen, dann wieder ausgestoßen. Sie bewegt sich vor und zurück, ehe sie plötzlich zum Stillstand kommt, ein letztes Mal ausgestoßen und ein letztes Mal mit einem Knall eingesogen wird.
    Eine konkave Membran, die Leben und Tod scheidet.
    Die kleine Lunge Vilja Kramers kollabiert. Die Augen, klein und von unbestimmbarer Farbe, sind von der Anstrengung blutunterlaufen. Sie ringt nach Atem. Sie strampelt mit den Beinen, ein vergeblicher Versuch, sich zu befreien. Dann erschlaffen ihre Glieder.
    Vilja Kramer wiegt acht Kilo, wirkt jedoch schwerer, nachdem das Leben sie verlassen hat.
    Angelica Kramer entfernt die Folie nicht von dem kleinen Kopf, an dem das dunkle Haar klebt, als sie die Leiche behutsam auf den Badezimmerboden legt.
    Der Mann in der Badewanne hat ihnen sein Gesicht zugewandt, reagiert aber nicht auf die Ereignisse. Das Wasser in der Badewanne ist noch warm, aber nicht so heiß, wie er es mag. Der Badeschaum ist in sich zusammengefallen und klebt nur noch als dünner Film am Wannenrand.
    Das Wasser ist rot verfärbt. Seine leeren Augen sind bereits stumpf geworden, als sie den Stöpsel aus der Badewanne zieht. An der dünnen Messingkette hängt als Schwimmer ein Frosch aus grünem Gummi. Er schaukelt auf der Wasseroberfläche, schwimmt langsam hin und her. Der Wasserspiegel sinkt langsam und hinterlässt einen hellroten Streifen.
    Der Leichnam sackt in sich zusammen, als er nicht mehr vom Wasser getragen wird. Kleine Strudel bilden sich über dem silbernen Abfluss, als der letzte Rest des Wassers abläuft. Dann liegt der Frosch auf dem Badewannengrund. Ein kleines Rinnsal leuchtend roten Blutes bahnt sich seinen Weg und versiegt dann ebenfalls.
    Angelica Kramer betrachtet die graue, nackte Leiche in der Badewanne. Kein Gedanke bedrängt sie. Nichts regt sich in ihr, keine Trauer, kein Entsetzen, keine Angst. Nur Leere.
    Eine Seifenschale aus massivem, grünlichem Stein liegt auf dem italienischen Marmorfußboden.
    Er hatte den Marmor ausgesucht, wie auch fast alles andere im Haus.
    Die Ordnung im Badezimmer ist perfekt. Abgesehen von dem toten Jon Kramer in der Badewanne und der ebenso toten, in Plastikfolie eingewickelten Vilja Kramer wird das Bild nur durch eine längliche Pappschachtel auf dem Fußboden gestört. Beiläufig entnimmt sie der umgekehrten Aufschrift, dass sich die Folie im Backofen erhitzen lässt. Die scharfe, gezackte Kante zum Abreißen zeigt zum Fußboden. Sie betrachtet die Szene verwundert und mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
    Angelica schüttelt den Kopf, als wollte sie etwas zurechtrücken, das in Unordnung geraten ist. Dann verlässt sie langsam rückwärts das Badezimmer und tritt einen Schritt in die Diele. Sie trägt immer noch Plastikhandschuhe, als sie die Tür schließt und die Treppe hinunter in die Küche geht. Dort zieht sie die Handschuhe aus und legt sie ordentlich nebeneinander auf die Spüle.
    Die vollautomatische Espressomaschine springt auf Knopfdruck an, und nach einigen Minuten duftet es in der Küche nach Kaffee. Die Maschine aus mattem Stahl passt nicht recht zur übrigen Einrichtung, die im englischen Landhausstil gehalten ist.
    Auf dem Fußboden liegen Spielsachen verstreut. Ein leerer, hellroter Kunststoffbehälter auf schwarzen Rollen deutet darauf hin, dass die Bauklötze, Teddys und Plastikspielsachen zumindest gelegentlich ordentlich weggeräumt werden. Sie stößt ihn versehentlich mit dem Fuß an. Er rollt davon und kommt vor der vorbildlich sauberen, matt lackierten Kühlschranktür zum Stillstand. Keine Magnete, Zettel oder Fotos. So möchte er es haben, sauber und ordentlich. Sie fährt mit dem Finger über die Kühlschranktür, und eine Spur bleibt zurück. Sie betrachtet sie, lächelt und zeichnet eine weitere Linie.
    Angelica trinkt den Kaffee im Stehen vor der Spüle. Er ist sehr stark und schwarz. Sie nimmt schon seit Jahren keinen Zucker mehr im Kaffee. Auch der kleine Schuss Milch, den sie früher so gerne mochte, hat zugunsten des reinen, fast verführerischen Kaffeegeschmacks weichen müssen. Sie überlegt, ob sie sich noch eine Tasse machen soll, entschließt sich dann aber, es bleiben zu lassen. Sie hat noch viel zu tun.
    Im Schrank unter der Spüle, den sie trotz der Kindersicherung, die ihm so wichtig war, mühelos öffnet,

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