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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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sich ihre Augen langsam mit dem salzigen Nass. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie blinzelte einige Male fest, aber das vertraute Gefühl ließ sich nicht mehr unterdrücken. Immer mehr Tränen kamen, ihr Atem ging schwer, und sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Levin legte den Kopf in den Nacken und gab sich leise wimmernd der Trauer hin.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dagestanden hatte, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie zuckte zusammen und drehte sich um.
    »Alles in Ordnung?«
    Jerzy Mrowka ließ die Hand auf ihrer Schulter liegen.
    Levin wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen. Sie holte schniefend tief Luft.
    »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist«, sagte sie und versuchte, ein fröhlicheres Gesicht zu machen. »Was machst du hier?«
    Jerzy Mrowka, der normalerweise immer eine lustige Bemerkung auf Lager hatte, sagte nichts. Er drückte vorsichtig ihre Schulter und nickte mitfühlend.
    »Ich kam zufällig vorbei und sah dich hier stehen. Was ist passiert?«
    »Kinder, denen es schlecht ergeht«, erwiderte Pia Levin, »setzen mir einfach zu.«
    »Willst du darüber reden?«
    »Was?«
    »Warum es dich so mitnimmt.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und schien einen Augenblick lang ihre Gedanken zu ordnen.
    »Ein andermal.«
    Der Augenblick war vorbei. Mrowka nickte nur.
    »Darf ich mir das ansehen?« Er streckte die Hand nach dem Familienfoto aus, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Sie musste den Impuls unterdrücken, ihn daran zu hindern. Sie hatte das irrationale Bedürfnis, das Kind auf dem Foto zu beschützen, indem sie niemanden das Foto anschauen ließ.
    Mrowka betrachtete das Foto der Familie lange. Er sah nachdenklich aus.
    »Was ist?«, fragte Pia Levin.
    »Irgendwie kommt es mir bekannt vor«, meinte er.
    Levin zog erstaunt die Brauen hoch.
    »Bekannt? Kennst du die Leute? Hast du das Foto schon einmal gesehen?« Ihre Worte überschlugen sich.
    »Nein. Nicht dieses Foto. Aber ein ähnliches, vielleicht in irgendeiner Zeitung … Ich weiß nicht.« Er schüttelte den nachdenklichen Ausdruck ab, und die Falte auf seiner Stirn verschwand.
    »Nein. Schau es dir wieder an. Versuch, den Gedanken wiederaufzunehmen. Du sagtest etwas von einer Zeitung«, hakte Levin eifrig nach. Ihre Trauer war wie weggeblasen. Ihre Wangen hatten wieder Farbe bekommen.
    Er betrachtete das Foto eingehend und zuckte dann mit den Achseln.
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich war es nur Einbildung. Ich habe mich geirrt.«
    »Wo könntest du das Foto denn gesehen haben?«, fragte sie erneut.
    »Du weißt doch, wie das bei uns in der Abteilung für Internetkriminalität ist. Unsere Ermittler schauen sich Tausende von Fotos an, um die Kinder zu identifizieren und …«
    Er verstummte und schien einen Augenblick lang die Fassung zu verlieren. Sie beobachtete ihn interessiert und erstaunt. Levin konnte sich nicht erinnern, Jerzy Mrowka je wütend oder niedergeschlagen erlebt zu haben. Alle wussten, dass die Beschäftigung mit Kindesmissbrauch, Folter und sexueller Gewalt den Beamten zusetzte. Die Suche nach winzigen Spuren auf den Fotos, die zu den Tätern führen oder die Identifizierung der Kinder ermöglichen konnten, machte auch den abgebrühtesten Ermittlern zu schaffen. Die meisten gaben bereits nach ein paar Monaten auf, einzelne hielten ein paar Jahre durch. Aber Jerzy Mrowka wirkte unverwundbar wie kein anderer. Als leitender Beamter brauchte er sich die Fotos, die man auf den Festplatten von Computern sichergestellt hatte, eigentlich gar nicht persönlich anzusehen, aber ab und zu entlastete er die Ermittler, indem er ihnen eine Schicht abnahm. Ein weiterer Grund dafür war, dass er seinen glühenden Eifer nicht erlöschen lassen wollte, denn ansonsten hätte er sich nicht trotz der fast unmenschlichen Arbeitsbelastung jeden Morgen dazu aufraffen können, zur Arbeit zu gehen.
    Mrowka hatte sich vor langer Zeit dem Kampf gegen die Pädophilen verschrieben. Gleichzeitig hatte er sich gelobt, an dieser Arbeit nie zugrunde zu gehen. Das war ihm geglückt. Alle, die ihn kannten, konnten bezeugen, dass er stets fröhlich war, nie klagte und als Chef allgemeine Wertschätzung genoss.
    Pia Levin erahnte die Wut, die in ihm schwelte, aber im gleichen Moment schien sie auch schon wieder erloschen zu sein. Er lächelte.
    »Mail mir eine Kopie, dann sehen wir weiter. Vielleicht fällt mir ja noch was ein«, sagte er und drückte nochmals ihre Schulter, ehe er sie

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