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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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ausgetreten war.
    »Tja, nun wissen wir zumindest, dass die Kugel oder das, was davon noch übrig ist, sich irgendwo in ihm befindet«, sagte Fredén.
    »Wie lange ist er schon tot? Hast du eine Vorstellung?«
    »So wie seine Haut aussieht, kann er nicht sonderlich lange im Wasser gelegen haben. Wenn er also gestorben ist, als er ins Wasser fiel, dann würde ich sagen … zehn oder zwölf Stunden. Jetzt sollten wir ihn abholen lassen, damit ich mir die Leiche näher ansehen kann.«
    »Ich erledige das«, erwiderte Holtz. Er reckte sich und seufzte gedehnt.
    »Man wird auch nicht jünger.«
    Der Kaiman wurde munter und ließ sich ins Wasser gleiten. Seine Augen blickten einen Moment über die Wasseroberfläche, dann ließ er sich auf den Beckenboden sinken und machte es sich dort bequem.
    Als der tote Greger Minos abtransportiert worden und Ulla Fredén gegangen war, schloss Holtz die Tür des Tropikariums und hängte das Schild, das das Betreten des Tatorts untersagte, wieder auf. Dann begab er sich auf die Suche nach etwas zu essen. Seit dem Mittagsmahl am Vortag hatte er nicht mehr ans Essen gedacht. Der Hubschrauberanflug auf das Schiff und die Stunden an Bord hatten ihm den Appetit geraubt, aber jetzt verspürte er plötzlich Hunger. Ein unnachgiebiger Kopfschmerz wurde stärker, und seine Konzentration ließ mit sinkendem Blutzuckerspiegel nach. Er dachte an seine Kollegin Pia Levin. Sie hatte immer etwas zu essen dabei und unternahm keinen Schritt, ohne Obst, Gebäck oder einen Schokoriegel in Reichweite zu haben. Sie scherzte immer, sie sei wie ein Säugling. Wenn sie zwei Stunden nichts zu essen bekam, wurde sie unausstehlich.
    Holtz lächelte, als er an Levin dachte. Er hätte sie jetzt gerne bei sich gehabt. Es gab viel zu tun, und er musste Verstärkung anfordern, aber sie war schließlich vollauf mit einem erweiterten Suizid beschäftigt. Solche Fälle ließen sich in der Regel allerdings rasch erledigen. Er musste sie anrufen, aber erst wollte er etwas essen.
    Plötzlich ereilte Levin ein Gedanke. Er kam aus dem Nichts, und sie stellte das Glas Wein beiseite, das sie sich gerade aus dem Karton auf der Spüle eingegossen hatte. Sie holte ihren flachen silbergrauen Laptop, der auf dem Bett in dem kleinen Zimmer hinter der Kochnische lag. Mit Wein und Laptop ging sie dann ins Wohnzimmer und machte es sich auf dem Sofa bequem. Während der Computer hochfuhr, trank sie einen großen Schluck und leerte fast das halbe Glas. Die Müdigkeit, die sie eben noch empfunden hatte, war wie weggeblasen. Sie erwog, das Weinglas aufzufüllen, unterließ es dann aber und gab stattdessen ihr Passwort in das weiße Feld ein. In ihrem Eifer vertippte sie sich, und ein Warntext erschien. Sie gab den Code erneut ein und erhielt endlich Zugriff auf ihre Daten. Etliche Dokumente tauchten auf dem Monitor auf. Sie klickte auf ein Icon, und das Bild der toten Familie tauchte auf. Levin betrachtete es lange. Das Lächeln des kleinen Mädchens tat ihr weh. Sie sah aus, als hätte sie gerade erst gehen gelernt. Die Mutter saß in der Hocke und stützte das Kind, das auf unsicheren Beinen dastand. Der Vater hinter ihnen hatte ein alltägliches Lächeln auf den Lippen. Vilja Kramer blickte vom Fotografen weg, aber ihr Lächeln war deutlich zu sehen.
    Levins eben noch so klare Gedanken begannen abzuschweifen. Das Mädchen auf den unsicheren Beinen und mit dem strahlenden Lächeln hatte sein ganzes Leben noch vor sich gehabt. Den Kindergarten, die ersten Spielgefährten, das Basteln vor Weihnachten, die Sprache, erste undeutliche Worte, dann verständliche Sätze. Sie wäre in die Schule gekommen und hätte Lesen und Schreiben gelernt. Sie hätte ihre Milchzähne verloren und mit Zahnlücken auf die nächsten Zähne gewartet. Sie wäre hingefallen, hätte sich die Knie aufgeschlagen, sich trösten lassen und ein Pflaster bekommen. Dann die Jugendjahre mit ihren Sorgen und ihrem Glück.
    Aber daraus wurde nun nichts.
    Jemand hatte ihrem Leben mit einer dünnen Plastikfolie um den Kopf ein Ende bereitet. Es kann natürlich auch sein, dass sie eines natürlichen Todes starb, bevor jemand ihren Kopf einwickelte, dachte Levin, aber die Gerichtsmediziner waren vorläufig, nachdem sie die Leiche des kleinen Mädchens aus dem Müllsack gehoben hatten, von Tod durch Ersticken ausgegangen. Die Obduktion würde zeigen, ob das stimmte.
    Holtz hatte am Nachmittag angerufen, um sie zu fragen, ob sie ihm bei dem Mord auf dem Schiff beistehen könne. Er

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