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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Hier wird nicht gequengelt. Verstanden?«
    Ein vielleicht sechsjähriger Junge stand vor dem brüllenden Mann. Er starrte zu Boden. Seine Schultern waren hochgezogen. Das Haar hing ihm in die Augen. Er regte sich nicht. In der Hand hielt er eine Schachtel Kekse.
    »Hörst du nicht, was ich sage? Sieh mich an, wenn ich mit dir rede.« Der Mann beugte sich über den Jungen, der langsam den Blick zu seinem Vater hob.
    »Ich habe nicht …«
    »Lüg mich nicht an, sonst …«
    Er ballte die Hand zur Faust und hielt sie dem Jungen unter das Kinn.
    Der Junge duckte sich und zog die Schultern noch weiter hoch.
    Pia Levin blieb ein paar Meter von den beiden entfernt wie angewurzelt stehen. Ihr Magen verkrampfte sich. Ihr Atem stockte. Sie war zur Flucht bereit, aber ihre Beine bewegten sich nicht.
    »Du weißt, dass ich kein Gequengel dulde, nie«, brüllte der Mann den Jungen an, der wieder auf den Boden starrte.
    »Aber Papa, ich …«
    Die Stimme schwach, tonlos.
    »Der Teufel soll dich holen!«
    Pia Levin biss sich auf die Unterlippe, drehte sich auf dem Absatz um und ging rasch davon. Sie eilte auf die Kassen zu und hörte hinter sich, wie der Mann weiter auf den Jungen einschrie.
    Ihr Herz klopfte wild. Sie ging an der Backwarenabteilung vorbei, ohne Zwieback in ihren Korb zu legen. Ihr Puls raste noch immer, als sie schließlich auf die Straße trat. Sie lehnte sich vor dem Laden an eine Mauer und schloss die Augen.
    Verdammt, verdammt, verdammt, dachte sie, während sich ihre Atmung wieder normalisierte. Was ist nur mit mir los? Warum habe ich nicht eingegriffen?
    Das Gefühl der Scham und Ohnmacht erstickte sie förmlich.
    Sie blieb vor dem Laden stehen, um auf den Vater mit seinem Sohn zu warten. Nach zehn Minuten gab sie auf und ging davon. Der Vorfall erschien ihr jetzt nicht mehr so eindeutig. Wahrscheinlich war der Mann es nur leid gewesen, dass ihm sein Sohn dauernd mit Süßigkeiten oder etwas anderem in den Ohren lag. Das war nicht so schlimm. Sie würden sich sicher bald wieder vertragen, ihren Einkauf beenden, alles würde wieder gut werden. Der Vater würde um Verzeihung bitten, weil er die Beherrschung verloren hatte, und dann würden sie zusammen nach Hause gehen. Alles war gut.
    Levin wusste, dass dies nicht stimmte.
    Sie knöpfte ihre Jacke zu und ging zum Bus, der sie zum Kai der MS Vega bringen sollte.

M ercedes Nunes’ Kabine lag so weit unten im Schiff wie überhaupt nur erlaubt, genau unterhalb der Wasserlinie und ein Deck über dem Maschinenraum. Es gab kein Bullauge, nur eine Gardine an einer Wand, die die Illusion eines Fensters schaffen sollte. Wie die meisten Besatzungskabinen war sie spärlich möbliert. Eine Koje, ein kleiner an der Wand festgeschraubter Tisch und ein Stuhl. Ein winziges Bad mit Toilette und Dusche und einem kleinen Badezimmerschrank mit Spiegel. In der Kabine gab es auch einen Schrank für die private Kleidung. Mercedes Nunes besaß nicht sonderlich viele eigene Sachen und bewahrte deswegen auch ihre Arbeitskleidung dort auf. Die Kabine war sehr sauber, und es roch nach Putzmittel. Die wenigen anderen Besatzungskabinen, die sie gesehen hatte, waren schmutzig gewesen und hatten muffig gerochen. Die anderen Besatzungsmitglieder schliefen nur wenige Stunden in ihren Kabinen, und wie es dort aussah, war ihnen gleichgültig. Duschen, sich umziehen und die Arbeitskleidung verwahren konnte man in der Umkleide. Die meisten gingen an Land, wenn ihre Schicht zu Ende war, und kehrten erst zu Beginn der nächsten Schicht zurück.
    Mercedes Nunes hatte kein anderes Zuhause als die wenige Quadratmeter große Kabine und verbrachte dort fast ihre ganze freie Zeit. Jetzt schloss sie rasch die Tür hinter sich und wartete. Etwas hatte sie dazu veranlasst, an diesen schrecklichen Ort zurückzukehren. Sie konnte es selbst nicht verstehen. Was hatte sie dort verloren? Dann hatte sie diesen lachenden Mann auf der Brücke entdeckt. Sehr merkwürdig. Ein Mann in einem Papieroverall, der allein dastand und lachte. Sie wusste eigentlich nicht, warum sie ihn gefragt hatte, was denn so lustig sei. Er hatte sich zu ihr umgedreht und etwas gebrüllt. Dann war sie einfach ausgerissen.
    Sie setzte sich auf die ordentlich gemachte Koje und dachte darüber nach, was sie tun sollte. Sollte sie ins Tropikarium zurückkehren und erklären, weswegen sie dort aufgekreuzt war und warum sie so einen Schrecken bekommen hatte?
    Plötzlich hörte sie ein leises Klopfen. Sie starrte auf die Tür. Es klopfte

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