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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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erneut. Wenn sie leise genug war, dann verschwand die Person vor der Tür vielleicht wieder. Sah man draußen auf dem Gang, dass bei ihr Licht brannte? Sollte sie es ausmachen? Nein, dazu war es zu spät. Langsam stand sie von ihrer Koje auf, ging zur Tür und drückte ihr Ohr dagegen. Es war still.
    Sie wartete einige Minuten lang. Dann nahm sie ihren Mut zusammen.
    »Wer da?«, fragte sie leise.
    Keine Antwort.
    »Wer da?«, sagte sie etwas lauter.
    Keine Reaktion.
    Sie streckte langsam die Hand nach dem Riegel aus, zögerte und schob ihn dann zur Seite. Es klickte. Sie drückte die Klinke hinunter und öffnete vorsichtig die Tür.
    Wachsam blickte sie erst in die eine Richtung, dann in die andere. Der Korridor war menschenleer.
    Mit großen Augen starrte Holtz auf die ordentlich verpackte Zahnbürste.
    »Unglaublich, was die sich alles einfallen lassen.«
    »Irgendwie müssen sie sich etwas Neues ausdenken und ihre Produkte weiterentwickeln. Oder?«, meinte Pia Levin, die auf Holtz’ geliehener Koje Platz genommen hatte. Sie warf die Zahnpasta immer wieder in die Luft.
    »Könntest du vielleicht damit aufhören«, sagte Holtz.
    Levin legte die Tube beiseite, setzte sich auf der Koje zurecht und ließ die Beine über die Holzkante baumeln. Das sah unbequem aus.
    »Du willst doch nicht behaupten, dass du hier eingezogen bist?«
    »Eingezogen wäre zuviel gesagt. Ich habe mir die Kabine nur für ein paar Tage ausgeliehen. Sie gehört dem Kapitän. Er hat sie mir zur Verfügung gestellt.«
    »Wie meinst du das? Willst du hier an Bord bleiben?«
    Holtz schwieg eine Weile. Er saß einfach mit der Zahnbürste in der Hand da.
    »Bleibst du hier?«, wiederholte sie.
    »Ich überlege, ob ich mir nicht ein Boot zulegen sollte. Um die Welt segeln und all das hier hinter mir lassen.«
    »Kannst du überhaupt segeln?«
    »Das kann doch nicht so schwer sein. Ich muss halt einen Kurs machen.«
    »Und dann? Dann segelst du einfach los?«
    »Warum nicht? Das tun doch viele Leute. Was sollte mich daran hindern?«
    »Tja, deine Arbeit, dein Haus, deine Töchter. Außerdem würde ich mich dann ziemlich einsam fühlen.«
    »Das Haus kann ich verkaufen oder vermieten, auf der Arbeit kommen auch alle ohne mich zurecht, und die Mädchen haben sich in letzter Zeit nicht sonderlich für mich interessiert.«
    »Und ich?«
    Er lachte nur.
    »Ich meine es ernst. Ich brauche dich. Außerdem: Wer soll sich um deinen Baum kümmern? Deinen Bonsai. Du weißt, dass ich keine Begabung für Topfpflanzen besitze.«
    Er lachte erneut.
    »Der Baum, richtig. Damit ist es entschieden. Ich bleibe also noch eine Weile an Land. Oder ich nehme ihn einfach mit.«
    Pia Levin krabbelte aus der Koje, ging auf Holtz zu und umarmte ihn. Eine rasche und unbeholfene Umarmung. Holtz sah sie erstaunt an. Er kannte sie jetzt schon seit über zehn Jahren, sie hatten eng zusammengearbeitet und etliche Erfolge und Misserfolge geteilt. Umarmt hatte sie ihn bislang noch nie.
    »Du bist doch sonst nicht so sentimental«, meinte er.
    Sie wirkte verlegen.
    »Was ist jetzt? Soll ich dir bei dieser Geschichte helfen oder nicht?«, fragte sie.
    »Hast du denn Zeit?«
    »Ich beschäftige mich noch mit der Familientragödie, aber die Sache ist wohl eindeutig. Das müsste ich also schnell über die Bühne kriegen. Erzähl, was hier passiert ist. Fang ganz vorne an.« Sie zog eine Tafel Schokolade aus der Tasche und kehrte zu der Koje zurück.
    Holtz setzte sich an den Schreibtisch, griff zu seinem Notizblock und erzählte alles, ohne innezuhalten. Levin hörte zu, aber ihre Gedanken schweiften ab. Die tote Vilja Kramer ging ihr nicht aus dem Sinn. Der Chef der Ermittlungsabteilung hatte nicht lang über den Fall nachgedacht. Er hatte ihr nicht zugehört und nichts verstanden. Eine Familientragödie. Er wollte sich mit dem Staatsanwalt unterhalten, war sich seiner Sache jedoch recht sicher.
    »Wenn du einfach nur die kriminaltechnischen Protokolle in Ordnung bringst, dann können wir die Akte schließen. Ruf bei der Gerichtsmedizin an und frag nach, ob es von dort weitere Erkenntnisse gibt, falls nicht, stellen wir die Ermittlung ein«, hatte er gesagt und sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zugewandt.
    Auf einem Regal hinter dem Ermittlungschef hatten etliche Pokale gestanden, die er bei internationalen Polizeiwettbewerben im Triathlon, Laufen, Schwimmen und Fahrradfahren in verschiedenen Ländern errungen hatte. So viel Energie und Kraft, um diese harten Wettbewerbe zu

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