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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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verwendete Holtz eigene Schuhüberzüge aus Wildleder, da er sich in den blauen Plastikschonern, die bei den Forensikern Standard waren, lächerlich vorkam. Er hätte das zwar nie zugegeben, aber in dieser Frage war er eitel. Er wusste, dass das vollkommen unsinnig war, konnte sich aber trotzdem nicht überwinden, die Plastikschoner zu verwenden, und hatte sich deswegen eigene nähen lassen. Es war wichtig, keine eigenen Spuren zurückzulassen, denn das verursachte ihnen nur zusätzliche Arbeit. Spuren auszuschließen war ebenso aufwendig wie Spuren zuzuordnen. Vor einiger Zeit hatte die Behörde einen neuen Typus Schuhschutz aus stabilem weißem Plastik angeschafft, auf dessen Sohle das Wort ECILOP eingeprägt war. Falls diese Abdrücke hinterließen, würde man sie rasch eliminieren können. Bislang war er noch keinem Kriminellen begegnet, der Spuren mit dem Wort POLICE zurückgelassen hätte. Holtz war mit der Neuerung einverstanden gewesen und verwendete seine handgenähten Überzüge immer seltener.
    Er stand in seinem Overall und Schuhüberzügen auf der kleinen Brücke. Wasser lief die Wände hinab, und eine Bougainvillea, die fast einen Meter hoch war, verdeckte teilweise die Tür. Sie sah etwas zerzaust aus.
    Holtz rief sich das Gespräch mit der Rechtspathologin Ulla Fredén in Erinnerung. Der Mann wies einen Bauchschuss auf, und alles deutete darauf hin, dass dieser tödlich gewesen war. Aber ganz sicher konnte man nicht sein. Warum hatte er sich überhaupt in dem Tropikarium aufgehalten? Wer hatte ihm aufgeschlossen? Und wann? Ulla Fredén hatte den Zeitpunkt des Todes nicht näher eingrenzen können. Die Wärme und die Feuchtigkeit erschwerten die Beurteilung. Weder die Körpertemperatur noch die Leichenstarre hatten einen eindeutigen Anhaltspunkt geliefert. Die Verwesung hatte jedoch trotz der Wärme und Feuchtigkeit noch nicht eingesetzt, sonderlich lange war er also noch nicht tot gewesen, als die Putzfrau ihren makaberen Fund gemacht hatte. Da der Tote nach dem Festmahl der Piranhas keine Augen mehr hatte, ließ sich die chemische Kontraktion der Pupille, die sonst der Feststellung des Todeszeitpunktes diente, auch nicht mehr ermitteln.
    Das Einzige, was Ulla Fredén mit großer Sicherheit hatte sagen können, war, dass es keine helleren Druckpunkte zwischen den Leichenflecken gab. Er hatte also nicht tot auf dem Boden gelegen. Zumindest nicht lange. Er war wahrscheinlich sterbend ins Wasser gefallen und dort zur großen Freude der Piranhas liegen geblieben, bis einige Besatzungsmitglieder ihn herausgezogen hatten.
    Holtz blickte auf das dunkelgrüne Wasser des Teichs und versuchte sich vorzustellen, was geschehen war. Er wurde erschossen, fiel ins Wasser und lag dort höchstens ein paar Stunden, dachte er. Falls der Mörder in aller Eile geflohen ist, dann liegt vielleicht noch irgendwo eine Patronenhülse. Mit etwas Glück finden sich auch DNA-Spuren, Fasern oder Fingerabdrücke. Irgendwo in dem künstlichen Dschungel konnte sich die Antwort verbergen. Holtz begann in Gedanken eine Liste zu erledigender Arbeiten zu erstellen. Feuchtigkeit und Nässe stellten ein großes Problem dar. Die Spuren waren wahrscheinlich bereits zerstört.
    Er setzte sich auf die kleine Bank, legte sich einen Notizblock auf die Knie und fertigte eine Skizze des Dschungels an. Anfänglich wollte er sich auf die Brücke und jenen Teil des Teiches konzentrieren, den der Kaiman wegen der dicken Glaswand nicht erreichen konnte. Es gab keinen Grund, warum sich der Mörder zu dem müden und wie Holtz fand unersprießlichen Tier begeben haben sollte.
    »Du bist als Zeuge wirklich nicht viel wert. Es würde mir viel Arbeit ersparen, wenn du erzählen könntest, was passiert ist«, sagte Holtz.
    Es wirkte fast, als hätte der Kaiman seine Worte verstanden, denn plötzlich begann er, wütend seinen Schwanz zu bewegen. Holtz schüttelte belustigt den Kopf.
    Über zwei Stunden lang durchsuchte er sämtliche Winkel des feuchten Raumes. Den Geruch von Chlorophyll und Fäulnis fand er nach einer Weile sogar angenehm. Hochkonzentriert kroch er mit einer starken Taschenlampe in der Hand auf dem Fußboden herum. Er fand jedoch weder dort noch auf der Brücke Spuren. Nach biologischen Spuren zu suchen war unsinnig, da der Tatort in regelmäßigen Intervallen abgeduscht worden war. Er rechnete nicht damit, irgendwo noch Blutspuren oder andere Körperflüssigkeiten zu finden. Deswegen konzentrierte er sich auf Fingerabdrücke und Fasern.

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