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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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großes Interesse an dem Untersuchungsergebnis haben. Auch Currie gehörte zu ihnen, aber für den Moment rief er sich die
Prioritäten
ins Gedächtnis.
    »Mein Gott«, sagte Swann.
    Sie fanden Cardall auf dem Rücken liegend auf der anderen Seite des Zimmers, Arme und Beine ausgestreckt wie ein Schnee-Engel. Zwei seiner Finger waren offensichtlich gebrochen, aber der größte Schaden war vom Hals aufwärts angerichtet worden. Sein Gesicht war so mit Schlägen traktiert worden, dass es aussah, als wäre es in den billigen Teppich darunter hineingeprügelt worden. Als sie um die Leiche herumgingen, sah Currie in dem Blut das weiße Glänzen eines Auges.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass er es ist«, sagte Currie.
    Sein Partner nickte düster. »Da hat jemand wohl nicht sehr viel von ihm gehalten.«
    »Bitte links in die Warteschlange einreihen.«
    »Sam, so wenig hast nicht mal du ihn gemocht.«
    »Nein«, sagte Currie. »Nicht mal ich.«
    Er wandte seine Aufmerksamkeit von der Leiche ab und dem Zimmer selbst zu. Es war fast völlig leer. Alte abgewetzte Möbel, ein Teppich, der nicht bis zu den Wänden reichte. Schief vor der Wand stand eine Kommode mit offenen Schubladen, die Kleider waren auf dem Boden verstreut. Ein winziger Fernseher und ein tragbarer CD -Player waren beide auf dem Boden zerschmettert.
    »Sieht aus, als hätte jemand die Bude gefilzt«, sagte er.
    Der Geruch von Marihuana hing neben dem von Blut in der Luft, und Curries Gedanken wandten sich Cardalls Betätigung zu. Sie war eine möglich Erklärung für das, was hier passiert war, aber das schien nicht genug.
    Swanns Handy klingelte. Er nahm es heraus und hielt es ans Ohr.
    »Ja?« Er horchte ein paar Sekunden. »Unten? Lasst sie nicht in die Nähe … Ich weiß nicht. Wir kommen runter, sobald es geht. Macht eure Arbeit, verdammt noch mal.«
    Er klappte sein Handy zu.
    »Drake?«, riet Currie.
    »Draußen. Mit fast dem ganzen Trupp.«
    »Scheiße.« Es war ja nur eine Frage der Zeit gewesen. »Wir müssen sowieso mit ihm reden.«
    »Wir sollten uns verkrümeln«, sagte Swann. »Lassen wir die Spurensicherung herkommen, außerdem die Sache eventuell an jemand anderen abgeben. Wir haben keine Zeit dafür. Es riecht förmlich nach Krieg. Was meinst du?«
    Currie nickte. Trotzdem konnte er nicht widerstehen und warf einen Blick zurück, als sie das Zimmer verließen. Er wollte sich klar werden über seine Reaktion auf das, was hier geschehen war.
    Niemand verdient so etwas.
    Currie versuchte es mit diesem Gedanken. Er passte nicht ganz, war aber nah genug dran, und das war immerhin etwas, fast eine Erleichterung. Lange hatte er Sorge gehabt, dass er nie wieder solchen Gedanken zustimmen würde.
     
    Draußen vor dem Wohnblock drohte es gefährlich zu werden.
    Er sah gleich, welche Männer zu Choc gehörten. Zwar nur fünf oder sechs, aber es waren große Kerle, die sehr handfest aussahen und sich verteilten, um ihre Anwesenheit zu unterstreichen: Zwei auf einen Polizisten, breiteten sie die Arme aus und gestikulierten. Eine Meute, die nach Schwachstellen in der Kette suchte. Sie wollten hinein. Ihr Freund lag tot dort drin, und dies hier war ihr Territorium. Sie waren nicht an die Einmischung der Polizei gewöhnt und hatten weder Respekt davor, noch konnten sie etwas damit anfangen.
    Angst hatten sie auch keine. Nur ein Quentchen Vernunft hielt sie davon ab, direkt hineinzustürzen. Die Aufdringlichkeit der Polizei schien sie genauso zu empören wie alles andere. Wofür hielten sich die Scheißbullen eigentlich?
    Wir sind hier eine Minute vom absoluten Chaos entfernt
.
    »Wir müssen das unter Kontrolle kriegen«, sagte Swann.
    Currie nickte.
    »Sag Bescheid. Ich werde mit Drake reden. Mal sehen, ob ich ’n bisschen Ruhe hier reinkriegen kann.«
    »Du wirst aber nett zu ihm sein, hoffe ich?«
    »Ja«, sagte Currie. »Vielleicht.«
    Er ging über den Parkplatz. Charlie Drake selbst sprach mit niemandem und sorgte nicht für Aufruhr. Er stand an seinen Wagen gelehnt, die Füße überkreuzt, und kaute an einem Fingernagel. Beinahe entspannt, aber nicht ganz, dafür starrte er zu unverwandt auf den Wohnblock, als konzentriere er sich darauf, ihn mit seinen Gedanken zum Einstürzen zu bringen.
    Currie war ihm einige Male begegnet, und seine Reaktion, wenn er ihn sah, war immer die gleiche. Wenn man nicht wusste, wie Drake seinen Unterhalt verdiente, hätte man es nie erraten. Er trug eine alte Anzughose, darüber ein teures weißes Hemd, das etwas

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