Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby

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mich gerade umdrehen und nach unten gehen, als ich es bemerkte.
    Ein weißes Kuvert.
    Es steckte halb unter dem Kissen. Handschriftlich stand etwas in kleinen ordentlichen schwarzen Buchstaben darauf.
    Dave Lewis.
    Ich ging langsam zum Bett hinüber, nahm das Kuvert auf, indem ich es sachte zwischen Finger und Daumen an der Ecke packte. Als ich es aufriss, machte das Papier einen kratzenden Laut.
    Ein Brief steckte darin. Ich faltete ihn auseinander und hielt ihn mit beiden Händen so fest wie möglich. Die gleiche ordentliche schwarze Handschrift füllte die halbe Seite des einzelnen Blattes. Als ich zu lesen begann, übersprangen meine Augen die Wörter und Zeilen, und ich musste mich setzen und sehr konzentrieren, um aus dem schlau zu werden, was da stand.
    Für Dave Lewis
    Du meinst, du machst dir etwas aus ihr. Die Menschen tun so, aber nur, wenn es ihnen passt. Du hast Angst, bist egoistisch und, was immer du denken magst, machst dich wichtig. Das wird sich zeigen, und alle werden es sehen.
    Du kannst wie ein Feigling handeln, diesen Brief zur Polizei bringen und alles erklären. Wenn du das tust, ist es vorbei, und du wirst nie wieder von mir hören. Sie wird sterben, und du kannst dein Leben weiterführen, als sei dies nie geschehen, das heißt, genauso wie jetzt.
    Wenn du sie retten willst, musst du beweisen, dass du dessen so würdig bist, wie du in deinem dummen Kopf zu sein glaubst. Du musst dir das Vorrecht verdienen, sie zu retten. Wir werden sehen. Nimm keinerlei Kontakt mit der Polizei auf und sag ihnen nichts. Dies ist nur der Anfang dessen, was wir gemeinsam tun werden. Sie wird von deinen Erfolgen und von deinem Versagen erfahren, und wenn du sie sterben lässt, wird sie wissen, wie viel Sprüche du geklopft und wie viel Lügen du erzählt hast.
    Du wirst von mir hören, und ich werde dich beobachten. Ich lass dir ein Geschenk hier, damit du weißt, dass ich es ernst meine.
    Alles im Raum wich leicht zurück.
    Ich hatte das Gefühl, von meinem Körper abgetrennt zu sein, als beobachtete ich von innen heraus jemand anderen oder hörte etwas und sei selbst unter Wasser. Das Licht, das durch die Vorhänge drang, beleuchtete still in der Luft schwebende Staubpartikel, und ein paar Augenblicke hätte ich geradeso gut einer von ihnen sein können. Ich hatte wortwörtlich keine Ahnung, was ich mit mir selbst anfangen sollte. Es war, als hätte sich mein Verstand irgendwo im Kopf verflüchtigt.
    Ich sah im Kuvert nach und fand das »Geschenk«, das er mir dagelassen hatte. Es war Toris Halskette. Die dünne, um das kleine Kruzifix geschlungene Silberkette. Die Kette ihrer Schwester.
    Sie nahm sie nur ab, wenn sie duschte, oder manchmal, wenn sie im Bett lag. Es war ihr teuerster Besitz, das Erste, was sie jeden Morgen an-, das Letzte, was sie abends ablegte.
Damit du weißt, dass ich es ernst meine
. Ich hielt das Kreuz und ließ die Kette über meiner Hand hinunterhängen …
    Drei laute Schläge von unten, da war ich wieder in meinem Körper, und mein Herz pochte heftig.
    Die Haustür.
    Ich steckte den Brief und die Kette in das Kuvert zurück und ging dann, so langsam und leise ich konnte, hinunter. Vom Wohnzimmer aus sah ich hinter dem blauen Vorhang gewellte Umrisse, die aussahen, als stünden zwei Personen an der Haustür.
    Die Umrisse veränderten leicht ihre Position.
Es klopfte
.
    »Niemand zu Hause.«
    Ich hörte sie durchs Fenster, brauchte aber einen Moment, bis ich die Stimme erkannte. Der Kriminalbeamte, der mich verhört hatte. Currie.
    »Anscheinend nicht.«
    »Bei der Arbeit sagte man, sie sei krank.«
    Eine Gestalt trat näher ans Fenster heran. Ich konnte erkennen, wie jemand die Hände über die Augen legte, um durch die Vorhänge spähen zu können.
    »Das Licht ist an.«
    Es klapperte am Briefkastenschlitz. »Ms. Edmonds?«
    Mein Gott. Sie brauchten nur am Türgriff zu drehen. Ich entfernte mich rückwärts durchs Wohnzimmer. Was machten die bloß hier?
    War es wegen Julie?
    »Ms. Edmonds?«
    Aus welchem Grund auch immer sie gekommen waren, ich konnte nicht da bleiben, wo ich war. Der Brief hatte eines klargemacht. Wenn ich mit der Polizei sprach, würde Tori sterben. Ich konnte nicht zulassen, dass diese Entscheidung für mich getroffen wurde, bevor ich die Gelegenheit hatte, sie richtig zu überdenken.
    Ich ging zur Treppe zurück und schloss die Tür zum Wohnzimmer leise hinter mir. Dann hörte ich, wie die Haustür geöffnet wurde.
Mist
. Aber die hintere Tür ging direkt auf