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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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hochging und an das lange, dunkle Stück Garten hinter mir dachte. Ich schaute mich um, aber die Dunkelheit da unten war unerbittlich. Als meine Schuhe auf den Steinstufen scharrten, erwartete ich fast, dass jemand von dem Blätterbogen über mir herunterspringen würde, aber es war niemand da – nur der Regen, der leise auf die Blätter fiel.
    Mein Wagen stand noch unten an der Einfahrt, aber da war jetzt noch etwas anderes.
    Jemand hatte neben das Hinterrad einen Karton gestellt.
    Ich zwang mich hinüberzugehen. Der Deckel war geschlossen, aber nicht mit Paketband zugeklebt, sondern die vier Laschen waren ineinandergesteckt, so dass man eine zurückbiegen musste, wenn man es richtig machen wollte. Er war rutschig vom Regen. Feuchtigkeit stieg an den Seiten hoch, wo der Karton auf der Einfahrt stand.
    »Was ist das?«
    »Mach es noch nicht auf.«
    Frustriert drehte ich mich auf dem Absatz um und sah in verschiedene Richtungen. Überall nur Dunkelheit. Kein Lichtschimmer von einem Handy.
    »Also, was soll ich denn jetzt tun?«
    »Stell den Karton auf den Beifahrersitz, dann steig ein und lass den Motor an. Am Ende der Einfahrt biegst du links ab. Fahr die Straße etwa zwanzig Meter runter, dann halt an.«
    Ich nahm meine Schlüssel heraus. Das Lenkradschloss knackte.
    »Ich brauche zwei Hände für diese Schachtel.«
    Er legte auf.
    Der Karton hatte etwa die Größe der Schachteln mit Papier, die wir fürs Büro bestellten, aber was auch immer darin sein mochte, es war jedenfalls kein Papier. Dafür war die Schachtel zu leicht.
    Ich stellte sie auf den Beifahrersitz und ließ den Wagen an. Die Gänge ruckelten, als ich im Bogen zurückstieß, dann fuhr ich den steilen Hang zur Straße hoch.
    Oben bog ich nach links ab und hielt dann etwas weiter vorn am Straßenrand. Die Scheibenwischer quietschten über die Scheibe.
    Ich sah in den Rückspiegel.
    Mein Elternhaus stand in einer ruhigen Straße einer Wohngegend, wo es nachts zu dieser Zeit totenstill war. Aber dort hinten, gleich jenseits der Einfahrt, stand ein einzelnes Auto. Die Scheinwerfer waren an, aber nur Standlicht. Die Scheibenwischer huschten stetig und lautlos hin und her.
    Ich konnte die dunkle Gestalt eines Mannes hinter dem Lenkrad erkennen.
    Ich beobachtete ihn im Spiegel und fragte mich, was geschehen würde, wenn ich aussteigen und auf ihn zurennen würde.
Oder schnell zurückstoßen,
dachte ich.
Auf ihn draufknallen
.
    Aber selbst wenn ich ihn erwischte, was genau wollte ich dann tun? Ich hatte ein Messer, aber ich vermutete, er auch. Selbst wenn ich es schaffte, ihn zu kriegen, was wäre, wenn er mir nicht sagte, wo Tori …
    Das Handy klingelte.
    Ich nahm ab und beobachtete das Auto hinter mir. Ein kleines grünes Lichtpünktchen war hinter der Windschutzscheibe sichtbar.
    »Der Brief und die E-Mail – knüll sie zusammen und wirf sie aus dem Fenster.«
    »Ich muss das Telefon hinlegen.«
    Ich fasste das Schweigen als Zustimmung auf, legte also das Handy auf den Beifahrersitz, knüllte die beiden Blätter zu einem Ball zusammen und warf ihn hinaus. Er flog bis zum anderen Abflussgraben hinüber.
    »Ist das okay?«
    »Da hat sie Glück gehabt, dass es nicht in den Scheißabfluss gefallen ist. Sei nächstes Mal vorsichtiger.«
    »Was jetzt?«
    Die Scheinwerfer des Wagens hinter mir wurden aufgeblendet.
    »Fahr ein bisschen weiter. Ungefähr zwanzig Meter. Dann bleib wieder stehen.«
    Ich löste die Handbremse und fuhr vorsichtig etwas vorwärts. Während ich das tat, begann sein eigenes Fahrzeug sich langsam zu bewegen, aber der Abstand zu mir blieb gleich.
    Als er das zerknüllte Papier erreichte, fuhr er näher an den Rand und hielt an, dann ging die Tür an der Fahrerseite auf. Ich versuchte krampfhaft, einen Blick auf ihn zu erhaschen, aber hinter dem Schutzschild seiner Scheinwerfer konnte ich nichts erkennen, hatte nur das Gefühl, dass sich etwas bewegte wie Vögel, die in einem Lichtstrahl flattern. Die Tür schloss sich, und ich sah ihn wieder hinter dem Steuerrad sitzen.
    »Und jetzt?«, sagte ich.
    »Warte.«
    Im Spiegel verschwand das grüne Lichtchen. Er hatte das Handy hingelegt.
    Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass er überprüfte, ob ich ihm mit dem zerknüllten Papier einen Streich gespielt hatte. Die Verachtung und der Zorn in seiner Stimme standen in krassem Gegensatz zu der Sorgfalt und Genauigkeit, mit denen er vorging. Er hatte dies alles sorgfältig geplant und kannte sich aus.
    »Jetzt machen wir eine

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