Tote Stimmen
Fahrt«, sagte er.
22
Freitag, 2. September
E s war halb zwölf nachts, und das Einsatzzentrum wimmelte vor Aktivitäten. Es wurden Anrufe getätigt, getippt, Stöße von Unterlagen zwischen den Schreibtischen hin und her getragen, und alle schienen etwas schneller als sonst zu arbeiten. Die Tür ging ständig auf und zu, und die Beamten brachten entweder neue Informationen oder gingen mit dringenden Aufträgen wieder hinaus. Die Büroluft flirrte geradezu vor Energie. Das Team arbeitete jetzt angestrengter, denn alle wussten, dass sich in den letzten paar Stunden alles geändert hatte.
Currie sah sich um und dachte:
Eigentlich sollte ich das Gefühl haben, dass wir ihm dicht auf den Fersen sind.
Normalerweise wäre es so gewesen, aber trotz all der Aktivitäten um ihn herum war er frustriert. Er brannte darauf, etwas zu unternehmen.
Am Ende des Raums saßen er und Swann sich unter der weißen Tafel gegenüber. Currie hatte die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, sich auf dem Block, der immer auf seinem Schreibtisch lag, Notizen zu machen, aber das, was er zustande gebracht hatte, sah ziemlich wirr aus.
Er legte den Kuli hin und schaute auf die Informationen an der Wand.
Swann hob den Blick von seinem Bildschirm. »Alles klar?«
»Ich hab das Gefühl, dass wir mehr tun sollten.«
»Hat man dieses Gefühl nicht immer?«
Eine rhetorische Frage.
Currie sagte: »Schon irgendwas Interessantes gefunden?«
Sein Partner brummte nur –
was denkst du denn?
– und fuhr mit seiner Arbeit am Computer fort. Vorher hatte der IT -Techniker ihnen eine CD mit Standfotos von dem Platz vor dem Einkaufszentrum gegeben, wo mit Julie Sadlers Telefon telefoniert worden war. Swann klickte jetzt gerade alle an, eins nach dem anderen. Er suchte nichts Bestimmtes, schaute sie aber trotzdem an, weil es getan werden musste.
Diese Aufgabe war typisch für die ganzen Ermittlungen. Immer wieder waren sie auf Zeugenaussagen, Meinungen, Mutmaßungen zurückgeworfen, verfolgten alle möglichen Hinweise, egal wie unbedeutend. Currie hatte sich bisher damit zufriedengegeben, weil ein systematisches Vorgehen letzten Endes Ergebnisse bringen würde. Wenn sie alles genau untersuchten, musste der Täter nur einen Fehler machen, und sie würden ihn aufgrund dessen fassen können. Trotzdem hatte er im Moment das Gefühl, dass sie aktiver sein sollten.
»Aber wir tun doch alles, was wir können«, sagte Swann.
Currie nickte, war aber nicht wirklich überzeugt.
Es gab zwei neue Namen, die jetzt dazugekommen waren. Der erste war TORI EDMONDS . Mehrere Mitarbeiter im Raum versuchten gerade, ihren Aufenthaltsort herauszufinden, bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Es konnte natürlich noch eine harmlose Erklärung für ihr Verschwinden geben, aber er war sicher, dass ihr etwas passiert war, und vor allem diese Überzeugung drängte Currie zu handeln. Man sondierte bereits Möglichkeiten, um Zugriff auf die Daten ihrer Mobilfunkgespräche zu bekommen, aber dass so viel Zeit verging, um es in die Wege zu leiten, war genauso frustrierend wie alles andere an dem Fall.
Der andere neue Name, mit dem sie zu tun hatten und der ihn auf seine Art und Weise genauso beunruhigte, war DAVE LEWIS .
Als sie Lewis wegen des Mordes an Julie Sadler befragten, war Currie sicher gewesen, dass er den Namen schon gehört hatte, konnte sich aber nicht erinnern, wo. Heute Nachmittag hatte er ihn endlich gefunden. Als Alison Wilcox umgebracht worden war, hatten sie die Entführung von Eddie Berries an ein anderes Team abgegeben.
Prioritäten
. Das andere Team hatte sich den Fall kurz angeschaut und dann zurückgestellt. Eine Woche später hatte Currie in einem freien Moment die Einzelheiten durchgesehen und war erfreut gewesen herauszufinden, dass sie wenigstens mit Drake und Cardall
gesprochen
hatten. Beide hatten Tori Edmonds am Nachmittag, nachdem Eddie verschwand, im Krankenhaus in Staunton besucht und waren dann – wohin sonst – ins Wheatfield gegangen. Eine Fotokopie der Anmeldungsliste für Besucher im Krankenhaus lag der Akte bei, um ihre Aussage zu bestätigen. Auch Dave Lewis war dort gewesen, sein Name erschien direkt unter ihren, und er war zur gleichen Zeit weggegangen. Er hatte also Verbindung zu den Ermittlungen und jetzt auch eine doppelte Verbindung zu den Morden.
Die Person, die aus Tori Edmonds Wohnung geflohen war, als er und Swann dort aufkreuzten, war noch nicht identifiziert, aber Currie hätte wetten können, dass es Lewis gewesen
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