Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
Vom Netzwerk:
dass sie den Wagen gesehen habe. Das Auto stehe auf dem vom Museumseingang am weitesten entfernten Platz und er habe es gesichert, indem er das Absperrband von Zaunpfosten zu Zaunpfosten gespannt habe.
    Willow lächelte ihm zu, als sie sah, wie er es durchgeführt hatte. «Gut gemacht», sagte sie. «Das könnte immerhin unser Tatort sein. Ist Miss Hewitt unterwegs?»
    Davy nickte. «Und der Museumswächter mit dem Schlüssel. Zu dieser Jahreszeit sind die Öffnungszeiten eingeschränkt.»
    Während sie warteten, hielt ein weiteres Fahrzeug auf dem Parkplatz. Sandy erkannte Reg Gilbert, den Herausgeber der
Shetland Times
, und dessen alten VW -Campingbus. Rhona Laing hatte Sandy gebeten, diskret zu sein, doch es war wohl ein Ding der Unmöglichkeit, die Identität des Mordopfers jetzt noch geheim zu halten. Sandy fragte sich, wie Reg an die Neuigkeit gekommen sein mochte – vermutlich hatte die Briefträgerin nicht nur mit der Polizei gesprochen. Nichts liebte Reg mehr als eine saftige Story, die er seinen ehemaligen Kollegen im Süden weitergeben konnte. Er hatte sich von einer Lokalzeitung unten in England früh in den Ruhestand schicken lassen, um mehr Zeit mit seiner frisch angetrauten jungen Frau verbringen zu können. Doch die Frau war mit ihrem Salsa-Lehrer auf und davon, und Reg war auf die Shetlands gezogen, um seine Wunden zu lecken. Er war nie zuvor dort gewesen und hatte den Posten des Herausgebers der
Shetland Times
bloß übernommen, weil es der erste freie Job war, den er gefunden hatte. Nichts von alledem war ein Geheimnis. Nach der Arbeit bezog Reg allabendlich seinen Stammplatz in der Bar des Grand Hotel und erzählte seine Geschichte jedem, der sie hören wollte. Er sagte, auf den Shetlands sei er so weit entfernt von dieser betrügerischen Hexe wie nur irgend möglich.
    «Ist das nicht der Wagen vom jungen Jerry Markham?» Der Zeitungsmensch hatte ein spitzes Gesicht, das Sandy an das einer Ratte erinnerte. Dünner werdendes Haar und buschige Augenbrauen. Eine lange gerötete Säufernase.
    Reg hatte die Frage an Sandy gerichtet, doch Willow antwortete ihm.
    «Sie kennen Mr Markham?»
    «Ich
kannte
ihn, Schätzchen. Seine Leiche steckt in einem Sack und ist unterwegs zur Fähre, damit Jimmy Grieve ihn gleich morgen früh aufschneiden kann. Ich habe mit Annie Goudie gesprochen, der Bestattungsunternehmerin, und die hat’s mir bestätigt. Wir sollten über den Goldjungen des Zeitungswesens also besser in der Vergangenheitsform sprechen, meinen Sie nicht auch?»
    «Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?» Ganz offensichtlich wollte Willow sich nicht provozieren lassen.
    «Donnerstagabend. Er hat mich zum Dinner ins Restaurant vom Ravenswick Hotel eingeladen. Das war nicht so großzügig, wie es vielleicht klingt, seinen Eltern gehört der Kasten nämlich, und ich bin mir sicher, dass er nicht vorhatte, die Rechnung selbst zu bezahlen. Aber egal, ein solches Angebot würde ich jedenfalls nie ausschlagen.» Reg lehnte sich gegen den Campingwagen. Es ging das Gerücht, er sei, als er damals auf die Shetlands kam, so knapp bei Kasse gewesen, dass er den Sommer über darin gewohnt habe, auf dem Parkplatz des Stadthafens. In den hinteren Fenstern hingen schmuddlige Tüllvorhänge, sodass Sandy nicht ins Wageninnere schauen konnte.
    «Und worüber haben Sie sich unterhalten?» Willows Stimme klang immer noch eisig.
    «Er plante wohl eine große Story für seine Zeitung und war mir gegenüber etwas zugeknöpft. Er wusste, dass ich immer noch Verbindungen zur Londoner Presse habe, und hatte sicher Angst, ich würde auf eigene Faust weiterrecherchieren. Nicht, dass er so was gesagt hätte, aber mir war klar, was er dachte. Und er hatte recht. Wie der Blitz wäre ich dadran gewesen, wenn ich die Möglichkeit dazu bekommen hätte.»
    Bis zu diesem Augenblick war es sonnig gewesen, und ein böiger Westwind hatte Wolkenschatten übers Meer getrieben. Plötzlich aber war alles grau, und Sandy spürte den ersten Regentropfen.
    «Aber wenn Markham Sie zum Essen eingeladen hat – auch wenn es auf Kosten seiner Eltern war –, muss er doch versucht haben, Informationen von Ihnen zu bekommen», sagte Willow.
    «Ganz richtig.» Sandy merkte, dass Reg schon ein zweites «Schätzchen» anfügen wollte, es sich aber gerade noch rechtzeitig anders überlegte. «In unserer Branche kriegt man nicht einfach so ein Abendessen geschenkt. Genau das habe ich auch gedacht.»
    «Und?» Willow ließ erkennen, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher