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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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langsam die Geduld verlor.
    Doch Reg ließ sich nicht einschüchtern. «Ich komme von hier», sagte er. «Ich habe Verbindungen. Ich kann Ihnen auf vielerlei Weise behilflich sein.»
    «Und?»
    «Und wenn ich Ihnen helfe, sorgen Sie dafür, dass ich die Story vor den ganzen Haifischen bekomme, die genau in diesem Moment im Flugzeug von Aberdeen hierher sitzen.»
    Sandy erwartete, dass Willow jetzt der Geduldsfaden reißen würde. Selbst Jimmy Perez hätte Reg spätestens an diesem Punkt in die Schranken gewiesen und sich über Behinderung von Polizeiermittlungen ausgelassen. Aber Willow lachte bloß kurz auf. «Ich spiele keine Spielchen, Mr Gilbert. Und ich lasse mich auf keine Deals ein. Wenn das also alles war, muss ich Sie leider bitten zu verschwinden, denn ich habe jede Menge zu tun. Das hier könnte ein Tatort in einem Mordfall sein.»
    «Aber ich meinte ja nicht, dass ich Ihnen nicht erzählen will, worüber wir gesprochen haben.» Reg besaß eine weinerliche Stimme. Er sprach immer durch die Nase, als wäre er erkältet. «Ich bin doch froh, wenn ich der Polizei helfen kann.» Er ist neugierig, dachte Sandy. Er ist Journalist geworden, weil er den Klatsch liebt. Wenn er jetzt wegfahren müsste, ohne von seinem Treffen mit Jerry Markham berichtet zu haben, würde ihn das ewig quälen.
    «Dann setzen Sie sich mit meinem Sergeant in seinen Wagen und erzählen Sie ihm, was Sie wissen», meinte Willow von oben herab. «Und wenn ich je die Unterstützung der
Shetland Times
brauchen sollte, setze ich mich mit Ihnen in Verbindung.» Sandy musste grinsen.
    Reg und Sandy setzten sich nach vorn in den Wagen. Es hatte jetzt angefangen, richtig zu regnen, doch der Kommissarin schien das Wetter nichts auszumachen. Sie zog sich nur die Kapuze über das zerzauste Haar und machte den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Als es dann aber zu schütten begann, stieg sie mit Davy Cooper in dessen Auto. Sandy verspürte einen Anflug von Eifersucht. Er wollte nicht, dass sie ihre Gedanken mit Davy teilte statt mit ihm.
    «Was wollte Jerry Markham denn jetzt von Ihnen?», fragte er.
    Reg Gilbert schniefte. «Hintergrundinformationen», sagte er. «Ist schon lange her, dass er hier gearbeitet hat, und bei der hiesigen Zeitung hat er ja bloß erste Erfahrungen gesammelt. Er brauchte einen Zeitungsfritzen von hier, der ein Gespür dafür hat, was vor sich geht.»
    «Etwas genauer, wenn ich bitten darf! Oder Sie können gleich tun, was die Kommissarin gesagt hat, und sich vom Acker machen.»
    «Die ist tatsächlich Kommissarin?» Reg wirkte beeindruckt. «Wenn sie sich ein bisschen zurechtmachen würde, könnte sie echt gut aussehen. Das Gestell jedenfalls ist klasse.»
    «Worüber haben Sie Donnerstagabend beim Essen im Ravenswick Hotel gesprochen?» Sandy ließ sich nicht ablenken, und seine Stimme blieb fest.
    «Ich bin mir nicht sicher, was er eigentlich wollte», sagte Reg. «Er ließ sich nicht in die Karten sehen. Zuerst ging’s ihm nur um Klatsch, über alte Freunde. Ich dachte schon, der ist ja ganz schön zahm geworden. Dann ließ er durchblicken, dass er sich für erneuerbare Energien interessierte – für den riesigen neuen Windpark und das Gezeitenkraftwerk, das in der Bucht vor Hvidahus geplant wird. Ich sagte, das würde ihm aber gar nicht ähnlich sehen, dass er den Planeten retten will, und er grinste nur. ‹Darin liegt die Zukunft, Reggie, und wir müssen uns alle ändern.› Also sagte ich ihm, dass ich nichts Interessantes darüber wüsste. Er hat dann noch nach so ein paar Quertreibern gefragt, die einen gewaltigen Aufstand um das geplante Gezeitenkraftwerk machen, aber ich habe bloß gemeint, dass er da keine Story finden wird. Der Gemeinderat macht doch immer mit, wenn’s darum geht, neue Betriebe anzulocken.»
    «Sie haben aber doch bestimmt versucht, noch mehr Informationen aus ihm rauszuholen.» Durch das regennasse Fenster sah Sandy, wie ein Polizeiwagen heranfuhr und Vicki Hewitt aus der Beifahrertür stieg. «Sie wollten doch sicher rauskriegen, was
er
denn so gehört hatte. Bei so einer Riesenstory direkt vor Ihrer Nase wollten Sie garantiert nicht leer ausgehen.»
    «Klar wollte ich mehr wissen.» Wieder schniefte Reg Gilbert. «Ich wollte wissen, was er hier machte, wieso er in meinem Revier rumschnüffelte.»
    Das, dachte Sandy, würde Willow Reeves sicher auch gern wissen. Er hatte das Gefühl, dass sie enttäuscht von ihm sein würde, weil er so wenig aus Reg herausbekommen hatte.

Kapitel 9
    J immy

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