Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
irgendwann einmal auf seiner Spitze gethront haben mochte, war verschwunden; abgebrochen worden, wie die zackige Bruchstelle deutlich bewies.
    Und trotz der seltsamen Form des Pfahls war noch etwas nicht zu übersehen: Aus dem Holz - oder dem, was daraus geworden war -hatte jemand Splitter herausgeschnitten, mehr als handlang und von der Stärke kleiner Pflöcke .
    Die Vampirinnen führten ihre Gefangene näher an den Stamm heran. Jetzt sah Lilith, woher der Eindruck nässenden Fleisches rührte: Der Pfahl harzte! Zäh wie dickes Blut trat die Flüssigkeit aus »Wunden«, die von unten bis oben im Holz klafften, und rann wie bernsteinfarbener Schleim zu Boden, wo es sich nicht zu einer Lache sammelte, sondern vom Holz wieder aufgesogen wurde.
    Lilith schauderte. Nicht nur des grotesken Anblicks wegen. Sondern weil etwas von dem gräßlich veränderten Pfahl ausging. Wie eine Wolke, stinkend und angstbringend, und mit jedem Atemzug nahm Lilith etwas davon in sich auf. Etwas, das ihr Blut kalt werden ließ und ihr Herz mit Frost umhüllte.
    Mit jedem Schritt, den sie näher an den Pfahl herangeführt wurde, wuchs dieses Gefühl. Bis ihr nur noch ein Begriff dafür einfiel.
    In dem Pfahl steckte das Böse!
    Und wer mit dem harzigen Holz in Berührung kam, auf den mußte es unweigerlich nicht nur übergehen - er mußte davon regelrecht besessen werden!
    Wie die drei Vampirinnen?
    Lilith zweifelte nicht daran. Ebensowenig wie sie daran zweifelte zu wissen, was die Blutsaugerinnen mit ihr vorhatten.
    »Bindet sie fest«, befahl Chelana und bestätigte damit Liliths furchtbare Ahnung.
    Noch ehe Lilith etwas dagegen sagen oder geschweige denn tun konnte, wirbelten Metseeh und Pacahee sie herum und drängten sie gegen den Pfahl! Blitzschnell legten sie der Halbvampirin Fesseln an.
    Lilith schrie auf - vor Schreck und weil sie spürte, wie tausend eisige Nadeln in ihren Rücken stachen. Ihre Haut klebte förmlich an der harzigen Substanz fest, und der Eindruck, etwas Eiskaltes würde in sie fließen, verstärkte sie noch - als sie plötzlich nackt war!
    Der Symbiont - er wollte fliehen! Wie schwarzer Teer floß er an ihrem Körper hinab. Doch auch er entkam nicht.
    Der Pfahl begann heftiger zu »bluten«, als würde etwas das Harz mit Hochdruck herauspressen.
    Lilith spürte die klebrige Kälte über sich rinnen, und auch den Symbionten erwischte die Substanz, bannte ihn, nahm ihm erst seine Beweglichkeit und dann den Willen zur Flucht - und zu jeder anderen Regung.
    Wie auch seiner Herrin .
    *
    Die Adler kehrten heim.
    Die Nacht hatte den Tag beinahe vom Himmel verdrängt. Nur einen Streifen blutigen Rots ließ sie ihm noch im Westen über den Bergen, um Abschied zu nehmen.
    Aus diesem »Blut« tauchten sie auf. Drei Scherenschnitten gleich zeichneten sich ihre Silhouetten ab, doch nur eine vermochte jene Majestät zu entfalten, die jeder Mensch empfand, der eines fliegenden Adlers ansichtig wurde.
    Hidden Moon flog mit spürbar kraftvollen Schwingenschlägen voraus, während Makootemane und das Totemtier des Stammes wie in seinem Windschatten folgten, als müßten sie jede noch so geringe Möglichkeit ergreifen, Kräfte zu sparen. Sie rührten die Schwingen kaum, nutzten jeden Schlag bis zur Neige aus.
    Als die Nacht auch jenes letzte Stück des Himmels eroberte, landeten die Adler im Dorf. Vater und Sohn streiften ihr Federkleid ab und wuchsen zu menschlicher Gestalt - seinem wahren Alter entsprechend gebrechlich der eine, kräftig und stolz der andere.
    Schweigend wurden sie empfangen.
    »Begleitet Makootemane in sein Tipi«, ordnete Wyando an.
    Zwei Arapaho traten vor, nahmen den uralten Stammeshäuptling in ihre Mitte und geleiteten ihn aus der Dorfmitte.
    Wyando wandte sich wortlos ab und ging schnellen Schrittes auf jenes Tipi zu, in dem er die Gefangene wußte.
    An Händen und Füßen gefesselt fand er sie vor. Chelana, Metseeh und Pacahee saßen um sie herum, ihre Blicke starr auf Lilith gerichtet, als könnten sie sie damit bannen.
    Mit einer knappen Handbewegung wies Wyando seine Schwestern aus dem Zelt. Sie gehorchten, ohne ein Wort zu verlieren. Als er mit Lilith allein war, ließ er sich ihr gegenüber in die Hocke sinken.
    »Makootemane ist zurück«, sagte er ruhig. »Er wird darüber entscheiden, was mit dir geschehen soll.«
    »Ich soll für etwas bestraft werden, das ich nicht getan habe«, erwiderte Lilith leise. Und dann, nach einer kurzen Pause: »Glaubst du denn, ich wäre schuld am Tode

Weitere Kostenlose Bücher