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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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habt Eure Antworten. Lasst Ihr mich also gehen?“
    „Wir können Euch nicht gehen lassen. Ihr seid befallen wie Bernkaller.“
    „Was denn, meint Ihr mit befallen...“
    Zu seinem eigenen Erstaunen brachte er einen ungläubigen Lacher zustande.
    „...meint Ihr, ich würde Leute töten und fressen, wenn Ihr mich gehen lasst?“
    Derjenige, der vor ihm gekniet hatte, trat wieder einen Schritt vor. Nun endlich leuchtete er sich selbst ins Gesicht und gab sich als der Richter zu erkennen.
    „Würdet Ihr es drauf ankommen lassen, wenn es um einen anderen ginge? Wir wissen, dass nicht nur der Fürstbischof ihre Hexentränke eingeflößt bekam, sondern...“
    „Was sagt der denn überhaupt?“, fuhr von Neuminingen dazwischen. Seine Pein war in den Hintergrund getreten, seine Angst war kalter Wut gewichen. Er zerrte an seinen eingeklemmten Händen, um wenigstens etwas aufrechter sitzen und Würde zeigen zu können. Er wusste, das war sein erstes und letztes Verhör. Wenn er jetzt nicht bestand und seine Lage verbesserte, war es aus mit ihm.
    „Das werden wir wissen, sobald wir seiner habhaft sind.“
    „Habhaft? Wollt Ihr etwa die Burg belagern?“
    „Die Burg wird bereits erstürmt. Und jeder wird brennen, den wir als mit dem Teufel im Bunde erkennen.“
    „Um Gottes Willen, Ihr könnt doch nicht den Fürstbischof auf den Scheiterhaufen stecken.“
    „Ah, noch ganz der Getreue, wie, Neuminingen? Wart Ihr nicht auf unsrer Seite?“
    „Ich bin auf der Seite der Vernunft und des Fortschritts und sonst keiner, das wisst Ihr genau. Gebt mich frei, und es wird sich alles regeln.“
    „Es regelt sich, da könnt Ihr Euch gewiss sein. Gott der Herr wird sich auch Eurer armen Seele erbarmen.“
    „Aber ich habe nichts getan!“
    Es tat ihm gut, das endlich auszusprechen. Sollten sie ihn doch foltern, um zu widerrufen. Sollten sie ihm sonst was antun. Er war jetzt so richtig in Fahrt.
    „Maria Berkel ist nur ein harmloses Mädchen, das helfen will und sonst nichts. Hütet Euch, ihr ein Leid anzutun.“
    „Wisst Ihr was, Euer harmloses Mädchen hat den Kindsmörder unter dem Rad weg die Kehle zerschlitzt und vor aller Leute Augen sein Blut gesoffen.“
    „Das machen Eure Vetteln aus der Stadt doch genauso!“
    „Was, dass sie dem Nachrichter zuvorkommen und sich selbst bedienen? Sie hat den Kampf gegen ein Dutzend Mann aufgenommen und dann eins ihrer Geschöpfe der Hölle bestellt und abermals Leute zerbeißen lassen. Mit zerschmettertem Arm ist sie davon gerannt wie ein Wiesel. Jetzt hat sie sich auf der Burg verschanzt, aber seid gewiss, sie wird brennen. Und auch Ihr... Na, Ihr werdet sehen.“
    Er wandte sich ab, drängte sich durch den Pulk der anderen Ratsherren und murmelte im Hinausgehen nur zwei Worte: „Wie besprochen.“
    Franz von Neuminingen wusste, wem diese Worte galten, seinem Kerkermeister. Aber er wusste noch nicht, welch entsetzliches Ende für ihn damit ausgesprochen war.
     
    Maria hatte sich auf dem Wehrgang am Tor zwischen Vorburg und Kernburg postiert und wollte zunächst abwarten, was passierte. Das Tor der Ausfallpforte, über die sie selbst in die Vorburg gelangt war, konnte zwar mit einiger Mühe zerrammt werden, aber der enge Durchschlupf war bei einer Burg, die verteidigt wurde, gewiss nicht der rechte Weg für Angreifer zur Erstürmung. Die Burgbesatzung konnte davor lauern wie die Katze an einem Mauseloch und einen nach dem anderen wie sie hereinkamen einfach abstechen und niederhauen.
    Wohin der Vorstoß hier nun führen würde, war nicht abzusehen. Statt bewaffneter Verteidiger standen Dutzende von Wiedergängern bereit, die Eindringlinge zu empfangen. Damit rechneten die wohl kaum, auch für Maria war das Gewimmel der Toten eine Überraschung gewesen; aber mit ihren Schwertern konnten die Städter nun, da sie wussten, wie man sich ihrer erwehrte, die Fleischfresser einen nach dem anderen köpfen.
    Für den Fall, dass sie hier eindrangen, konnte Maria den Wehrgang zur anderen Seite hin verlassen und in der Kernburg noch mal vorübergehend Schutz finden, bevor sie auch deren Tor niedergerammt hätten oder ihr einfach über die Wehrgänge folgen würden. Dort drüben, sie sah es von ihrer erhöhten Position aus, tummelten sich kaum Tote. Ihr letzter Rückzugsort wäre dann die Burg selbst. Vielleicht fand sie geheime Kammern oder Gänge, aber Verstecke konnten bei Erstürmung, Plünderung und Brandschatzung leicht zu Todesfallen werden.
    Ihre jagenden Gedanken wurden abgelenkt von

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