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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Alkoholproblem?“
    „Nein, verdammt noch mal. Vielleicht...“
    „Schon gut. Ich glaub, dass viele noch leben. In ihren Wohnungen, mein ich. Einige von diesen Arschlöchern sind schlau, aber die meisten völlig blöde. Wenn eine Tür zu ist, drehen die ab. Und die Schlauen suchen sich lieber leichte Beute.“
    Mertel nickte ungeduldig und wollte zum Funkgerät greifen.
    „Hab ich schon probiert. Alles tot.“
    „Waffenkammer?“
    Der Fettwanst klopfte auf seine Hosentasche, aber machte keine Anstalten, den Schlüssel herauszurücken. Mertel versuchte es mit Freundlichkeit und Geduld.
    „Hör zu Bruno, ich hab vielleicht eine Spur.“
    „Du hast was?!“
    Wieder verzog er das Gesicht zum Grinsen, aber diesmal wurde wirklich eins draus.
    „Ich denke, das ist keine Zufallsseuche, sondern wurde gezielt in die Welt gesetzt. Ich hab da eine Adresse.“
    „Na und?“
    „Kann ja nicht schaden, da mal vorbeizuschauen. Wir tanken auf, packen den Kofferraum voll Waffen...“
    „Wir? Spinnst du?“
    „Willst du lieber weiter hier herum hocken?“
    „Klar. Das war mein Job. Ich hab nicht vor, ausgerechnet jetzt zum Kommandobullen zu werden.“
    Mertel nickte.
    „Aber ein paar Waffen kannst du ja wohl entbehren.“
    „Vielleicht. Hast du was zu beißen?“
    „Ich hab selber Hunger, Bruno. Warst du schon in der Kantine?“
    „Alles geplündert.“
    „Von wem?“
    „Was weiß ich. Wie gesagt, ich hab die Action hier fast komplett verpasst.“
    Er seufzte, griff in seine Hosentasche und zog einen Schlüsselbund hervor.
    „Wie kommt es, dass du den hast?“
    „Der letzte, der ihn hatte, liegt mit dem Gesicht zum Boden im Gang vor der Waffenkammer. Der Schlüssel lag neben ihm. Keine Ahnung, wer das war, wer ihn erledigt hat und warum ihn der Schlüssel nicht interessiert hat.“
    Mertel hörte die Begründung nur mit halbem Ohr. Er sah etwas, als er Bruno ganz nah kam und nach dem Schlüssel griff, und das machte ihn stutzig. Der Hemdkragen des Dicken war gesprenkelt mit kleinen Blutspritzern. Und eines seiner Augen leuchtete heller als das andere.
    „Bleibst du hier am Funkgerät?“, fragte Mertel und hoffte, dass seine Stimme genauso klang wie vor diesen beiden Beobachtungen. Er wusste selbst nicht, warum sein Herz schneller pochte und der Schweiß seine Handflächen nässte. Irgendwas war hier faul. Aber besser, er spielte einstweilen den Unbedarften.
    „Klar“, antwortete Bruno. „Bring mir auch was mit. Was Kleines für die Tasche und was Großes zum Umhängen bitte.“
    „Bin gleich wieder da.“
    Mertel war gewappnet. Die ganze Zeit hatte er seine Dienstpistole in der Rechten gezückt gelassen, was Bruno wohl, falls er zu denen gehörte, davon abgehalten hatte, sich gleich auf ihn zu stürzen. Tatsächlich verriet ihm ein kleines Ächzen des Bürostuhls hinter ihm, dass Bruno sich bewegt haben musste, ruckartig, und das konnte nur eines bedeuten: Hinterhalt.
    Kein Problem für Mertel. So schnell wie der Fettklops war er allemal. Doch genau in dem Moment, als der hinterrücks Angegriffene sich umdrehen und den Kollegen, falls er das überhaupt noch war, von sich fernhalten wollte, möglichst ohne ihn gleich zu erschießen, da passierte etwas völlig Unerwartetes, das ihn ablenkte und in Lebensgefahr geraten ließ.
    In der Ecke links der Tür hockte, Rücken an die Wand gelehnt, einer der vielen uniformierten Toten. Mertel kannte ihn natürlich, ohne sich an den Namen zu erinnern. Der Mann hatte einen blutverschmierten Mund – und ein fettes Einschussloch in der Stirn. Seine Augen hatten leblos und glanzlos ins Leere gestarrt. Seine Körperspannung war, wie es sich für Tote gehörte, erschlafft.
    Jetzt aber, in der gleichen Sekunde, in der Bruno sich vom Stuhl gestemmt hatte, richteten sich die Augen der Leiche auf ihn, und die am Boden ausgestreckten Beine begannen zu zucken.
    Mertel war so entsetzt, dass er sich nicht mal wehrte, als Bruno ihn nun tatsächlich von hinten attackierte und sofort in den Schwitzkasten nahm. Gegen den doppelt so schweren Untoten, als der er sich nun zu erkennen gab, hatte Mertel nicht den Hauch einer Chance, auch nicht mit gezückter Pistole.
    Er sah noch, dass die Leiche mit dem Loch in der Stirn überraschend behände in Bewegung kam, sich auf alle Viere wälzte und auf die Füße stemmte, da spürte er den aufgerissenen Mund Brunos an seiner Wange und machte sich darauf gefasst, gleich ein Stück Fleisch aus dem Gesicht gerissen zu bekommen.
     
    Irene Bomhans Kopf

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