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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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erschöpft, ja.» Mit einem Knall stellte Fricka die Flasche auf den Tisch. «Und wenn ich erschöpft bin, überfällt mich dieses erbärmliche Zittern, ich hasse es.»
    Seine Augen wurden wieder klarer, er drückte van Appeldorns Hand. «Bettzeit für Tattergreise.»
    Aus dem Sessel ließ er sich helfen, aber dann schob er van Appeldorns Arm beiseite. «Jetzt haben wir gar nicht über deine Skelette gesprochen», sagte er und klang mürrisch.
    «Das macht nichts, ich komme noch einmal wieder», erwiderte van Appeldorn beschwichtigend.
    Onkel Fricka schaute ihm in die Augen. «Das wäre sehr schön.»
    Van Appeldorn musste lange blinzeln.
    «Was ist eigentlich ein Einmannloch?», fragte er schließlich.
    Sein Onkel stutzte. «Die hat man damals entlang der Hauptstraßen gegraben, damit man sich vor den Tieffliegern in Sicherheit bringen konnte. Hast du davon noch nie gehört?»
    Van Appeldorn grinste. «Hab ich wohl vergessen.»
    Auch in den Augen seines Onkels blitzte wieder der Schalk. «Vergessen, so, so. Nun denn, ich werde mal in meinem Gedächtnis kramen. Ruf mich doch morgen an.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Acht
    «Der neue Staatsanwalt, dieser Dr. Müller, hat schon zweimal nach dir gefragt», informierte der Wachhabende van Appeldorn, als der zusammen mit Schnittges am Morgen ins Präsidium kam, und drückte ihm einen Zettel in die Hand: «Sofort Rückruf – dringend!»
    «Ich nehme das Windei zurück», sagte Schnittges, als van Appeldorn seinen Anruf erledigt hatte. «Der Mann ist ein ausgemachtes Arschloch.»
    Dr. Müller wollte ab jetzt «federführend» die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Er verlangte nicht nur die Einsicht in alle Berichte, sondern auch eine «gesonderte Zusammenfassung mit Evaluation und Ausblick» sowie eine Übersicht über die nächsten Ermittlungsschritte. Anschließend erwarte er van Appeldorn dann in seinem Büro. – «Sagen wir um 11 Uhr 30.»
    Van Appeldorn biss sich auf die Lippen. Was bildete dieser Fatzke sich eigentlich ein, in einem solchen Ton mit ihm zu reden? Er war mindestens fünfundzwanzig Jahre jünger und hatte so gut wie keine Berufserfahrung.
    Auf einen mündlichen Bericht hatte er sich nicht einlassen wollen. «Im Rahmen des QM brauche ich das alles schriftlich, das müsste doch inzwischen sogar bei Ihnen angekommen sein.» Qualitätsmanagement, was für ein Bockmist!
    «Ich bin einfach zu alt für diesen aufgeblähten Unsinn.»
    «Quatsch», meinte Schnittges. «Das hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand. Oder glaubst du, mir gingen diese nassforschen Mittelschüler nicht auf den Geist?»
    Peter Cox hätte sich vermutlich gern an die «Zusammenfassung mit Ausblick» gesetzt, aber der war mit Penny auf der Beerdigung ihres Freundes Gereon, also musste van Appeldorn wohl oder übel in den sauren Apfel beißen.
    «Wenn du nichts dagegen hast, würde ich kurz etwas bei meinem Freund in Krefeld abholen», sagte Schnittges. «Er hat in seiner Doktorarbeit einen Brief erwähnt, den Dr. Zirkel an die NSDAP in Kleve geschickt hat. Darin geht es wohl um einen Transport. Die Kopie dieses Briefes hat Frank bei sich zu Hause und noch weitere Unterlagen über Zirkel, die er nicht in die Arbeit aufnehmen wollte.»

    Penny hatte sich noch einmal auf den Weg nach Münster gemacht. Im Archiv der Clemensschwestern gab es zahlreiche persönliche Aufzeichnungen der Klever Nonnen aus den dreißiger und vierziger Jahren, aber es war schwierig, sachliche Informationen herauszufiltern, weil die sich zwischen allem möglichen religiösen Bombast versteckten.
    Der Fall ging ihr an die Nieren. Natürlich hatte sie theoretisch über das Naziregime Bescheid gewusst, aber nicht so detailliert wie Peter und die Kollegen. Diese Zeit war ihr nie nah gewesen, sie hatte sich keine großen Gedanken darüber gemacht. Warum auch? In ihrer Familie hatte es keine Nazis gegeben. Aber jetzt bekam dieser Wahnsinn auch für sie ein Gesicht, wurde greifbar, und das machte sie dünnhäutig. Gestern früh hatte sie in der Zeitung eine Stellenanzeige entdeckt, in der eine Sekretärin gesucht wurde. Bewerber sollten sich an den «Manager Human Resources» wenden. Ihr war es eiskalt über den Rücken gelaufen: Menschenmaterial.

    Van Appeldorn stand am Spielfeldrand und raufte sich die Haare. «Raus hinten!», brüllte er.
    Er hatte seine Truppe in zwei Teams eingeteilt und ließ sie gegeneinander spielen, um zu sehen, wen er auf welcher Position einsetzen

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