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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Kartoffelsorten gibt? Weil die dort nämlich genau dat richtige Klima un’ den richtigen Boden für Kartoffeln haben.»
    Er merkte wohl, dass er an van Appeldorns Geduldsfaden zerrte. «Wie soll ich dat erklären? Der liebe Gott hatte sich dat so gedacht: natürliche Kreuzung un’ Züchtung von Pflanzen auf den Böden un’ in dem Klima, wo se hingehören, also Kartoffeln in Peru, Mais in Mexiko, Reis in Indien und so weiter.»
    Van Appeldorn begann zu verstehen und nickte.
    «Tja», fuhr Ackermann deshalb fort, «heutzutage is’ dat anders. Vielleicht hilft ’n Beispiel. Du hast doch bestimmt schon ma’ von unsere hiesige Kartoffel ‹Sieglinde› gehört. Die haben die Buren hier jahrzehntelang angebaut, weil se hier gut wächst un’ weil se lecker is’. Und dann auf einmal durften se dat nich’ mehr, weil ein Konzern sich dat Patent auf die ‹Sieglinde› gekrallt hatte.»
    Van Appeldorn schaute ungläubig.
    «Doch, dat stimmt», bekräftigte Ackermann. «Dat heißt, die Bauern konnten die Kartoffel schon noch anbauen, aber nur, wenn se die Saatkartoffeln bei der Firma mit de Lizenz eingekauft un’ auch noch Lizenzgebühren bezahlt haben.»
    «Was ist das denn für ein Irrsinn?» Van Appeldorn schüttelte den Kopf. «Und wer ist jetzt Monsanto ?»
    « Monsanto ist der älteste un’ der größte von diesen Konzernen. Dem gehören acht Millionen Farmen auf der ganzen Welt, neunzig Prozent davon in Entwicklungsländern. Monsanto hat fünfundachtzig Prozent vonne Sojaproduktion in USA unter sich un’ fünfundvierzig Prozent vonne Getreideproduktion auffe Welt.»
    «Das weißt du einfach so aus dem Kopf?», wunderte sich van Appeldorn.
    Ackermann wandte ihm sein ernstes Gesicht zu. «Glaub et mir, manchmal wünscht’ ich, ich wüsste nich’ so viel … Monsanto war et auch, der mit der ganzen Genkacke angefangen hat – GVO nennt man dat kurz, genveränderte Organismen. Die jetz’ auch wir am Arsch haben, Mais, Kartoffeln, Weizen, un’ dat is’ erst der Anfang. Monsanto , dat sind Verbrecher, Norbert. Du kennst doch bestimmt noch ‹Agent Orange›, dat Gift, dat die Amis über Vietnam versprüht haben, um die Bäume zu entlauben, damit se den Vietcong besser abknallen konnten. Un’ woran die Menschen all verreckt sind. Weil in ‹Agent Orange› nämlich Dioxin is’. Dat Teufelszeug hat Monsanto erfunden, hergestellt un’ verkauft. Obwohl die ganz genau wussten, wat Dioxin anrichtet! Oder denk ma’ an Saccharin …» Ackermann musste husten. «Ich hör besser auf, sons’ red ich mich noch in Rage.» Er drückte seine Zigarette aus und ließ den Stummel in seiner Jackentasche verschwinden. «Wat is’ denn mit Greenparc ? Wieso fragste danach?»
    Und wieder einmal erzählte van Appeldorn Hetzels Geschichte.
    Ackermann war der Erste, der nicht darüber lachte.
    «Dat hört sich für mich ganz nach Monsanto an. Sind genau die Methoden von denen. Mich würd’ et nich’ wundern, wenn der arme Hetzel demnächst ’ne Klage an den Arsch kriegt, weil auf seinem Acker Genmais steht, auf den Monsanto ’n Patent hat – MON 810 heißt dat Schweinezeug. Dat machen die schon ma’ gerne so, schicken heimlich jemand in dat Maisfeld vom Bauern, un’ der sät dat Zeug aus, un’ kurze Zeit später ‹entdeckt› dann einer von Monsanto ‹zufällig› die Pflanzen un’ sagt: ‹Hallo, wo sind die Lizenzgebühren? Un’ drück ma’ schön die Strafe ab, Bürschchen!› Da sind in USA un’ in Kanada schon zig Farmen dran kaputtgegangen, weil se keine Beweise für ’t Gegenteil hatten un’ vor allem keine Knete für Prozesse.» Ackermann wurde bitterernst. «Die Patente sind dat Problem, Norbert. Wat für ein Wahnsinn, dat jemand ’n Patent kriegt auf irgendwat, von dem wir alle am Fressen bleiben müssen!»

    Van Appeldorn ging nicht gleich wieder hinein, sondern spazierte langsam zum Kanal hinunter.
    Was für ein Durcheinander! Und ausgerechnet jetzt sirrte ihm ein Gedankenschnipsel im Hirn herum, ließ sich nicht fassen, wollte aber auch keine Ruhe geben.
    Er betrachtete die hellgrünen Algenfäden, die sich in einem trägen Tanz in der leisen Strömung wiegten.
    Bahngelände … Selbstmord … Dienstag …
    Fußballtraining!
    Er schüttelte sich kurz und lief zurück.

[zur Inhaltsübersicht]
    Fünfzehn
    Van Appeldorn schlüpfte in die Zentrale.
    «Könnte ich wohl mal an deinen PC, Maik? Ich bräuchte den Bericht von einem Streifeneinsatz am 20. Oktober. Oder ist Derks vielleicht in der

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