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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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er.
    «Wir haben nicht darüber gesprochen, aber …», begann Bonhoeffer, doch in diesem Augenblick kam Marie herein, den Blick auf ihr Klemmbrett gerichtet. «Blut unauffällig, kein Alkohol, keine Drogen. Mageninhalt unspektakulär.» Dann entdeckte sie Bernie. «Hallo!»
    «Hallo, Marie! Wie geht es dir?»
    Sie schürzte die Lippen. «Ich habe wohl keine besonders gute Figur gemacht, was? Aber so langsam erhole ich mich wieder.» Dann lachte sie. «Ich kriege sogar schon wieder Hunger. Sollen wir was essen gehen?»
    «Ich gäb’ was drum», antwortete Bernie mit ehrlichem Bedauern und ein kleines bisschen verwirrt, «aber ich muss zum Tatort zurück.»
    «Ja, klar.» Sie legte den Kopf ein wenig schief. «Dann eben ein anderes Mal.»
    «Ich habe vorhin mit deinem Verwaltungschef gesprochen», wandte sie sich Bonhoeffer zu. «Er muss deine Stelle natürlich öffentlich ausschreiben, aber wenn ich ihm bis Mitte nächster Woche meine Unterlagen schicke … Ich nehme an, du weißt, wie das läuft …»
    «Du hast dich also entschieden», stellte Bonhoeffer fest. Schnittges konnte den Tonfall nicht genau deuten, aber ganz sicher schwang auch Freude mit.
    «Ja, und diese Feuertaufe gestern war wichtig und kam genau zum richtigen Zeitpunkt», antwortete Marie. «Ich mache mich heute noch auf den Weg nach Bologna, suche meine Papiere zusammen und mache meine Bewerbung fertig.» Sie strich sich das Haar hinter die Ohren. «Und danach muss ich dort meine Wohnung auflösen, den Umzug organisieren … dabei möchte ich viel lieber hier sein und wissen, wie es mit diesem Mordfall weitergeht. Hast du eine Mailadresse, Bernie?»
    «Habe ich, auch eine private Telefonnummer.» Er griff in seine Innentasche. «Und beides steht hier auf dieser ausgesucht geschmackvollen Visitenkarte.»

    Gabriele Schraven-Heller hatte mit siebzehn Jahren Abitur gemacht und danach Pharmazie studiert. Mit ihrem Vater hatte sie sich nie gut verstanden und den Kontakt zu ihm gemieden. Erst nach dessen Tod hatte sie den Hof und damit ihren älteren Bruder wieder besucht. Sie war schon immer davon überzeugt gewesen, dass Rainer an einer Form von Autismus litt, darüber gesprochen wurde nie. Nach dem Tod des Vaters hatte der Bruder ihr ihr Erbteil ausgezahlt, und von dem Geld hatte Gabriele eine Apotheke in Xanten gekauft, die sie immer noch führte. Seit zehn Jahren war sie verheiratet mit Markus Heller, einem Immobilienmakler.
    Letzte Woche Dienstag hatte das St.-Antonius-Hospital Kleve bei ihr angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr Bruder einen Unfall gehabt hatte und dabei schwer am Kopf verletzt worden war. «Ich habe dann auch kurz mit Rainer selbst gesprochen, aber er war sehr benommen», erzählte sie. «Er wiederholte nur immer wieder, ich solle mich um die Tiere kümmern. Aber wie sollte ich das machen?» Sie breitete entschuldigend die Hände aus. «Ich habe nur eine Teilzeitkraft und bin ansonsten allein in der Apotheke.»
    Gott sei Dank war dann ihr Mann eingesprungen. Heller war selbständig und konnte sich seine Arbeitszeit frei einteilen. Und er war auf dem Hof gut zurechtgekommen, bis Rainer am Sonntag auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen und ihn weggeschickt hatte.
    «Mein Mann war ein bisschen verschnupft», gestand die Schwester, «denn Rainer hat sich nicht einmal bei ihm bedankt. Aber so war er, er wollte einfach, dass Markus verschwand, damit er seine Ruhe hatte. So war er immer, das hat mich früher oft traurig gemacht, aber mittlerweile …» Sie zuckte die Achseln.

    Schnittges musste am Straßenrand warten, weil ihm aus Schravens Feldweg zwei Viehtransporter entgegenkamen, man holte wohl gerade die Kühe und Schweine ab.
    Als er seinen Wagen am Hoftor parkte, hörte er irres Gebell und schrille Befehle. Die Leute vom Tierheim hatten den Kettenhund mit einem Netz gefangen, einen grauen Spitz, der keinen Menschen an sich heranließ. Ob Schraven ihm das Futter aus sicherer Entfernung hingeworfen hatte? Mager war er nicht.
    «Näher geh ich nicht ran», rief die Frau in der grünen Latzhose und versuchte, den wilden Bissen des Köters auszuweichen. «Zieh ihn einfach mit dem Netz in den Wagen.»
    «Prima!», erwiderte der Mann, der die Netzleine hielt. «Und was dann? Das Viech ist nie gezähmt worden, das ist eine Bestie.»
    «Zieh einfach.»
    Schnittges schlüpfte in einen Kunststoff-Overall und ging ums Haus herum.
    Die Küchentür stand weit offen, van Gemmern packte gerade ein paar Asservierungsbeutel in

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