Totenacker
die Pacht eingenommen hat. Du meine Güte, davon hätte er sich ein verdammt schönes Leben machen können!»
Penny nahm sich den nächsten Stapel vor. «Der hat wirklich überhaupt nichts abgeheftet, nicht einmal Kontoauszüge. Hier ist einer vom September 2007, Guthaben 246761,28 Euro. Der Mann war reich!»
«Und dann dieses Elend hier?», wunderte sich Schnittges. «Wie geht das zusammen?»
Penny strich sich das Haar aus dem Gesicht. «Seine Schwester meint, er wäre Autist gewesen, aber ob es das erklärt …»
Britta Vermeer war fassungslos. «Vergiftet?»
Van Appeldorn hatte sie im Hofladen angetroffen, wo sie Waren einräumte.
Sie stöhnte laut auf und ließ sich auf einen Strohballen sinken. «Wer?»
«Das wissen wir noch nicht.» Van Appeldorn setzte sich neben sie und nahm ihre Hände in seine. «Erzählst du mir von dem Morgen vor dem Unfall? Hattet ihr Besuch, Kundschaft vielleicht?»
«Nein, freitags öffnen wir erst nachmittags. Ich hatte um neun einen Vorsorgetermin mit dem Kleinen beim Kinderarzt. Wir haben zusammen gefrühstückt.»
«Was hattet ihr zum Frühstück?»
«Müsli.»
«Und Kaffee?»
Britta Vermeer schüttelte den Kopf. «Ich trinke keinen Kaffee, solange ich noch stille. Und Gereon hat auch keinen mehr getrunken, wenn ich dabei war, weil er wusste, wie schwer es mir fällt, darauf zu verzichten.»
«Gut, ihr habt gefrühstückt, und ihr wart allein auf dem Hof.»
«Wir waren allein, ja. Ich bin um halb neun gefahren, und Gereon hat seine Sachen gepackt. Er wollte um zehn bei Penny und Peter sein, also muss er wohl so gegen zwanzig vor zehn losgefahren sein.»
Sie fixierte ihn. «Willst du mir sagen, dass in der Zeit jemand hier war und Gereon vergiftet hat? Wie denn?»
«Gereon hat wohl doch noch Kaffee getrunken. Möglicherweise hat jemand ihm das Gift hineingemischt.»
«Aber wer sollte das tun? Und warum?» Ihr Blick irrte umher. «Ich habe das von Rainer Schraven gehört … er hat sich auch gegen die Genossenschaft gewehrt. Denkst du …?»
Van Appeldorn drückte ihre Hände. «Wir werden es herausfinden.»
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Zwanzig
Markus Heller war sympathisch.
«Ich hoffe, ich kann irgendwie helfen», sagte er. «Das mit Rainer ist schrecklich, es nimmt meine Frau sehr mit.»
Er folgte van Appeldorn ins Labor und ließ sich bereitwillig Fingerabdrücke und eine Speichelprobe abnehmen, dann kehrten sie ins Büro zurück.
«Er sieht jünger aus als fünfunddreißig», dachte Cox. Ein frisches Gesicht, blondes Haar, blitzblaue Augen hinter einer schicken Designerbrille. Seine Kleidung wirkte lässig, war aber, wie Cox, der eine heimliche Schwäche für gute Dinge hatte, wusste, sehr teuer.
«Ich habe meinem Schwager nicht sehr nahegestanden», begann Heller von sich aus. «Wir haben uns in den fünfzehn Jahren, die ich meine Frau kenne, sicher nicht öfter als sechs- oder siebenmal getroffen. Aber als er dann vorige Woche ins Krankenhaus musste, war meine Frau ganz verzweifelt. Sie ist ja ein Bauernkind und machte sich natürlich Sorgen um die Tiere. Da habe ich nicht lange gezögert und meine Hilfe angeboten.»
Cox nickte. «Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen auf dem Hof?»
Es war eine ziemlich lahme Frage, aber irgendwo musste man ja anfangen.
Heller wirkte ein wenig betreten. «Na ja, das ganze Anwesen ist etwas heruntergekommen. Ich habe erst einmal ein bisschen sauber gemacht.»
«Sind in den Tagen, in denen Sie dort waren, Leute auf den Hof gekommen?»
«Der Postbote war einmal da, und der alte Herr, der gegenüber wohnt, ist gekommen, um Milch zu kaufen. Das war’s auch schon, mein Schwager lebte sehr zurückgezogen.»
«Hat Ihr Schwager Ihnen erzählt, dass eine Firma an ihn herangetreten ist, die Interesse an seinem Land hat?», wollte van Appeldorn wissen.
Heller schüttelte den Kopf. «Ich habe überhaupt nicht mit meinem Schwager gesprochen.»
«Sie haben ihn nicht im Krankenhaus besucht?»
Heller lächelte. «Man merkt, dass Sie ihn nicht gekannt haben. Besuch wäre ihm äußerst unangenehm gewesen. Aber meine Frau hat regelmäßig mit dem behandelnden Arzt telefoniert und mich auf dem Laufenden gehalten. Man sagte ihr, Rainer müsse sicher drei Wochen stationär bleiben, und wir haben schon darüber nachgedacht, jemanden einzustellen, der den Hof hütet. Schließlich habe ich auch meinen Beruf.»
«Sie sind Immobilienmakler, nicht wahr?»
«Das ist richtig, und ein paar Tage lang kann man da schon mal seine
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