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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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zu sticksen.
    1:1 – Ausgleich.
    Derks kam angetrabt. «Trainer, uns fehlt einer auf links. Wir haben nur zehn Mann auf dem Platz.»
    Van Appeldorn drückte Heuvens ein Stück Würfelzucker in die Hand – er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet. «Geht’s wieder? Dann los!»
    Ein Pfiff und Ackermann, der brüllte: «Wo habt ihr denn diese Pfeife her? Dat war doch nie und nimmer ’n Elfer!»
    Die Pfeife zeigte ihm die Gelbe Karte.
    Zomer war der Elfmeterschütze, und Look, die Bank, der alte Killer, hielt.
    Die Zuschauer jubelten.
    Der Halbzeitpfiff.
    Sie lagen am Spielfeldrand wie auf den Rücken gefallene dicke Käfer, japsend, mit blutunterlaufenen Augen.
    «Ab in die Kabine!», bellte van Appeldorn.
    «Genau», keuchte Ackermann. «Keiner auf diese Welt will sich dat Elend hier angucken.»
    Zomer klopfte van Appeldorn im Vorübergehen auf die Schulter. «Guter Kampfgeist.»
    Van Appeldorn verteilte Wasserflaschen, die über Köpfe und Rücken geleert wurden.
    «Trinken sollt ihr», schimpfte er. «Okay», sagte er dann. «Wer von euch kann wirklich nicht mehr?»
    Neun Hände fuhren in die Höhe, aber dann lachte jemand, und alle entspannten sich.
    «Ich würde sagen, jetzt hilft nur noch der Muschiplan», sagte Derks laut.
    «Der wat?» Ackermann hielt sich die Hand hinters Ohr.
    «Abseitsfalle, und zwar auf vollen Poker. Der Schiri ist ein Korinthenkacker, und seine Assis sind voll auf seiner Linie. Die kriegen jedes Abseits mit. Wir müssen es einfach nur eiskalt durchziehen.»
    «Der Plan könnt’ von mir sein!» Ackermann hatte sich erstaunlich schnell wieder erholt. «Un’ ich hab noch ’ne andere Idee. Norbert, has’ du scho’ ma’ wat von Spielertrainer gehört?»
    Die zweite Halbzeit zeichnete sich durch Abseitspfiffe aus.
    «Man kann ein Spiel auch kaputtpfeifen», kommentierte der Erste Vorsitzende säuerlich.
    «Den Mann hast du doch geholt», erwiderte Franz. «Ich war ja auf einmal nicht mehr gut genug.»
    In der 79. Minute fiel das 2:1 für Nimwegen durch den ausgezeichneten Mittelfeldmann Petrus Zomer, aber dann, vier Minuten später, kam, wie einstmals Günter Netzer, aus der Tiefe des Raumes Norbert van Appeldorn und versenkte das Leder souverän im linken oberen Eck.
    Schlusspfiff. 2:2. Benefiz. Kein Waterloo.
    Und nicht nur van Appeldorn wusste, dass er in den nächsten Tagen ganz bestimmt keine Treppen steigen würde.
    «Is’ doch super gelaufen!» Ackermann strahlte ihn an. Er war schweißüberströmt, die Haare klebten ihm im Gesicht, und eines der roten Gummibänder, mit denen er seine Brille hinter den Ohren fixiert hatte, war gerissen.
    Und van Appeldorn legte ihm, ebenso schweißnass und knickebeinig, den Arm um die Schultern.

[zur Inhaltsübersicht]
    Einundzwanzig
    Peter Cox war auf dem Weg nach Düsseldorf. Um diese Zeit war der Verkehr auf der A57 sehr dicht, aber damit hatte er gerechnet. Er nahm es gleichmütig hin. Das war früher einmal anders gewesen.
    Überhaupt war so vieles anders gewesen, er war anders gewesen, bevor er Penny kennengelernt hatte. Damals hatte er sein Leben einem strengen Muster unterworfen, und jede Abweichung davon hatte ihn verunsichert. Heute konnte er über seine Macken schmunzeln – jeden Dienstag die Bettwäsche wechseln, Mahlzeiten streng nach Uhr, keine Zwiebeln, niemals Knoblauch, abgezählte Zigaretten, eine geregelte Raumtemperatur –, und wenn sie sich manchmal doch wieder meldeten, lächelte Penny sie einfach weg. Sie sprachen darüber, warum sie so waren, wie sie waren, aber eher nebenbei, weil sie es viel zu sehr genossen, miteinander zu sein. Und vor ein paar Wochen war zum ersten Mal das Wort «Kinder» gefallen, auch eher so nebenbei, und seine Panik war ausgeblieben. Warum nicht ein Kind miteinander haben? Es war folgerichtig. Sie würden es einfach darauf ankommen lassen.
    Kurz vor Krefeld wurde der Verkehr so dicht, dass es nur noch im Schritttempo weiterging.
    Er schaute auf die Uhr, der Kollege beim LKA erwartete ihn erst in einer Stunde, bis dahin würde er es wohl schaffen.
    Es war jetzt vierzehn Tage her, dass Bernhard Claassen bei ihm im Büro gewesen war, und seitdem spukten ihm zwei Gedanken im Kopf herum.
    Als die kleine Rosel Claassen im September 1944 mit Scharlach im Klever Krankenhaus gelegen hatte, war ein Arzt zu ihrer Mutter gekommen und hatte sie gebeten, das Mädchen nicht mehr zu besuchen, weil ihre Anwesenheit das Kind zu sehr aufregen würde.
    Das kam ihm ungewöhnlich vor und unnötig grausam. Wer

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