Totenacker
letztendlich zu ersticken. Vom Feuerlegen versteht der Täter nichts, denn wenn er das Heu weggelassen hätte, hätten die brennenden Textilien das umliegende Gebälk in Brand gesetzt, das sicher über zweihundert Jahre alt und knochentrocken ist. Es hätte gebrannt wie Zunder.»
«Was ist mit der Kleidung?», fragte Penny.
Van Gemmern musste bedauern. «Nichts mehr zu machen, zu verkohlt, um DNA-Spuren zu finden. Ein Knopf und ein Reißverschluss weisen auf eine Jeans hin, außerdem gab es Fasern von einem Wollpullover, dessen Etikett aber leider aus Kunststoff war und zusammengeschmolzen ist.»
Er trank seine Tasse leer. «Zwei Sachen habe ich noch. Erstens: Die Reifenspuren am Bahndamm stammen von Schravens Mercedes, was wohl bedeutet, dass er in seinem eigenen Auto dorthin transportiert worden ist, und zwar bewusstlos. Der Schlag auf den Kopf muss ihm anderswo beigebracht worden sein, denn am Bahndamm weist nichts auf einen Kampf hin, dafür gibt es dort Schleifspuren, wie ihr ja schon wisst. Und zweitens: Im Inneren des Mercedes haben wir auf dem Rücksitz eine kleine Lache von Schravens Blut gefunden. Den Fingerspuren nach haben nur zwei Leute den Wagen gefahren – Schraven selbst und sein Schwager Markus Heller.»
«Schon wieder Heller», sagte Schnittges düster. «Was wissen wir über den Mann?»
Van Gemmern erhob sich rasch. «Im Moment braucht ihr mich wohl nicht mehr …»
«Nein, danke erst mal», sagte van Appeldorn. «Gute Arbeit, Klaus, wie immer.»
In van Gemmerns Gesicht regte sich nichts, er ging einfach hinaus.
«Was wir über Heller wissen?», griff van Appeldorn den Faden wieder auf. «Wie es aussieht, zu wenig.» Er berichtete von seinem kurzen Gespräch mit Schravens Schwager. «Nett, fürsorglich, für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr Yuppie», schloss er, «aber die Makler, die ich kenne, sind alle so.»
«Wo makelt er eigentlich?», fragte Bernie.
«Keine Ahnung.»
«Wäre aber interessant.»
«Durchaus.» Van Appeldorn kramte auf seinem Schreibtisch herum. «Und es gibt ja auch noch ein paar andere Fragen, die er uns beantworten sollte. Irgendwo habe ich doch seine Visitenkarte … Ah, da ist sie ja!»
Er wählte die Nummer und wandte Penny und Schnittges den Rücken zu.
«Herr Heller? Van Appeldorn hier, Kripo Kleve, Sie erinnern sich? Richtig! Es sind leider noch ein paar Fragen aufgetaucht, die Sie uns vielleicht beantworten können … Nein, am liebsten heute noch … In Kalkar? Na, das trifft sich doch gut! Dann könnten Sie ja in einer halben Stunde hier sein … Fünfundvierzig Minuten? Okay, ja, richtig, im Präsidium, selbes Büro. Ich erwarte Sie.»
«Ich würde gern wissen, ob Britta Markus Heller kennt», sagte Penny.
Die beiden Männer schauten sie an. Es dauerte ein paar Sekunden. «Ja, ich auch», erwiderten sie dann gleichzeitig.
«Peter werden wir heute nicht so schnell wieder zu Gesicht bekommen, nehme ich an. Da waren’s nur noch drei …» Schnittges stand auf. «Ich mache mich auf den Weg, und ihr seht zu, dass ihr was aus dem Yuppiemakler rauskriegt.»
Noch vor einem Jahr hätte van Appeldorn Schwierigkeiten damit gehabt, wenn ihm einer einfach so die Entscheidung aus der Hand genommen hätte, aber jetzt … Zwei Leute mussten bei einer Vernehmung zugegen sein, und Penny war nicht die erste Wahl für eine Befragung Britta Vermeers. Bernie hatte die einzig sinnvolle Schlussfolgerung gezogen.
«Fein», sagte er deshalb. «Dann frisch ans Werk!» Das war ein bisschen daneben, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
Schnittges wartete, bis Britta Vermeer eine Kundin zu Ende bedient hatte.
«Sie ist viel zu dünn für eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat», dachte er.
Schließlich wandte sie sich ihm zu. «Meine Mutter sagt, ich soll euch vom Hof jagen, ihr macht uns nur alle verrückt.» Sie klang müde und wütend. «Was ist das für ein Mist, dass Gereon vergiftet worden sein soll!»
Bernie legte einfach den Arm um sie und drückte sie kurz an sich. «Es tut mir so leid.»
Ihre Schultern entspannten sich. «Was denn jetzt noch?»
«Nur ein paar Fragen.» Schnittges ließ sie los. «Kennst du einen Markus Heller?»
Sie runzelte die Stirn. «Ja, den kenne ich. Warum? Was ist mit dem?»
«Erst mal nichts», antwortete Schnittges. «Und seit wann kennst du den?»
«Ich weiß nicht genau.» Sie überlegte. «Er hat bei uns eingekauft vor ein paar Monaten … ich glaube, da war ich schon schwanger … Ja, genau, er ist mit
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