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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Besucher, danach, wann sie ihn durch das Tor nach Perchorsk lassen würden, blieb ohne Antwort. Doch das machte nichts, denn er und Trask kannten die Antwort bereits. Es war ihnen nur zehn Sekunden zu spät klar geworden.
    Nun, als sie der Schlaf übermannte, wussten sie, dass es noch heute Nacht geschehen würde, in dieser Stunde, sobald sie erst aus dem Weg waren ...
    Ben Trask träumte normalerweise nicht viel. Zumindest erinnerte er sich nicht oft an seine Träume und dafür war er dankbar. Wenn ihm ein Traum im Gedächtnis blieb, war es in der Regel ein Albtraum. Das brachte der Job nun einmal so mit sich. Gelegentlich quälten ihn noch Nachtgesichte wegen Yulian Bodescu, der bereits im Mutterleib infiziert worden und als Nekromant und Vampir zur Welt gekommen war. Oder er träumte, er sei wieder auf den griechischen Inseln, um sich Janos Ferenczy, dem letzten Spross einer berüchtigten Blutlinie, zu stellen. Mitunter sah er den Necroscopen vor sich, so wie er ihm damals im Garten seines Hauses bei Edinburgh gegenübergestanden hatte, ehe Harry durch das Tor von Perchorsk nach Starside geflohen war. Alles in allem war es nur zu verständlich, dass Trask sich nichts aus Träumen machte.
    Früher einmal hatte das Dezernat einen eigenen Traumdeuter beschäftigt, einen Mann, der nicht allein fremde Träume las, sondern mittels seiner eigenen auch die Zukunft vorhersagte. Drei Jahre lang hatte er für das Dezernat gearbeitet, dann hatten die Träume aufgehört. Eine Woche später war er an einem Gehirntumor gestorben. Immer wieder zeigte es sich, dass das Schicksal sich nicht in die Karten schauen ließ ... Ebendeshalb wehrte Trask sich gegen seine Träume.
    Auch jetzt hätte er sich dagegen gewehrt, wäre er durch das Betäubungsmittel im Essen nicht so geschwächt gewesen. Doch wie die Dinge standen, fand er sich plötzlich in einem Traum wieder, und etwas hielt ihn darin fest – eine Stimme, allerdings eine recht ungewöhnliche. Sie hatte etwas an sich, das Trask an Harry Keogh erinnerte.
    Zunächst war da nur die samtene Dunkelheit eines tiefen Schlafes, unterbrochen von gelegentlich aufblitzenden, sofort wieder vergessenen Bildern und Gedanken, die noch keine Gestalt angenommen hatten, flüchtig wie die Spur eines Meteors am nächtlichen Himmel. Mit einem Mal spürte Trask eine Aura. Beißend wie Zigarettenrauch erhob sie sich in seinem Bewusstsein, forschend, fühlend, tastend. Sie umwaberte ihn wie Nebel, er fühlte sich von einem gewaltigen Wirbelwind ergriffen und in einen unheimlichen Strudel gezogen. Und noch während Trask hineingesogen wurde, begriff er, woraus sich dieser Strudel zusammensetzte: aus Zahlen!
    Ein Wirbelwind aus Zahlen! Es schien, als habe sich der Endlosausdruck eines gigantischen Computers wie ein ungeheures Fliegenpapier in die Luft geschraubt und sei dann verbrannt, bis nur noch leuchtende Ziffern umherschwirrten, esoterische Gleichungen, die sich selbst lösten und zu einer metaphysischen Mathematik wurden. Trask wurde in den Zahlenstrudel gesogen und mitgerissen, nur eine Ziffer mehr in der sich wie rasend drehenden Wand aus algebraischen Zeichen und funkelnden Berechnungen.
    Im Auge des Orkans, inmitten des größten Aufruhrs, war es bekanntlich am ruhigsten. So auch hier! Das Zentrum des Zahlenwirbels barg ein fühlendes Bewusstsein, das Trask in dem Augenblick wahrnahm, in dem es ihn streifte. Aber er nahm es nicht nur wahr, mit einem Mal war ihm auch klar, dass er es kannte!
    Trask ließ seine posthypnotische Abschirmung fallen und fragte: »Wer ...?« Zugleich öffnete er sich damit dem tastenden Suchen des anderen. »Was ...?«
    Ein Freund, kam die Antwort. Oder vielmehr jemand, der gerne dein Freund sein möchte, falls du es zulässt.
    Obwohl die telepathische Stimme warm, unsicher, sogar ein bisschen ängstlich klang, überlief den schlafenden Trask ein Schauer – so als sei eine Gans über sein Grab gelaufen. Zum ersten Mal in seinem Leben begriff er die volle Bedeutung dieses alten Spruches. So musste sich wohl jemand vorkommen, der tot war und trotzdem noch angesprochen wurde! Ein einziger Gedanke, ein einziges Wort trieb an die Oberfläche seines Bewusstseins: »Der Necroscope!«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Und wäre das denn so schrecklich?, erklang wieder die Stimme. Das glaubst du doch! Ich höre es dir doch an!
    Selbst unter Drogen und im Tiefschlaf wusste Trask, wer da zu ihm sprach – wohl der Einzige, dem das überhaupt möglich war. Darum überlegte er

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