Totenbeschwörung
nicht lange, die Antwort sprudelte einfach aus ihm heraus: »Aber dein Vater war ein schreckliches Wesen, zumindest am Ende!«
Ahhh! Du kanntest meinen Vater? Meinen richtigen Vater? In der Stimme schwang Hoffnung mit, sie klang aufgeregt und voller Erwartung, doch nur für eine Sekunde. Ich sehe, dass auch du ihn gefürchtet hast, genau wie alle anderen hier.
»Zum Schluss hatten wir alle Angst vor ihm, das stimmt«, erwiderte Trask. »Aber anfangs war er mein Freund.«
Kannst ... kannst du mir von ihm erzählen? Etwas Hoffnung war zurückgekehrt.
»Und ob ich das kann«, antwortete Trask. »Ich weiß einiges über ihn, mehr als die meisten anderen Menschen. Jedenfalls mehr als die meisten Lebenden .. .« Das sagte alles.
Ahhh! Wieder dieses merkwürdige, traurige Seufzen. Wir werden uns ein anderes Mal unterhalten, erklang einen Augenblick später die Stimme. Nicht jetzt. Hier sind Mentalisten in der Nähe. Sie sind auf der Hut und lauschen. Wie ich sehe, hat dein Geist einen Schutzschild. Du solltest Gebrauch davon machen!
Die Stimme verklang. »Warte!«, rief Trask ihr nach. »Warte!« Doch es war zwecklos. Abermals wurde er in den Zahlenwirbel gesogen und in einem Strudel irrsinniger mathematischer Gleichungen hin- und hergeschleudert, gerüttelt und geschüttelt, bis er ... erwachte.
»Ruhig, Ben! Ruhig!« Ian Goodlys besorgtes Gesicht tauchte über ihm auf. Der Hellseher saß auf der Kante von Trasks Bett, hielt ihm die Arme fest und hatte Mühe, ihn zu beruhigen. »Sie glauben, wir seien immer noch außer Gefecht. Und solange sie das glauben, können wir reden.«
»Ian!« Trask packte Goodlys Handgelenke und starrte in dessen bleiches Gesicht. »Ich habe einen Traum gehabt.«
»Wohl eher einen Albtraum!«, meinte Goodly. »Nach wem hast du denn gerufen?«
»Das würdest du mir nicht glauben, wenn ich es dir sage!« Trask schaffte es sich aufzusetzen und betastete vorsichtig seine Stirn. »Mein Gott, habe ich Kopfschmerzen!«
»Das war diese Mousse oder was immer es sein sollte«, nickte Goodly. »Beziehungsweise das, was sie uns reingetan haben.« Er ging in sein Zimmer hinüber, ließ das Wasser laufen und kehrte mit einem Glas zurück, in dem es heftig sprudelte. »Eine gute alte, amerikanische Errungenschaft.«
»Hm?« Trask nahm das Glas und trank.
»Alka Seltzer.«
»Ah!« Trask sah ihn an. Nun bereitete es ihm nicht mehr ganz so viel Mühe, seine Umgebung deutlich wahrzunehmen. »Was war denn mit deinen Vorahnungen?«
»Nichts, sie haben gut funktioniert.«
»Du hast gewusst, dass sie uns reinlegen würden?« Trask blieb der Mund offen stehen.
»Aber erst, als es schon zu spät war, nachdem ich den ersten Löffel zu mir genommen hatte.«
»Na, na!«, machte Trask entrüstet.
Goodly hob eine Augenbraue. »Und was war mit deinem unfehlbaren Talent?«
Trasks Miene veränderte sich, nahm einen schuldbewussten Ausdruck an. »So ungefähr dasselbe wie bei dir, denke ich.« Er seufzte. »Es hat zu spät angesprochen. Ich dachte, Tzonovs Müdigkeit sei die Lüge, aber was machte das schon, offensichtlich wollte er mit Siggi allein sein! Anscheinend konnte ich nicht mehr klar denken. Ja, ich gebe zu, ich habe mich ablenken lassen. Aber als ich dann angefangen habe, den Pudding zu essen ...«
»... hast du gemerkt, was los ist.« Goodly verzog das Gesicht. »Da nämlich hat sie angefangen, sich allmählich zu entspannen. Schließlich hatten wir den Köder geschluckt. Allerdings ... na ja, wir haben nicht genug davon gegessen. Ich nehme an, die Dosis war genau bemessen. Hätten wir den ganzen Pudding zu uns genommen, wären wir wahrscheinlich die ganze Nacht außer Gefecht gewesen.«
Trask runzelte die Stirn. »Erklär mir das noch mal! Die Sache mit Siggi, meine ich!«
»Darin besteht ihre Aufgabe, deshalb ist sie hier!«, sagte Goodly. »Siggi Dam ist keine gewöhnliche Telepathin, Ben. Ich vermute, sie verbreitet ebenso viel Gedankensmog wie jeder einzelne Untote, gegen den du jemals angetreten bist. Warum ich das glaube? Aus einem ganz einfachen Grund! Ich kann nichts, aber auch nichts aus ihrer Zukunft erkennen!«
Trask fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Gedankensmog? Ein mentales Störfeld? Und sie erzeugt es?«
»Und zwar auf Kommando! Darauf möchte ich wetten. Es bringt die Talente anderer ESPer vollkommen durcheinander. Deshalb habe ich nichts vorhergesehen, und deshalb hat dein instinktiver Lügendetektor versagt.« Er nickte und brachte es fertig, eine noch trübsinnigere
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