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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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»Hast du ihn umgebracht?«
    Er schüttelte den kahlen Kopf. »Noch nicht! Irgendwann werde ich es tun! Aber im Augenblick ist er nur ein bisschen weggetreten und hat einen Brummschädel ...«
    »Du hast sie doch nicht mehr alle!« Damit wandte sie sich zur Tür. Doch Tzonov verstellte ihr den Weg. Er stieß sie hinaus auf den Flur, so heftig, dass sie gegen die gegenüberliegende Wand prallte. Während sie sich wieder aufrappelte, zog er einen Zweitschlüssel hervor und schloss ab. Als Siggi den Schlüssel in seiner Hand sah, gingen bei ihr die Klappen herunter und sie verbarg ihre Gedanken hinter ihrer geistigen Abschirmung. Sie dachte nur eines: Leck mich!
    Damit hatte sie nicht gerechnet (wirklich nicht?), doch Tzonov hatte es so weit kommen lassen. Und was er nun mit Nathan vorhatte ... das durfte sie einfach nicht zulassen. Siggi sagte sich, dass dies der eigentliche Grund sei, weshalb sie, während Tzonov Nathan fertig machte und sie sich in rasender Eile anzog, ihren Schlüssel auf dem Rand von Nathans Waschbecken liegen ließ. Dabei handelte es sich keineswegs um so etwas wie die »Rache des kleinen Mannes«. Sie hatte beileibe nicht den Wunsch, es diesem grotesken, egomanischen Bastard heimzuzahlen. Nein, es war vielmehr ein Akt der Menschlichkeit, den Turkur Tzonov niemals begreifen würde.
    Denn nun wusste sie, dass nicht Nathan der Gegner war, den sie zu bekämpfen hatte. Oh nein, nicht Nathan ...
    Knapp zweieinhalb Stunden später lag Siggi in ihrem Bett. Ihre Erschöpfung war größtenteils nur gespielt. Dennoch konnte sie ein Zittern nicht unterdrücken, als sie darüber nachdachte, wie Tzonov wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sein Gefangener geflohen war. Es ließ sich kaum umgehen. Eigentlich müsste es jetzt jeden Augenblick so weit sein. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wunderte sie sich, warum er noch nichts davon wusste. Es sei denn ...
    Hatte es Nathan etwa so schwer erwischt, dass er einfach bewusstlos liegen geblieben war? Womöglich war er zurück zu seinem Bett gewankt und dort zusammengebrochen, ohne den Schlüssel zu finden, den sie für ihn zurückgelassen hatte.
    Doch noch während sie dies dachte, erklangen auf dem Flur hastige Schritte. Ein unterdrückter Fluch und im nächsten Augenblick hämmerte eine Faust gegen die Tür. Tzonovs Stimme. Er brüllte, sie solle endlich aufwachen. Siggi ließ sich Zeit, sah zu, dass sie auch ordentlich zerzaust wirkte und hoffte, dass ihr Make-up das blaue Auge noch ein bisschen hervorhob und es nicht ganz von der getönten Brille verdeckt wurde. Sie zog ihren Morgenmantel über und öffnete schließlich die Tür.
    Tzonov stand allein vor ihr. Das zumindest ließ sie aufatmen. Er hatte nicht vor, sie verhaften zu lassen. Nein, allein der Gedanke daran war lächerlich. Er würde es niemals wagen, Anklage, weshalb auch immer, gegen sie zu erheben. Sie wusste zu viel über ihn, außerdem war die Zeit der Nacht-und-Nebel-Aktionen vorüber, und auch Massenerschießungen gehörten der Vergangenheit an – zumindest was den Rest der Welt betraf. Doch hier waren sie in Perchorsk, hier hatte Tzonov das Sagen.
    »Siggi!« Seine Stimme klang schneidend. »Er ist geflohen!«
    »Wie bitte?« Sie wandte das Gesicht ab, wie um ihr Auge vor ihm zu verbergen. Trotz ihrer Sonnenbrille und ihres Gedankensmogs mied sie mit Bedacht jeden Blickkontakt, damit er keine Chance hatte, ihre Abschirmung zu durchdringen. »Was sagst du da? Wer ist geflohen? Doch nicht etwa Nathan!?«
    »Natürlich Nathan! Wer denn sonst?« Er packte sie an der Schulter und zwang sie, ihn anzusehen. Als er den blauen Fleck unter dem Goldrand der Brille gewahrte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Wozu brauchst du denn die Brille? Stimmt etwas nicht mit deinen ... Augen?«
    »Ganz recht!«, zischte sie. »Mit meinem linken Auge, um genau zu sein. Du hast es mir beinahe ausgeschlagen! Sag bloß, das weißt du nicht mehr?« Mit einem Ruck zog sie die Brille ab.
    »Ah!« Er wirkte betreten. »Das habe ich nicht gewollt ... Ich meine ... So fest habe ich doch gar nicht ...!«
    Sie setzte die Brille wieder auf und verbarg ihre Gedanken hinter einer womöglich noch dichteren Nebelwand. »Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an! Es spielt keine Rolle mehr. Aber du sagst, Nathan ist weg!? Das geht doch gar nicht!«
    Mit einem Mal mimte sie die Erstaunte und schlug die Hand vor den Mund. »Der Schlüssel!« Wenn es sein musste, war Siggi auch als Schauspielerin nicht schlecht.
    »Was

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