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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Worte zu kleiden.
    Aus diesem Grund beschränkte Nathan den Gebrauch seiner telepathischen Fähigkeiten darauf, die Sprache der Traveller zu erlernen. Sie wussten nicht, dass er Gedanken lesen konnte, und er hatte auch nicht vor, es ihnen auf die Nase zu binden. Denn sollte er ihnen zu gewieft erscheinen und zu viel auf einmal begreifen, war es gut möglich, dass sie ihn nicht mehr als Freund behandelten. Und in diesem Fall, wenn sie ihn als Gedankendieb brandmarkten, stand auch seine Freiheit auf dem Spiel. Nathan dachte noch immer in den Begriffen von Starside und das würde sich wahrscheinlich nie ändern.
    Also erwiderte er nichts, sondern saß einfach nur da und wartete ab. Dies zahlte sich in gewisser Weise aus, als das vom Alter gezeichnete Stammesoberhaupt sagte: »Es gibt schon merkwürdige Orte auf dieser Welt, meinst du nicht auch?«
    »Ich habe noch nicht viel von der Welt gesehen«, entgegnete Nathan nach einem Moment des Nachdenkens. »Was heißt merkwürdig? Und welche Orte meinst du?«
    »Ach, Orte eben.« Der alte Stammesführer zuckte die Achseln, nahm einen Zug aus seiner Tonpfeife und legte sich nicht weiter fest. Es schien ihm nichts auszumachen, dass sein Gast offensichtlich von nichts eine Ahnung hatte und sich gelegentlich etwas seltsam ausdrückte. »Ich spreche von den alten Orten, verstehst du? Orten, an denen die Zeit nichts bedeutet, und die nur die Szgany kennen – einige jedenfalls! Hin und wieder besuchen sie diese Orte, so wie sie es immer getan haben.«
    Nathan wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, also wandte er sich wieder der Betrachtung seiner Umgebung zu.
    Der Wagen war nicht anders als die Wagen, die er von der Sonnseite her kannte. Er hatte vier Räder, war mit verschlungenen Mustern bemalt und wurde von Tieren gezogen. Im Innern stand in der Mitte ein Holzofen, dessen Beine am Boden verschraubt waren. Ein rauchgeschwärzter Abzug führte durch eine metallene Abdeckung zu einem Kaminrohr in der Decke. Außen am Wagen hingen fein säuberlich aufgereiht Töpfe, Pfannen und sonstiges Haushaltsgerät, das klimperte und klapperte, sobald die Räder sich in Bewegung setzten. Statt der wasserdichten Häute, die Nathan gewohnt war, bestand das Dach aus gewölbten, lackierten Holzplanken. Abgesehen davon und zumal hier, inmitten des Waldes, kam Nathan sich vor wie auf der Sonnseite.
    Allerdings war es viel zu kalt und diese Leute hier waren lediglich die Abkömmlinge echter Traveller. Dies erkannte Nathan nun. Er wusste, dass dem so sein musste, und fragte sich, wann wohl die ersten Wanderer im Gefolge ihrer in die Verbannung geschickten Wamphyri-Lords von Starside hierher in die Höllenlande gelangt waren. Damals waren sie Knechte gewesen, jetzt waren sie frei. Doch ... was war aus ihren Herren geworden?
    »Ich bin ein Ferengi, wusstest du das nicht?« Der alte Mann grinste.
    Nathan zuckte zusammen. Möglicherweise war dies die Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Auf der Sonnseite war dieser Name seit grauer Vorzeit ein Fluch! Ungezählte Geschlechter der Wamphyri hatten sich Ferenc, Ferenczy oder Ferengi genannt. In all seinen Erscheinungsformen verhieß dieser Name nur Böses.
    »Vladi Ferengi, ganz recht«, nickte das Stammesoberhaupt. »Der Letzte einer langen Linie. Der Allerletzte, denn meine Frau war unfruchtbar – na ja, vielleicht lag es auch an mir!« Er grinste und tätschelte sich den Latz seiner ausgebeulten Hose. »Mein kleiner Freund hier hat sich immer wacker geschlagen, aber leider nie etwas zustande gebracht. Aber was macht das schon, eh? Ich habe keine Söhne und damit basta! Meine Leute werden die alten Orte nicht mehr aufsuchen.«
    »Du meinst, du wirst nicht mehr da sein, um sie dorthin zu führen?« Nathans Neugier war geweckt.
    »Ja! Ich werde nicht mehr da sein, um den Ruf zu vernehmen!«
    So langsam nahm in Nathans Kopf ein Gedanke Gestalt an. »Hier scheint sich das eine zum anderen zu fügen«, sagte er. »Du versuchst mir etwas zu erklären, was du selbst nicht ganz verstehst, in der Hoffnung, dass ich dir letztlich eine Erklärung dafür liefere. Nun, vielleicht kann ich das sogar, zumindest zum Teil. Aber sag mir erst eines: Sind die Szgany Ferengi ein altes Volk? Seit wann seid ihr schon ... hier?«
    »Der Ururgroßvater meines Großvaters war ein Ferengi, aye«, erwiderte der Alte. »Weiter habe ich die Linie nicht zurückverfolgt. Aber ich bin überzeugt, dass meine Urgroßväter dir dasselbe sagen würden, wenn sie jetzt hier wären!

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