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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Worte, voller Angst im Dunkeln ausgestoßen! Da unten versteckt sich jemand – es könnten sogar ziemlich viele sein – und sie wissen, dass wir hier sind!
    Ha! Wahrscheinlich haben sie uns als Schattenriss vor dem Mond gesehen! Canker begnügte sich wieder damit, seine Gedanken sprechen zu lassen. Oder haben uns erspäht, wie wir hinter den Wolken hervorkamen. Bewundernd fügte er hinzu: Mir war von Anfang an klar, dass du Talent hast! Aber du entwickelst dich sogar noch schneller, als ich dachte! Wohlan, wo stecken diese geheimnisvollen Flüsterer?
    Siehst du die drei Hügel da drüben am Waldrand? Nestor deutete mit der Hand nach vorn. Die Bäume dazwischen bilden ein Dreieck, und in der Mitte erhebt sich eine verwitterte Felskuppe!
    Ja, ich sehe sie!, bestätigte Canker aufgeregt.
    Da unten, da sind sie! Irgendwo ... da unten! Nestor zögerte einen Moment. Ah! Jetzt schirmen sie ihre Gedanken ab. Sie haben gespürt, dass ich sie belausche.
    Was, Traveller? Mentalisten – unter den Szgany? Und auch noch mehrere?, fragte Canker erstaunt. Nun, so etwas soll es geben! Aber gleich so viele auf einem Haufen?
    Nestor verfiel in Schweigen, und Canker spürte die Düsternis, die seinen Freund umgab. Doch da war auch so etwas wie ein Staunen, die plötzliche Erkenntnis oder das Akzeptieren von etwas, was einen Augenblick zuvor noch nicht da gewesen war. Was ist los, Nestor?
    Nestor schwieg weiter, lauschte ...
    Nestor?
    Endlich kam er wieder zu sich. Sie sind nicht ... Es handelt sich um etwas anderes, als ich dachte.
    Keine Szgany?
    Oh doch, es sind schon Szgany. Das heißt, sie waren es ...
    Waren es? Cankers Miene verfinsterte sich. Schließlich gab er sich geschlagen und bellte laut heraus: »Wovon sprichst du eigentlich? Weder in Turgosheim noch auf der gesamten Sternseite gibt es so viel Düsternis wie in deinen Worten! Jetzt hilf mir endlich auf die Sprünge!«
    Falls er angenommen hatte, er könne Nestor damit aus der Reserve locken, täuschte er sich. Nestor wurde höchstens noch schweigsamer, sein Inneres noch düsterer, während er zum Sturzflug auf die drei Hügel ansetzte. Canker folgte ihm. Nun?, begehrte er zu wissen.
    Zu guter Letzt brach Nestor sein Schweigen. Die Szgany da unten sind tot, Canker. Deshalb konntest du sie nicht entdecken. Jetzt wird mir klar, dass es sich um Tote in ihren Gräbern handelt, nichts als verfaulendes Fleisch und vermodernde Knochen, vielleicht auch Asche in kleinen Urnen, und allesamt wurden sie rings um den Felsen bestattet.
    Ah! Canker pfiff lautlos durch die Zähne. Eine alte Begräbnisstätte der Traveller! Mit Hilfe deiner Kunst hast du sie ... aufgespürt!
    Aber nur einen Moment, ehe sie auf mich aufmerksam wurden! Sie können mich schon von weitem wittern – wie ein wildes Tier ein Feuer: voller Angst und Staunen! Nur dass es mein Talent ist, das ihren alten Knochen einheizt! Und da sie nicht vor mir weglaufen können, versuchen sie sich zu verbergen. Sie schweigen einfach und warten ab, bis ich wieder verschwinde. Aber diesmal bleibe ich – eine Zeit lang jedenfalls! Und du, Canker? Du wolltest doch, dass ich dir mein Talent einmal vorführe!? Nun, jetzt hast du die Gelegenheit, alles mitzubekommen!
    Ich kann es kaum erwarten!, gestand der Hunde-Lord. Wo hat man so etwas denn schon gesehen? Einen Mann, der seiner Beute selbst über den Tod hinaus noch nachstellt. Eines Tages wird man Lieder über dich singen!
    Sie landeten am Rand der verwitterten Felskuppe und machten sich vorsichtig an den Abstieg. Der Fuß des Felsens war von kleineren Höhlen und Spalten, die Wind und Regen im Lauf ungezählter Jahrhunderte aus dem Sandstein gewaschen hatten, regelrecht durchlöchert. Als Unterschlupf für die Lebenden war dieser Ort denkbar ungeeignet, für die Toten dagegen genügte er vollkommen. Es handelte sich tatsächlich um eine Begräbnisstätte, wie Nestor angenommen hatte.
    In die Wände der Höhlen waren Nischen gemeißelt, in denen eine Urne neben der anderen beigesetzt war. Ganze Sippen hatten hier nach und nach ihre letzte Ruhestatt gefunden. Doch das war bereits zur Zeit der Alten Wamphyri geschehen, die schon seit Langem der Vergangenheit angehörten. Unter der gnadenlosen Herrschaft der Vampire hatte der einzig sichere Weg, die Toten zu bestatten, darin bestanden, sie einzuäschern. Nun hatte etwa achtzehn Jahre lang Friede geherrscht, der nur einmal gebrochen worden war, ehe Wratha mit ihren Abtrünnigen aus Turgosheim kam und sich auf der Sternseite

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