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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sacht ihre Finger auseinander.
    Du bist ein Nekromant! Was du tust, ist verwerflich. Die Toten werden mich zu ewiger Dunkelheit und Einsamkeit verdammen, wenn ich auch nur ein Wort mit dir rede!
    Eben hast du aber doch schon mit mir geredet, entgegnete Nestor.
    »Lauter!«, knurrte es hinter ihm. Es war Canker. »Was soll denn das Gemurmel?«
    »Oh! Habe ich gemurmelt? Tatsächlich?« Im ersten Augenblick wirkte Nestor überrascht. Doch sofort fing er sich wieder. »Dann halte den Mund und ich werde dir zuliebe alles laut aussprechen. Jetzt, wo ich mit diesem wurmzerfressenen alten Ding in Verbindung stehe, stört es nicht mehr.« An den Stammeshäuptling gewandt, fuhr er fort:
    »So, du willst also nicht! Nun, und ich habe keine Lust mehr zu warten. Meine Geduld ist am Ende!« Eine Hand auf die Stirn des Leichnams gelegt, gebrauchte er die andere, um zwei von dessen vertrockneten Fingern zu Staub zu zermahlen. Canker gingen fast die Augen über. Er reckte und streckte sich, um auch ja alles mitzubekommen, und stöhnte vor Begeisterung auf.
    Nun weigerte sich der alte Stammesführer nicht länger. Wahrscheinlich hatte er nicht ganz glauben wollen, dass Nestor ihm den gleichen Schmerz zuzufügen vermochte, als wäre er noch am Leben. Doch nun konnte er nicht mehr zweifeln. Nestor hatte einen Teil seiner Hand zu Staub zermalmt, und der Schmerz war äußerst real. Darin bestand nun einmal die Kunst eines Nekromanten: Die Toten spürten es, wenn er zugegen war, hörten es, wenn er zu ihnen sprach, und fühlten es, wenn er sie berührte – oder wer weiß was mit ihnen anstellte!
    Der Alte schrie und Nestor hörte es. Er schrie, weil er spürte, wie ihm die Finger zerquetscht wurden. Sie mochten nichts als Staub und spröde Knochen sein, aber als Nestor sie zermalmte, fühlte es sich an, als seien sie unter einen Felsblock geraten.
    Eine Zeit lang lauschte Nestor den Schmerzensschreien des Alten – und dem entsetzten Schweigen der ringsum bestatteten Toten. Ihrem Schweigen, ihrer Angst und ihrem Hass! Es verlieh ihm ein Gefühl der Macht. Oh ja, er hatte Macht über sie, denn er war der Nekromant Lord Nestor Leichenscheu von den Wamphyri!
    Doch so langsam wurde er wirklich ungeduldig. Er wollte weg von hier, weg von dieser Begräbnisstätte mit ihren Toten, wollte in den Nachthimmel aufsteigen und Ausschau nach lebenden Szgany halten. Denn das Blut war das Leben, und nicht der Staub!
    Mit einem theatralischen Seufzen legte Nestor dem Alten die Hand auf die Brust und krümmte die Finger, bis die kurzen, kräftigen Nägel einander berührten. Nur ein sanfter Druck und ... seine Hand würde durch vermoderndes Tuch und verwesendes Fleisch stoßen und tief ins Innere des Leichnams eindringen, der ausgestreckt vor ihm lag. Hegte das alte Stammesoberhaupt noch irgendwelche Zweifel bezüglich Nestors Talent, waren sie nun wie weggefegt, zumal er ja mitbekam, was im Kopf des Nekromanten vorging.
    Warte!, flehte er mit sich überschlagender Stimme. Ich will ja reden! Ich sage dir alles, was du zu wissen begehrst. Du sollst erfahren, was die Dinge zu bedeuten haben, an die du dich erinnerst! Ich werde dir sagen, wie ich sie erlebt habe, und wie sich all dies auf mich ausgewirkt hat. Wahrscheinlich liegt darin sogar der Grund, weshalb ich so früh sterben musste!
    Wie gebannt hörte Nestor ihm zu. »Sprich weiter! Aber zunächst verrätst du mir erst einmal, wie du heißt! Denn ehe man sich über gemeinsame Erfahrungen austauscht, gehört es sich doch, dass man sich einander vorstellt. Du weißt ja bereits, mit wem du es zu tun hast. Ich dagegen hatte noch nicht das Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen!«
    Muss ... muss ich dir meinen Namen unbedingt nennen? Die Stimme des Alten bebte und war kurz davor, ihren Dienst zu versagen.
    »Aber ja doch! Denn falls du mich belügen solltest ... Ich nehme an, du hast Söhne und Töchter und Enkelkinder, die noch unter den Lebenden weilen? Wenn ich erst einmal mit dir fertig bin, gibt es also immer noch jemanden, an den ich mich halten kann – sofern du mir nicht die Wahrheit sagst!«
    Meine Söhne?, jammerte der Alte. Obwohl er nach wie vor reglos auf seinem Sims lag, konnte Nestor sein Händeringen beinahe spüren. Und ... und auch deren Söhne?
    Nestor zuckte lediglich die Achseln. »Ich bin ein Vampir – ein Fürst, Wamphyri, um genau zu sein – und mache Jagd auf die Lebenden. Sag mir die Wahrheit, und du und die deinen haben nichts von mir zu befürchten. Ich werde sie in Ruhe

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