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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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noch am Himmel über Siedeldorf abzufangen ...« Er erkannte, dass er sich verplappert hatte, und fügte rasch hinzu: »... oder wo immer sie zur Landung ansetzen wird, um ihren Nebel heraufzubeschwören.«
    Canker schüttelte seine rote Mähne. »Nein, nein, du liegst schon richtig. In Siedeldorf wird es sein. Doch sag mir: Vermagst du auch in die Zukunft zu blicken? Falls ja, seit wann? Hast du den Ärger, der Wratha erwartet, auch im Traum gesehen? Oder warum wolltest du sie aufhalten? Um unseretwillen, weil sie unsere Verbündete ist? Oder um deinetwillen, weil du einen Narren an ihr gefressen hast und sie, sollte sie fallen, vermissen würdest? Oder gibt es womöglich einen anderen Grund? Soweit ich weiß, hast du dich niemals an unseren Überfällen auf Siedeldorf beteiligt.«
    Der Hunde-Lord lächelte nicht. Hier gab es etwas, worauf er nicht den Finger legen konnte. Doch was mochte es sein? War es von Bedeutung? Instinktiv versuchte er, in Nestors Gedanken einzudringen.
    »Was, willst du etwa meine Gedanken stehlen!?«, herrschte der Nekromant ihn an.
    Canker wich zurück und zuckte winselnd die Achseln. »Reine Gewohnheit, Nestor. Verzeih mir!«
    »Ich will nicht, dass ihr etwas zustößt«, erklärte Nestor. Noch nicht! Nicht, ehe sie alle in der Feste vereint hat. Denn sollte es tatsächlich eine Bedrohung aus dem Osten geben, könnte es gut sein, dass wir die Lady Wratha und ihre fragwürdigen Talente noch brauchen. Mit Sicherheit werden wir ihre Soldaten und Kampfkreaturen nötig haben! Doch danach ... Nun, es gibt auch noch andere Frauen auf der Welt. Endlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Es war alles nur Lust und Begierde gewesen und er liebte die Lady Wratha nicht wirklich. Er war ein Lord der Wamphyri! Als solcher brauchte er niemanden, schon gar nicht eine gemeine Lügnerin wie Wratha. Denn Tatsache war, dass sie ihn von Anfang an nur belogen hatte, wenn nicht in Worten, dann eben in Taten. Nestor hatte alles für bare Münze genommen, er wollte glauben, dass das, was sie ihm gab, echt war und neu, unverwechselbar. Doch das Gegenteil war der Fall! Es war unecht und alt, genauso alt und falsch wie Wratha. Unter dem angenehmen Äußeren des hübschen Szgany-Mädchens verbarg sich eine alte Hexe. Dessen war er sich nun gewiss. Im Grunde hatte er es von der ersten Minute an gewusst, seit ihrer ersten Begegnung auf dem Dach der Wrathspitze. Wie konnte sie nur davon ausgehen, dass er sie liebte? Wratha war bekannt dafür, dass sie Männern den Tod brachte!
    Und was den körperlichen Teil der Sache anging, sagte Nestor sich, dass er auch da recht hatte. Es gab noch genügend andere Frauen ...
    Und eine im Besonderen auf der Sonnseite! Gemeinsam mit den Lidesci verbirgt sie sich in irgendeinem Schlupfloch unter der Erde!
    Aber nichts davon sprach er laut aus. Er verbarg seine Gedanken, damit Canker sie nicht mitbekam.
    »Jetzt ist es ohnehin zu spät«, bellte der Hunde-Lord. »Sie ist schon zu weit weg. Irgendetwas hat sie in Rage versetzt, und das wird sie an den Lidescis auslassen, wenn sie vermag. Nun, ich wünsche ihr viel Glück dabei. Das wird sie brauchen, dessen sei versichert! Ich habe Blitz und Donner gesehen, Nestor, rote, grüne und orangefarbene Explosionen! Ich habe die Todesschreie von Männern, Fliegern und Kriegern gehört – die Todesschreie von Vampiren! Sie klingen anders als die Schreie gewöhnlicher Menschen. Denn wenn ein Mensch in Todesangst schreit, verstummt er irgendwann, der Schrei eines Vampirs dagegen hallt weiter bis in alle Ewigkeit ...«
    Nestor hatte sich wieder etwas beruhigt. »Und du meinst, ihr wird nichts zustoßen?«, fragte er bedächtig.
    »Nein, sie bleibt unversehrt. Allerdings wird sie ein paar Männer und Kreaturen verlieren, darauf kannst du wetten!«
    »Dann soll es so sein! Ich glaube, du hast recht. Sie muss ihre Lektion lernen. Dann wird sie die Szgany Lidesci vielleicht in Ruhe lassen.«
    »Was ist das zwischen dir und den Szgany Lidesci?«
    »Eine ... alte Geschichte.« Nestor vermied es, Canker in die Augen zu blicken.
    »Eine alte Narbe, die immer noch juckt?«
    »So ungefähr.«
    »Dann will ich nicht weiter in dich dringen. Du bist mein Bruder und hast mein Verständnis.« Damit legte er Nestor den Arm um die Schultern.
    »Lass uns zusehen, wie es für sie ausgeht«, sagte Nestor. »Was hatten wir heute Abend vor? Wollten wir nicht östlich des Passes den Tribut einfordern? Nun, unsere Leutnants sind fähige Burschen, sie können sich

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