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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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an. »Ich habe ihn wachgerüttelt, einen Augenblick, bevor ich ihn in das Tor warf. Oh, ihm war schon klar, wohin die Reise ging – in die Hölle!«
    Nestor entspannte sich sichtlich und lächelte grimmig. »Ha!«, knurrte Canker. »Vielleicht sagt mir irgendwann ja mal jemand, worum es überhaupt geht? In der Zwischenzeit sollten wir uns aber überlegen, ob wir wirklich hier bleiben wollen. Denn wenn ihr euch einmal umdrehen würdet ...« Ihre Blicke folgten seiner ausgestreckten Hand.
    Hinter ihnen erhob sich aus den fernen Tälern und Wäldern der Sonnseite in einem goldenen Dunstschleier die Morgendämmerung. Die mit dem Wind dahintreibenden Wolken schimmerten bereits rosa und der südliche Horizont ging von einem sternenbesäten, dunklen Blau langsam in einen amethystfarbenen Himmel über. Die ersten Vögel begannen zu singen und der Wind blies stärker, als warme Luftschichten sich erhoben und kältere von der düsteren Sternseite her nachströmten. Sie saßen auf und jagten in ostnordöstlicher Richtung davon, nach Hause, dem letzten Felsenturm zu.
    Sie waren noch keine Stunde geflogen und glitten an den Ausläufern des Gebirges entlang über die Sternseite. Als sie das Tor zu den Höllenlanden in niedriger Höhe überflogen, bemerkten sie etwas Ungewöhnliches.
    Was ist das?, entfuhr es Nestor und dem Hunde-Lord beinahe gleichzeitig. Zahar dagegen sagte nichts, sondern blickte erstaunt und fasziniert zugleich auf die gleißend helle Kuppel des Tores hinab ... und auf die Gestalt, die in ebendiesem Augenblick über den Rand des Kraters kletterte, um sich schwankend und torkelnd auf den Weg hinaus in die Geröllebene zu machen!
    Eine Frau?, zischte Nestor. Hier?
    Canker gingen fast die Augen über. Du glaubst, sie gehört zu den Travellern, nicht wahr? Du denkst, sie wurde heute Nacht von der Sonnseite geraubt und ist jetzt eine Sklavin Gorvis oder der Gebrüder Todesblick und kann zusehen, wie sie den Weg zum letzten Felsenturm findet! Aber denkst du wirklich, sie würden eine Frau, die so wunderschön ist, allein das Gebirge überqueren lassen und der Gefahr aussetzen, von einem wilden Tier gefressen zu werden? Das kann ich mir nie und nimmer vorstellen!
    Sie zügelten ihre Bestien, beschrieben eine enge Kehre und lenkten die Flieger nach links und nach rechts, während sie sich wie Kieselsteine auf den Grund eines Teiches auf die öde Geröllebene herabsinken ließen. Nestor warf einen Seitenblick auf Canker und stellte fest, dass der Hunde-Lord das Mädchen aus dem Tor wie gebannt mit offenem Mund anstarrte.
    »Eine Frau, die so wunderschön ist«, hatte Canker gesagt. Und das war sie in der Tat ... Ihr Teint ... und ihr Haar ... Nestor hatte dergleichen noch nie gesehen, jedenfalls nicht an einer Frau. Bei einem Mann allerdings schon! Sie sah aus wie sein großer Widersacher, sein Erzfeind Nathan, den es nun in eine andere Welt verschlagen hatte. Hatte Nathan nicht immer davon geträumt, an einem Ort zu leben, an dem er nicht auffallen würde? Vielleicht sahen drüben in jener unheimlichen Welt, der Hölle, alle so aus? Ungefähr so, wie die Szgany der Sonnseite einander ähnelten? Oder handelte es sich lediglich um einen merkwürdigen Zufall?
    Die Frau aus dem Tor war eine hoch gewachsene Blondine mit silbernem Haar, wie man es hier noch nie gesehen hatte, und ihre Augen waren so blau wie der Himmel an einem Frühlingstag. Ihre Haut war hell, ohne jeden Makel, vollkommen, desgleichen ihre ebenmäßigen Züge. Sie hatte lange Beine, einen festen Körper und trug Unterwäsche aus reiner Seide. Unter dem Wirbeln ihres Kleides, zart wie Schmetterlingsflügel, war dies deutlich zu sehen. Was sie anhatte, war nahezu durchsichtig und umspielte ihren Körper wie silbrig glänzende Spinnweben.
    Sie hatte sie vom Himmel herabstoßen, landen und absitzen sehen. Nun schrie sie auf wie ein verängstigtes Kind und wandte sich zur Flucht.
    Sofort ging Canker auf alle viere nieder und setzte ihr in weit ausgreifenden Sprüngen nach. Doch nachdem er sie eingeholt hatte, zögerte er. Der Hunde-Lord und die fremdartige Frau blickten einander an. Sie hob die Hände, die sie zu Klauen gekrümmt hatte, mit scharfen, blutroten Nägeln, und bleckte die Zähne. Und er stand nur da, vollkommen reglos, und vor Verblüffung klappte ihm der Kiefer nach unten.
    Erst als Nestor und Zahar auf der Bildfläche erschienen, kam wieder Leben in ihn.
    »Bleibt weg!«, knurrte Canker und wirbelte zu den beiden herum. Die Drohung in seiner

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