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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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aufgeregte Stimmen laut wurden. Die Tür war nur angelehnt; Chung hatte sie beim Eintreten nicht geschlossen. Trask stieß sie auf und die beiden Männer sahen nach, was los war.
    Etwa auf halbem Weg entlang des Ganges standen Ian Goodly und eine Gruppe von ESPern dicht zusammengedrängt um die Tür zu einem der Räume und blickten hinein. Weitere ESPer eilten im Laufschritt hinzu. Trask warf Chung einen Blick zu und fragte: »Ist das nicht Harrys Zimmer? Ich habe das Namensschild entfernen lassen. Ich dachte mir, wenn Nathan lesen lernt, würde ihn das nur ablenken.«
    Als Trask und Chung den Flur entlanggerannt kamen, wichen die ESPer von der Tür zu Harrys Zimmer zurück, ja mit einem Mal sah es so aus, als würden sie geradezu weggeschleudert. Im nächsten Augenblick war der Flur von einem grellen Licht erfüllt, das aus der offenen Tür drang.
    Der Hellseher Ian Goodly schwankte, sich die Augen reibend, heran, während das helle Gleißen zu einem weißen Schimmer verblasste. Trask packte ihn am Arm. »Ian, was zur Hölle ...?« Doch Goodly war noch viel zu perplex, um irgendetwas zu erwidern.
    Gleich neben ihm stand Nathans Mathematiklehrer. Er war zwar weder ESPer noch gehörte er dem Dezernat an, doch war er eingehend überprüft und mit einem Eid zur Wahrung von Staatsgeheimnissen verpflichtet worden, ehe sie ihn eingeweiht hatten. Es handelte sich um einen kleinen Mann um die dreißig oder fünfunddreißig mit mausgrauem Haar und beginnender Stirnglatze. Er trug eine schwere Brille mit dicken Gläsern und sein Gesicht war weiß wie eine Wand. Er rang sichtlich um Atem. Trask packte ihn am Arm und fragte: »Was ist hier los?«
    »Nachdem der chinesische Gentleman unsere Mathematikstunde unterbrochen hatte«, antwortete der Mann, »fanden wir nicht mehr so recht den Anschluss an unsere Lektion. Ich ... ich ging mir einen Kaffee holen und Nathan nutzte die Gelegenheit, um sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Er sagte, in einem der Räume gebe es etwas, was er sich ansehen wolle.«
    Trask machte Anstalten, sich an ihm vorbeizuzwängen. Doch Ian Goodly hatte seine Fassung wiedererlangt und vertrat ihm den Weg. »Ben, es passierte ohne Vorwarnung«, stieß er hervor. »Ganz plötzlich wusste ich, dass etwas geschehen würde und auch wo. Ich war in meinem Büro, ließ alles stehen und liegen und ging sofort zu Harrys Zimmer. Nathan ist drin. Er sitzt am Computer.«
    Der helle Lichtschein war erloschen. Trask und Chung stürzten den Gang entlang, wichen ESPern aus, die ziellos herumstolperten oder an den Wänden lehnten und sich die Augen rieben. Als die beiden an Harrys Zimmer anlangten, kamen sie schlitternd zum Stehen und warfen einen vorsichtigen Blick durch die offene Tür.
    Mit kalkweißem Gesicht und offenem Mund saß Nathan vor dem Computer. Er blickte auf, sah die beiden und bedeutete ihnen einzutreten. Doch Trasks und Chungs Blicke gingen an ihm vorbei. Sie starrten den Bildschirm an und wussten, dass sie dies schon einmal gesehen hatten.
    Der Schirm erstrahlte in einem unnatürlichen Licht. Es war der Ursprung des schwachen Leuchtens, das die gesamte Konsole noch immer umgab. Davon hoben sich die Szenen ab, die in strahlenden Pastellfarben über den Bildschirm huschten – gestochen scharfe Computergrafiken, die eine Geschichte aus der Vergangenheit erzählten.
    Trask und Chung fehlten die Worte. Sprachlos standen sie da ...
    ... und ihre Gedanken wanderten zurück zu einer Februarnacht vor sechzehn Jahren, in der der Wind den Regen nur so in Schleiern vor sich hertrieb. Jeder verfügbare ESPer hatte den »Ruf« vernommen und war in die Zentrale des E-Dezernats geeilt. Hier hatten sie sich versammelt, um Zeugen des Todes von Harry Keogh zu werden, der in einer anderen Welt, einer fremden Dimension, starb. Was sie damals in der Einsatzzentrale gesehen hatten, spielte sich nun in ruckenden, eckigen, ansonsten aber ziemlich getreuen Grafiken vor ihnen ab.
    Eine menschliche Gestalt, ein Mann, stürzte, die Arme wie ein Gekreuzigter ausgebreitet, sich zeitlupenhaft überschlagend, einen Tunnel aus blau, grün und rot leuchtenden Streifen oder Fäden entlang. Kurze Unterbrechungen inmitten der Fäden erzeugten die Illusion von Bewegung, so als sei jedes einzelne Band aus einer Vielzahl kleiner Striche zusammengesetzt, die sich dem Betrachter entgegenreckten und erloschen, sobald sie den Schirm von innen »berührten«, ungefähr so wie die Leuchtspuren von Luftabwehrgeschützen, die sich auf ein Flugzeug

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