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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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meinem Vater? Aber was für eine Botschaft denn?«
    Niemand wusste eine Antwort darauf. Doch Trask hatte noch Mrs. Wills’ Stimme im Ohr, wie sie ihm damals erzählte, was ihr toter Mann ihr geraten hatte:
    »Meg, mein Schatz, du kümmerst dich um das Zimmer von Harry. Ich meine, man kann ja nie wissen, wann er’s wieder brauchen wird, oder ...?«

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Der Vorfall in Harrys Zimmer gab für Nathan endgültig den Ausschlag, sich seinen neuen Freunden anzuschließen. Sein bisheriges Zögern war weniger darauf zurückzuführen, dass er an ihrer Freundschaft oder an der Redlichkeit ihrer Motive zweifelte, als vielmehr auf die Tatsache, dass er sich nicht benutzen lassen wollte. Nun jedoch begann er einzusehen, dass auch sie ihm mit ihren überlegenen mathematischen und naturwissenschaftlichen Kenntnissen durchaus von Nutzen sein konnten. Denn was er auf dem Schirm des Computers gesehen hatte, jene unablässige Folge sich rasend schnell wandelnder Gleichungen, war nichts anderes als das, was ihm durch den Kopf ging, seit er denken konnte – der ihm bislang unbegreifliche Zahlenwirbel, hier erschaffen von einer Maschine beziehungsweise von einem unglaublich hartnäckigen Wiedergängerteilchen seines Vaters.
    Wenn der Zahlenstrudel – jene mathematischen Formeln, mit denen man das Möbius-Kontinuum zu beherrschen vermochte – in der Realität existierte und bei dem Necroscopen Harry Keogh funktioniert hatte, dann musste doch auch Nathan ihn sich zunutze machen können, zumal wenn man in Betracht zog, dass in dieser Welt, in der er gestrandet war, so gut wie alles von Computern beherrscht wurde. Und falls es funktionierte, dann nicht nur in dieser Welt, sondern auch auf der Sonnseite!
    So kam es, dass Nathans Motive, ganz im Gegensatz zum uneigennützigen Handeln Trasks und des E-Dezernats, reiner Selbstsucht entsprangen. Da die einzige Möglichkeit, wieder nach Hause zu gelangen, darin bestand, seinen neuen Freunden zu helfen, würde er sie eben nach Kräften unterstützen und dabei zugleich versuchen, hinter das bestgehütete Geheimnis seines Vaters zu kommen. Er wollte die Kontrolle über das metaphysische Möbius-Kontinuum erlangen. Denn nun, da er mit Sicherheit wusste, dass Harry Keogh hier gelebt und gearbeitet hatte und einer von ihnen gewesen war, brauchte Nathan keinen weiteren Ansporn mehr. Wenn Trask und dessen parapsychologische Organisation gut genug für Harry gewesen waren, dann sollten sie auch ihm, Nathan, genügen.
    Von jetzt an würde er, vorerst zumindest, auf Trasks Wünsche eingehen. Es sollte ja ein Geben und Nehmen sein. Im Augenblick war es an Nathan, etwas zu geben und mit nichts hinter dem Berg zu halten. Bezüglich gewisser Dinge allerdings hatte er ... einen Eid geschworen, den er niemals brechen durfte; und falls er doch gezwungen sein sollte, etwas preiszugeben, würde es bestimmt nicht schaden, wenn er sich ein bisschen unklar ausdrückte ...
    Seitdem Trask mit Nathan nach London gekommen war, hatte er sich vom Großteil seines profaneren Arbeitspensums frei gemacht – sofern man irgendetwas, womit der Leiter des E-Dezernats sich beschäftigte, profan nennen konnte. Nun konnte er sich voll und ganz Nathan widmen. Den Rest des Tages wollte er damit verbringen, sich Nathans Lebensgeschichte und seine Abenteuer auf der Sonnseite zu Ende anzuhören.
    Da Nathan sich dazu entschlossen hatte, in Harrys Zimmer einzuziehen, fand die Sitzung dort statt. Chung und Trask hatten bereits einen Teil der Geschichte aus Nathans Mund vernommen beziehungsweise sich die ersten Vernehmungsprotokolle durchgesehen, doch nun wollten sie weit mehr Details erfahren. Nathan zeigte sich jetzt ebenfalls viel mitteilsamer. Zunächst gab er ihnen einen kurzen Abriss seines Lebens auf der Sonnseite und erzählte ihnen, was ihm auf der düsteren, von Albtraumgestalten bevölkerten Sternseite Turgosheims widerfahren war. Wie es aussah, hatte er sich daran gewöhnt, seine Geschichte ständig aufs Neue zum Besten zu geben – erst von den dunkelhäutigen, spindeldürren Thyre, die in dem Ruf standen, als Nomaden durch die Glutwüsten der Sonnseite zu ziehen; dann dem Wamphyri Maglore in der Runenstatt und schließlich, nachdem Nathan für kurze Zeit zu seinem Volk zurückgekehrt war, Lardis Lidesci.
    Doch diesmal war es anders. Sie hatten Nathan mit einem Skizzenblock, Kugelschreibern und bunten Filzstiften ausgestattet und während er redete, unterbrach er sich hin und wieder, um Karten der

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