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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wert erachtet, würde ich die Beförderung gerne annehmen.«
    Während Wratha und Gore miteinander sprachen, hielten die Lords, die bereits auf der Treppe waren, wie auch diejenigen in der Landebucht inne, um zuzuhören. Nachdem Gore geendet hatte, klatschte Gorvi der Gerissene (verschlagen und hinterhältig, ganz seinem Namen entsprechend) kurz Beifall und rief: »Gut gesprochen!« Er hatte einen Riecher dafür, wann es Ärger gab, und er wäre der Letzte, der ihn verhinderte.
    Wran jedoch packte Nestor mit festem Griff am Arm und murmelte: »Verdammt nochmal! Das kompliziert die Sache ...«
    Wratha nickte und rief hinab: »Nun gut, Gore Saugersknecht, vielleicht kommst du besser erst mal nach oben.« Sie ließ ihren Blick über die anderen schweifen. »Aber, meine Herren, keine Handschuhe, wenn ich bitten darf! Das ist eine Regel, auf deren Einhaltung ich bestehen muss. Einige meiner Kreaturen sind äußerst schreckhafte Geschöpfe und ... nur schwer unter Kontrolle zu halten.« Das war als Warnung gedacht, nicht als Drohung. Wratha hielt ihre kleineren, persönlichen Kampfkreaturen stets an der Kette. Doch als sie den anderen vorausging und ihren Blicken entschwand, drang ihr täuschend liebliches Lachen zu ihnen hinab, und es gab niemanden, dem nicht klar gewesen wäre, wer hier oben in der Feste das Sagen hatte.
    Während der ganzen Zeit wandte Nestor kein Auge von ihr, bis zu dem Moment, in dem sie durch einen Türbogen im rückwärtigen Teil der Galerie schlüpfte und sich ihren Blicken entzog. Nestor blinzelte, schaute zu Wran hinüber und fragte: »War das Wratha?« Ihr Anblick hatte sich ihm ins Gedächtnis gebrannt und er sah sie noch immer vor sich.
    Sie war groß, genauso groß wie Nestor (beziehungsweise genauso klein, gemessen an der Gesellschaft, in der er sich befand). Ihr nachtschwarzes Haar fiel ihr, zu Zöpfen geflochten, auf die Schultern. Um den Nacken trug sie einen Goldreif, von dem Streifen schwarzen Fledermauspelzes herabhingen, um einen verruchten Umhang zu bilden. Schneeweiße, wie eingeölt glänzende Haut schimmerte zwischen dem Schwarz der Pelzstränge hindurch, die ihre Arme frei ließen. Die Spitzen ihrer festen Brüste ragten daraus hervor, ebenso ein langes, bleiches Oval des Schenkels und ein zartes Knie.
    Das Bild verblasste, doch unverwandt hielt Nestor seinen Blick nach innen gerichtet. Von Wrathas Augen war kaum etwas zu erkennen gewesen. Ein geschnitzter Knochenreif auf ihrer Stirn überschattete sie. Die blau funkelnden Kristalle an Wrathas Schläfen und Ohrringe der gleichen Farbe, die von den fein behaarten Läppchen ihrer Ohren herabhingen, dämpften die Glut ihres Blickes. Doch abgesehen von ihren schneckenförmig gewundenen Wamphyri-Ohren und der leicht abgeflachten Nase, deren Windungen nicht allzu ausgeprägt schienen – und natürlich von ihrer roten, gespaltenen Vampirzunge – abgesehen von diesen Dingen hätte sie gut und gern eine Szgany sein können.
    Kurz, sie entsprach eher dem Bild einer normalen Frau als der Vorstellung, die Nestor sich von einer Lady der Wamphyri machte. Zumindest was ihr Aussehen betraf ...
    »Wratha die Auferstandene! Ja, das war sie!«, erwiderte Wran griesgrämig und begann die steinerne Treppe emporzusteigen. Doch nach zwei Schritten hielt er inne, blickte zurück zu Nestor und sagte: »Sag bloß, du interessierst dich für sie? Es hat dich erwischt, was? Ausgerechnet dich!« Er schlug sich auf die Schenkel vor Lachen. »Hah!« Im nächsten Augenblick war er jedoch wieder ernst. »Sieh dich lieber vor, Nestor. Sie hat eine Schwäche für junge Männer von der Sonnseite.«
    Nestor ging hinter ihm her. »Gibt es da etwas, wovor ich mich in Acht nehmen müsste?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte der andere, während er die Treppe emporrauschte. »Es sei denn, du machst sie wütend. Es ist nicht unbedingt ratsam, den Zorn der Lady Wratha auf sich zu ziehen.«
    Missmutig ging Gore Saugersknecht hinter den beiden her. Er sprach kein Wort ...
    Sie stiegen drei ausgedehnte Stockwerke hoch zur Großen Halle der Wrathspitze, in der die Knechte der Lady eine Tafel für fünf Personen gedeckt hatten. Der Tisch war riesig. Über einen Meter fünfzig breit und fast vierzehn Meter lang, erstreckte er sich von Wrathas Knochenthron bis ans andere Ende des Saales. Drei Dutzend Gäste hätten ohne weiteres daran Platz gefunden. An seinem Kopfende stand auf einer leicht erhöhten Tribüne Wrathas großer Sessel, in dem die Lady Platz nahm. Der

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