Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
hing es in Gestalt einer Fledermaus von der Decke, allerdings aufrecht, mit dem Kopf nach oben. Es war breiter als ein Mensch und ein gutes Stück größer. Die Augen waren blutrote Dreiecke in einem pelzigen, lang gestreckten Kopf. Es sah aus wie eine Fledermaus, zugleich war es aber auch einem Menschen nicht unähnlich. Ein Zwitterwesen, das Vasagi in seinen Bottichen gezüchtet und dem er genügend Verstand gelassen hatte, seine Befehle zu befolgen. Zumindest einen, nämlich den Treppenschacht zu bewachen.
    Das Ding war nur schwer auszumachen. Es schien von Dunkelheit umgeben, in Düsternis gehüllt, verborgen von seinem rauchgrauen Fell. Doch als es das halb rattenartige, halb menschliche Gesicht fauchend und spuckend nach vorn stieß, war offensichtlich, was es vorhatte. Wenn Nestor und die anderen weiterwollten, mussten sie an diesem Wächter vorüber.
    »Huh!«, keuchte Canker Nestor ins Ohr und packte ihn an der Schulter. »Gar nicht mal so grotesk. Jede von Vasagis Kreaturen ist anders ... Er hat immer herumexperimentiert! Die hier habe ich noch nie gesehen. Aber geh weiter! Zeige dich ihr!«
    Das Ungeheuer war drei Schritte entfernt, mit seinem dunklen Fell in den Schatten des Torbogens noch immer nahezu unsichtbar. Nestor tat einen zögernden Schritt in den nun waagerecht verlaufenden Gang – und der Wächter glitt aus seiner Nische und versperrte ihm den Weg! Außerdem gewann das Monstrum an Kontur! Es war tatsächlich in Dunkel gehüllt, in die Schwärze seiner ledrigen, dünnen Hautschwingen, die es so um den Leib gefaltet hatte, dass sie einander überlappten. Wo die Schwingen am Körper anlagen, wimmelte die Finsternis von sich windenden, rosafarbenen Würmern!
    Die Kreatur riss das Maul sperrangelweit auf und gab den Blick auf mehrere Reihen langer, weißer, nadelspitzer Zähne frei, die sich bis tief in den blutroten Schlund erstreckten. Derartige Zähne vermochten einen Mann in Stücke zu reißen und konnten ihm innerhalb eines Augenblicks das Gesicht oder die Glieder zerfleischen. Doch selbst jetzt war das Wesen bei Weitem nicht so furchteinflößend wie die Bestien, die Wratha als Wächter dienten.
    Ich bin dein Herr!, verkündete Nestor der Kreatur. Ich trage Vasagis Ei in mir. Tritt zur Seite, denn ich möchte passieren. Ebenso diese Männer hier, die mich begleiten. Sie sind meine Freunde – im Augenblick jedenfalls! Ohne Atem zu holen, trat er einen Schritt nach vorn ...
    ... und das Wesen glitt auf ihn zu!
    Es breitete seine Schwingen aus, aber es waren überhaupt keine Schwingen. Von den Achseln und Unterarmen der Kreatur erstreckte sich ein dichtes Gewebe aus Fleisch bis hinab zu den Knien respektive dahin, wo sich bei einem Menschen die Knie befunden hätten. Zu beiden Seiten des Körpers bildete es pelzige Decken, die wie Schwingen wirkten. Zumindest auf den ersten Blick. Tatsächlich jedoch handelte es sich um Fallen!
    Auf der Sonnseite gab es Blumen, die ähnlich funktionierten. Sie hatten stachelbewehrte, saftige Blütenblätter, die sich um ihre Opfer, Insekten, schlossen, um diese zu verschlingen. Doch dieses Wesen hier war nicht dazu gedacht, Insekten zu verschlucken. Außerdem verfügten die Blumen auf der Sonnseite weder über Intelligenz noch konnten sie sich vom Fleck bewegen!
    Ehe die »Schwingen« sich um Nestor schlossen, erkannte er, dass es sich bei den rosafarbenen Würmern darunter lediglich um die Spitzen heftig zuckender Tentakel handelte, die um die dunkle, mahlende Öffnung eines Saugmaules herum angeordnet waren. Das Ding hatte zwei Münder und nur einer davon befand sich im Gesicht. Dann umfingen ihn die Tentakel, umklammerten seine Arme und schoben ihn auf das Maul zu, das sich direkt vor ihm auftat, und die gewaltigen, bebenden Lefzen strichen über ihn!
    Einen Moment lang verging Nestor Hören und Sehen. Der Gestank nach verfaulendem Fleisch drang ihm aus dem offenen Magen entgegen und der Verdauungssaft hinterließ ein glitschiges Gefühl auf seiner Haut. Ihm wurde übel. Es dauerte nur einen Augenblick – dann ließ der Wächter von ihm ab, faltete seine Hautlappen wieder ein und glitt einigermaßen verwirrt zurück. Die glühenden Augen blinzelten zögernd, ehe er sich rückwärts in seine Nische zwängte und sich dort niederkauerte.
    Nestor wäre um ein Haar ins Wanken geraten, doch Canker trat zu ihm und hielt ihn am Ellenbogen fest. »Hervorragend!«, knurrte das Hundewesen. »Vasagis Bestie hat ihren neuen Herrn anerkannt.«
    Nestor kribbelte die Haut

Weitere Kostenlose Bücher