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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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wie Danio und Simeon sich stritten, wie alles aus den Fugen geriet und wie die zerrüttete Hausgemeinschaft sich dennoch um Vampir kümmern musste. Bei der Vorstellung, was die Dorfbewohner tun würden, wenn sie von ihm wüssten, lief mir ein Schauer über den Rücken.
    „So weit ist es nun gekommen“, fügte Anica kaum hörbar hinzu. „Dass ich deinem verdammten Mann nachlaufe wie eine Hündin. Bestimmt denkst du, ich bin heute nur hier, um ihn zu sehen. Aber du täuschst dich. Ich bin wegen Milutin hier. Er war immer gut zu mir.“
    Sie zuckte zurück, als ich meine Hand auf ihren Unterarm legte. Ich trat so nah an sie heran, dass sie sicher meinen Atem fühlen konnte.
    „Anica“, flüsterte ich, „ich halte Danio nicht von dir fern. Bitte, sage es niemandem, aber ich ... habe die Türme schon vor Wochen verlassen.“
    Ihr Kopf flog herum, weit aufgerissene Augen starrten mich an. „Was?“, hauchte sie. „Aber wo ...“
    Ich legte den Finger warnend über die Lippen. Anica wollte noch etwas sagen, aber in diesem Moment erklang ein Rumpeln. Alle Köpfe wandten sich zum Tor. Ich schauderte, als ich sah, was dort mit Bahrenesel und Totenkarren zum Friedhof gebracht wurde: Jovans Sarg. Anica fasste mich mit festem Griff um die Taille und ich war ihr unendlich dankbar dafür.
    „Na los“, sagte sie leise, als mir Pandur zuwinkte. „Was auch geschehen ist, du musst deinen Schwiegervater heute begleiten.“
    Zögernd trat ich zu dem Karren und ging neben dem schwarzen Esel her, der sich abmühte, seine Last auch noch das letzte Stück bergauf zu ziehen. Ich fröstelte bei dem Gedanken, dass Jovan in dieser erdverschmierten Kiste lag. Was, wenn er wirklich zum Vampir geworden ist?, schoss es mir durch den Kopf. Und schlimmer noch: wenn er so aussieht wie Marja und sein jüngerer Sohn?
    Die Offiziere und der Hadnack musterten mich neugierig. Neben ihnen stand ein blasser, blonder Trommlerjunge mit einer Haut wie wässrige Milch. Offensichtlich war ihm todübel. Aber auch Medicus Tramner wirkte ein wenig mitgenommen. Zumindest holte er tief Luft, als der Sarg von dem Karren genommen und vor ihm abgestellt wurde. „Kein schöner Tag“, murmelte er betrübt. „Dein Schwiegervater war ein guter Mann, ich mochte ihn wirklich. Es ist unwürdig, dass wir seine Ruhe stören. Wenn du es nicht mit ansehen willst, solltest du dich abwenden, Jasna.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Nun gut“, sagte Tramner, dann beugte er sich zu mir und wisperte: „Warte, bis wir mit der Untersuchung fertig sind, und komm dann zu mir. Ich habe etwas aus Jagodina mitgebracht, das ich dir geben soll.“
    „Aus Jagodina? Für mich?“
    Doch Tramner hatte sich schon abgewandt. Dafür trat der Pope an mich heran. „Das ist dein Hausherr?“ Seine Stimme klang brummend und tief, und als ich hochblickte, sah ich in gütige braune Augen unter buschigen Brauen.
    „Ja, Euer Hochwürden.“
    Freundliche Fältchen spielten um die Augen des Priesters. „Nur Mut“, redete er mir gut zu. „Ich habe schon viele Vampire gesehen und vernichtet. Wenn dieser hier einer ist, werden wir ihn erlösen. Dann findet er seinen Frieden und wird sich nicht länger quälen.“
    Seine Ruhe flößte mir Zuversicht ein und ich rang mir sogar ein Lächeln ab.
    Jovans Sarg wurde von der Bahre gehoben und in den Schnee gestellt.
    „Aufmachen!“, befahl Tramner.
    Der Hadnack gab Manko und dem Zimmermann ein Zeichen, woraufhin sich beide bekreuzigten, ihre Spaten nahmen und den Deckel des Sargs aufstemmten.
    „Anđelko?“, sagte der Hadnack und der Priester trat näher. Ich hielt meine eigenen Hände so fest, dass ich jeden Herzschlag in den Fingern spürte. Nur zu gut konnte ich den Trommlerjungen verstehen, dessen Blässe nun einen grünlichen Ton angenommen hatte.
    Manko stieß den Deckel mit dem Fuß vom Sarg. Ich wollte mutig sein, aber nun wandte ich schnell den Kopf zur Seite. Der Geruch nach feuchtem Süßholz und modriger Erde verursachte mir Übelkeit. Ich hörte den Aufschrei der Dorfbewohner und ein gemurmeltes Gebet des Priesters. Dann zwang ich mich, ebenfalls hinzusehen.
    Im ersten Augenblick war ich einfach nur erleichtert. Es war immer noch Jovan. Aber er zeigte verräterische Spuren: Er sah wohlgenährt aus, seine Haut hatte sogar noch Farbe und die Bartstoppeln wuchsen ihm am Kinn. Vor allem aber zeigte er nach mehr als vier Wochen im Grab keinerlei Anzeichen von Zerfall. Nun bekam auch ich Angst.
    „Vampir!“, zischte es in den Reihen der

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