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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Jelena-Quelle“, antwortete ich leise.
    Sie nickte und nahm den Krug ohne einen Dank an sich. „Gut, dass du es nicht dem Priester gegeben hast. Er hätte es dir sicher über den Kopf gegossen. Aber für mich ist es genau das Richtige, um Wölfe fernzuhalten. Für den Zauber, den du dir von mir wünschst, braucht es allerdings ganz andere Zutaten.“
    „Welchen Zauber meint Ihr, Großmutter?“
    Natürlich wusste ich genau, was sie meinte. Auch im Taldorf hatte kaum ein Mädchen ohne Zauber und Beschwörungen geliebt und geheiratet.
    Branka, die eben noch gelächelt hatte, wurde ernst. „Na, für deinen Mann. Du willst doch, dass er dich liebt, nicht wahr? Nimm die Erde von seinem Fußabdruck und pflanze eine Nevenblume darin ein. So wie die Blume wird auch seine Zuneigung zu dir erblühen. Wenn du es allerdings eilig hast – und ich glaube, du hast wirklich nicht viel Zeit zu verlieren –, dann töte bei Neumond eine schwarze Katze, backe ihr Herz in einen Kuchen ein und gib Danilo davon zu essen.“
    „Ich brauche keinen Zauber!“
    „Bist du sicher?“ Die Alte lachte rau, als wüsste sie es besser. Seelenruhig schob sie mir einen Becher Milch hin.
    „Willst du etwa behaupten, dass dein Mann gerne in dein Bett kriecht?“, fragte sie listig. „Eure Knechte erzählen da etwas ganz anderes.“
    Sie war so geschickt im Aushorchen wie alle älteren Frauen. Tausend empörte Erwiderungen lagen mir auf der Zunge, doch ich gab ihr keine Antwort. Branka schien in meinem Gesicht zu lesen, dann warf sie den Kopf zurück und lachte wieder. Eine graue Locke rutschte unter ihrem Kopftuch hervor, aber sie schob sie nicht zurück.
    „Du bist tatsächlich nicht dumm“, meinte sie anerkennend. „Nun, dann fangen wir es eben andersherum an: Sag mir, was du wirklich von mir wissen willst! Über die Hühner und Ziegen können wir dann später noch reden.“
    Ich wich ihrem Blick aus und starrte stattdessen in den Becher.
    „Die ... Kirche ist so klein und hat keinen Glockenturm“, druckste ich herum.
    „Das will ich meinen!“ Branka lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Als die Türken noch über uns herrschten, durften unsere Kirchen nicht größer und schöner sein als die Moscheen. Damals rief Milutin zur Messe, indem er zwei Bretter gegeneinanderschlug, denn Glocken waren verboten. Als Erinnerung an die Glaubensstärke seines Dorfes will er bis heute keinen Glockenturm haben. Ein guter, ein wirklich frommer Mann. Als wir noch unter türkischer Verwaltung unter den hohen Kopf steuern ächzten, war er es, der die Gemeinde zusammenhielt und sie in ihrem Glauben bestärkte. Nun, jedenfalls wirst du staunen, wie prächtig unsere Kirche innen ist!“
    Sie sagte das, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich es mit eigenen Augen sehen würde. Das gab mir Mut für meine nächste Frage.
    „Der Priester sagte, meine ... Schwiegermutter sei eine Hexe gewesen. Und stimmt es, dass die Männer vom Gut verflucht sind?“
    Branka schnalzte bekümmert mit der Zunge. Aus zusammengekniffenen, dunkelbraunen Augen betrachtete sie mich mitleidig.
    „Vuković hat es dir also auch nicht gesagt, was? Na ja, wozu auch. Es ändert ja nichts.“ Sie seufzte und setzte sich zurecht. „Ach, mein gutes Mädchen. Es stimmt leider. Nicht für alles Türkengold und Wiener Geld würden die ehrbaren Mädchen hier deinen Teufelsmann heiraten. Er ist der Sohn von einem, der nicht im Grab bleiben wollte.“
    „Aber Danio ist doch Jovans Sohn!“
    Branka schüttelte entschieden den Kopf. „Sein Vater hieß Goran. Danios Mutter hat ihn am offenen Grab geheiratet, ich war dabei. Hör auf, mich so anzusehen, Mädchen. Ich kann doch nichts für all das Elend, das daraus entstanden ist!“
    „Sie war also eine Totenbraut?“, flüsterte ich. „Aber das ist doch nichts Verwerfliches! Da steckt noch etwas anderes dahinter, nicht wahr? Sagt es mir bitte. Ihr kanntet Marja sicherlich gut.“
    Branka zuckte mit den Schultern. „Nicht besser oder schlechter als jeder andere hier. Sie kam aus der Fremde. Jovan war lange Jahre nicht mehr hier gewesen. Erst kurz vor dem Tod seines Vaters kehrte er zurück. Marja brachte er mit, nicht als Frau, oh nein. Als Ledige, die er heiraten wollte!“
    Ohne es zu bemerken, hatte ich die Hände so fest um den Becher Milch geschlossen, dass sie fast schmerzten. Aus der Fremde! , dachte ich. Sie war wie ich!
    „Die meisten sagen, sie stammte aus der Gegend um Svilajnac. Sie war die schönste Frau, die ich

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