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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Hexen so sind: Sie stiften Unfrieden, verderben die Milch und bringen den Tieren Krankheiten. Sie holen den Mond vom Himmel und melken ihn wie eine Kuh ...“
    „Ich weiß“, unterbrach ich ihn ungeduldig. „Was hat das mit Jovan und dem Gut zu tun?“
    Dušan lachte und senkte die Stimme. „Wenn eine Hexe einen Mann haben will, schlägt sie ihm nachts, während er schläft, mit einem Zweig auf die linke Brust. Die Brust öffnet sich und die Hexe nimmt das Herz und frisst es auf. Das Opfer lebt weiter, solange die Hexe es will. Und Jovan, sagt man im Dorf, ist ein Mann ohne Herz. Sie sagen ...“ – er zwinkerte mir zu, als wäre diese furchtbare Geschichte ein Schwank – „... die Vuković-Männer stehen alle unter dem Bann des Bösen.“
    „Und ... was reden sie über mich?“
    Dušans Blick glitt zu meinem Korb. Ich verstand, brach ein weiteres Stück vom Kuchen ab und reichte ihm die Bezahlung, die er sofort nahm.
    „Das erzähl ich dir, wenn wir uns das nächste Mal sehen“, sagte er, drehte sich auf dem Absatz um und ging zu seinem Pferd hinüber.
    „Halt, du Dieb! So war es nicht ausgemacht!“ Am liebsten wäre ich ihm hinterhergestürzt, aber ich besann mich gerade noch rechtzeitig. Der Mann mit dem Spaten tauchte in diesem Augenblick auf und ging mit schlurfenden Schritten um die Kirche herum. Er tat so, als würde er mich nicht beachten, aber ich wusste es besser. Die Fremde, die einem Fahrenden hinterherlief wie eine Bittstellerin – das wäre Zunder für die Gerüchte! Also ging ich zu der Holzbank unter dem Baum und setzte mich. Ich nestelte an meinem Korb, aber natürlich beobachtete ich verstohlen, wie Dušan seinem Pferd den Hals klopfte. Seltsamerweise berührte mich die Geste. Inmitten der Kälte, die mich hier umgab, war es eine Insel aus Freundlichkeit. Und dann tat der Holzfäller etwas Unfassbares: Er sah herausfordernd zu mir herüber, nahm beide Kuchenstücke und gab das kostbare Essen dem Pferd!
     

     
    Beim Popen würde ich an diesem Tag nichts mehr ausrichten, das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass es in jedem Dorf stets mindestens zwei Gewalten gab. Ich ließ das Gebäck auf einem bestickten Tuch auf der Bank zurück, wo der Priester es entdecken musste. Dann machte ich mich auf die Suche.
    „He, Kleine!“, rief ich einem Mädchen zu, das einen Krug Milch in ein Haus trug. „Wo wohnt die weise Frau?“
    Das Mädchen bekam riesige Augen und antwortete mir nicht, aber wie alle Kinder verriet sie das, was sie nicht sagen wollte, auf andere Art: Bevor sie stumm ins Haus flüchtete, warf sie blitzschnell einen verstohlenen Blick zu einem Häuschen, das sich etwas abseits an den Hügel schmiegte.
    Als ich wenig später dort ankam, stellte ich fest, dass niemand da war. Nur zwei misstrauische Hunde bewachten das Haus. Ich setzte mich ein ganzes Stück entfernt ins Gras und wartete. Bald darauf verkündete die Glocke das Ende des Gottesdienstes und ich sah eine Frau den Hügel hochschnaufen. Sie trug ein schwarzes Kopftuch und war mindestens so wohlgenährt und kräftig wie die Bäuerin Stana. Ihr Mund war hart und entschlossen, eine Zornesfalte ließ ihr mondrundes Gesicht streng wirken.
    „Ach, die Braut aus der Fremde“, begrüßte sie mich. „Wie nennt man dich, Kind?“
    „Jasna, Großmutter.“
    Sie nickte und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.
    „Schön“, sagte sie weder freundlich noch unfreundlich. „Und was für ein Kummer führt dich zu mir?“
    „Eigentlich wollte ich nur fragen, wo ich einen Hofhund bekomme“, antwortete ich ausweichend. „Ihr habt gute Wachhunde, wie ich sehe. Und ich brauche auch Hühner und Ziegen für unseren Hof.“
    Die Frau lachte – ein kehliges Lachen, selbstsicher und laut wie von einem Mann. „Mir brauchst du nichts vorzumachen, Mädchen. Du versuchst mutig zu sein, aber in Wirklichkeit fühlst du dich ausgestoßen und allein.“
    Ich wurde rot und schluckte, doch ich erwiderte nichts.
    „Na, komm erst einmal rein“, sagte sie etwas sanfter. „Branka jagt niemanden fort und auch für dich finden wir ein Mittelchen!“
    Es tat gut, endlich einmal willkommen geheißen zu werden. Brankas Stube ähnelte ein wenig der Dachkammer, die ich mit Bela geteilt hatte. Sie war niedrig und winzig und duftete nach getrockneten Kräutern, die in Sträußen und Büscheln vom Dachbalken hingen.
    „Was hast du mir mitgebracht?“, fragte Branka und deutete auf den Krug in meinem Korb.
    „Wasser aus der

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